Archiv der Kategorie: Gemeinschaft

Paradies und himmlisches Brot

Es gibt vieles, was ich nicht sehe. Die Luft sehe ich nicht. Doch ich atme sie ein und wieder aus. Und ich spüre den Wind. Bei Gott ist es ähnlich und doch anders. Ich sehe ihn nicht. Ich atme ihn nicht ein und wieder aus. Ich spüre nicht seinen Wind. Nicht so wie der Prophet Elias, der Gott im Säuseln des Windes spürte und hörte. Der leise Wind war ein Gottesmedium für Elias. Vielleicht sollte ich die Natur stärker als Medium für Gott beachten.
Menschen, so merkte ich, können für mich solche Medien sein. Ich sah bei einigen, dass durch sie Gott zu mir spricht. Manchmal habe ich auch erlebt, dass das himmlische Brot bei der Messe ein Medium ist, durch das der Unbegreifliche mich berührt.
Es tut gut, wenn wir das Brot am Sonntag teilen und Gemeinschaft werden. Ich bin in vielen Gemeinschaften gewesen und habe die Erfahrung gemacht, dass ich in jenen, die Gott, Jesus und den Heiligen Geist in ihrer Mitte haben, willkommen bin und mich gehalten weiß.

Befreit von Angst und Einsamkeit

Viele haben schon einmal eine Panikattacke erlebt. Immer mehr Menschen leiden unter Angstzuständen. Da hilft kein gutes Zureden. Die Angst ist da und sitzt tief. Das Vertrauen fehlt. Die Menschen sagen: „Ich kann nicht mehr dem Leben vertrauen. Es fehlt mir das Vertrauen.“
Zu meinem Kind sagte ich: „Vertrau mir, ich fange dich auf.“ Bei Gott ist es ähnlich. Er sagt: „Vertrau mir, ich fange dich auf.“
Er lockt mich, ihm zu vertrauen. Das ist das Zentrum der christlichen Botschaft: „Lass dich ganz auf mich fallen. Lass dich auf mich ein. Verlass dich ganz auf mich.“ Gott wirbt um mein Vertrauen. Er möchte mich von meiner tiefen Grundangst befreien. Es geht nicht um die oberflächliche Angst vor einem Unfall. Es geht um die Grundangst, die das ganze Leben vergiftet. Davon möchte Gott uns befreien, dafür wirbt er indem er unser Bruder wird.
Die Kirchen haben dies zu verkünden, in Gemeinschaft zu feiern und zu leben. Es ist das Zentrum der göttlichen Botschaft.

Auf andere zugehen

Es gibt Spaltungen in unserer Gesellschaft. Nach dem zweiten Weltkrieg gab es in Österreich die Lager von SPÖ und ÖVP und dann kam mit Haider das Lager der FPÖ dazu. Wir merken, dass sich Gesellschaften nach politischen Richtungen und Parteien spalten. Das hat einerseits den Vorteil, dass es eine kontrollierende Opposition gibt, andererseits kann es zum Nachteil werden, wenn der Hass zwischen den Gruppen wächst.

Ähnlich war es bei Jesus, als er angefeindet wurde, weil er die Grenzen zu den Anderen überschritt und mit den Anderen gegessen hat. Da kam Hass auf. Für Jesus war das aber ein Weg, der zu allen Menschen führt. Er sah, dass die Liebe allen gilt. Er war dabei nicht allein. Er sah sich verbunden mit seinem himmlischen Vater und der Heilige Geist lockte ihn, kreativ zu handeln. Diese Impulse leben viele und wir Christinnen und Christen – wenn es gut geht. Wir schauen auf Jesus und lassen uns vom Heiligen Geist locken, kreativ zu handeln, Grenzen überschreitend.

Gott im Brot und in den Armen 

Ich will nicht verhungern, ich will nicht einsam leben und ich hasse den Tod. Unsere Religion bringt Antworten auf die Bedürfnisse und bildet Rituale zum Essen, zur Gemeinschaft und zum Leben nach dem Tod. Daran erinnert das Fronleichnamsfest. Es dreht sich dabei alles um ein spezielles Brot. Es ist einerseits Symbol für unseren Hunger nach Essen und andererseits Symbol für unseren Hunger nach Liebe, Freiheit und nach Gott. Jesus begründete dieses Ritual, in dem er als Gottes Sohn sagt: „Das ist mein Körper. Ich bin Brot. Brot des Lebens. Wer dieses Brot isst, wird leben, auch wenn er oder sie gestorben ist.“

Jesus verkörpert sich im konsumierbaren Brot. Das macht uns zu einer Gemeinschaft und schenkt uns Leben in göttlicher Fülle. Aber dabei bleibt es nicht. Die Dynamik der geht an die Grenzen. Der Sohn Gottes identifiziert sich mit den armen und leidenden Menschen.

Er sagt: „Was ihr dem Geringsten meiner Brüder und Schwestern macht, das macht ihr mir.“ Er wird greifbar. Wenn ich Gott und Jesus erleben möchte, dann kann ich zum Tisch gehen, Brot essen und ich kann zu den Armen gehen und mit ihnen leben und Jesus hören, wenn er sagt: „Selig, ihr Armen, denn euch gehört das Reich Gottes.“ (Lukas 6,20: Joh 6,51).

Die Falten in der Spiritualität

Wir können uns in guter Umgebung vielfältig entfalten. Könnte es sein, dass der göttliche Urgrund sich ständig entfaltet?

Im Museum für Angewandte Kunst gibt es eine Ausstellung zu „Falten“ und das hat mich inspiriert, den Falten im Leben nachzugehen. Schon das Embryo beginnt mit einer Faltung. Es ist zuerst eine „flache Embryonalscheibe, die sich in drei Schichten differenziert: Endoderm, Mesoderm und Ektoderm. Sämtliche Organe des menschlichen Körpers entwickeln sich aus diesen drei Gewebearten. Sie fangen an, sich zu biegen und falten, um einen länglichen Körper zu bilden.“ (aus: http://www.visiblebody.com)
Wir entfalten uns in der Vielfalt der Beziehungen und der Gemeinschaften.
Das Falten ist ein Prinzip des Lebens. Der Ursprung des Universums ist ein in sich selbst gefalteter Gott, ein Gott, der Sich selber denkt. Dabei ist er schon bei der ersten Faltung dreifach: Ich (1) denke (2) mich (3). Er faltet sich in der Selbstreflexion. Auch wir Menschen machen es nach: Ich (1) denke (2) mich (3). Dieser Faltung fehlt aber noch die Außenfaltung, indem ich es sage und andere und ich hören es. Ich (1) sage es (2) dir bzw. mir (3). Bei Gott ist es ähnlich.

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Die urchristliche Genossenschaft

In der Apostelgeschichte erzählt Lukas von der urchristlichen Gemeinde, in der die Gläubigen mitsammen das Brot brachen, Gott lobten und alles teilten. Sie verkauften Hab und Gut und gaben jedem so viel, wie er/sie nötig hatte. (Lk 20,19-31)

Eine ähnliche Form des gemeinsamen Handelns ist die Genossenschaft. Da wird ein Teil des Eigentums geteilt, aber es muss nicht unbedingt eine Zuteilung an Arme stattfinden. Auf jeden Fall haben Genossenschaften viele Vorteile. Gemeinsam geht vieles besser.

Unsere Zukunft auf unserer Erde

Über hundert Besucherinnen und Besucher kamen gestern zum spannenden Vortrag von Prof. Sigrid Stagl in Pressbaum, NÖ zur Zukunft der Erde und den Grenzen des „Immer Mehr“. Es wurde ein sehr informativer Abend mit sehr guten Zukunftsideen.
Es gibt trockene Böden und gestresste Wälder, die uns die Grenzen des Wachstums zeigen. Es gibt auch das neue Abkommen über die Ozeane und Gemeinschafts- und Genossenschaftsprojekte, in denen viele Bedürfnisse abgedeckt werden.
Die Frage „Wie wollen wir, dass 2040 unsere Region aussieht?“ werden wir uns am 12. April 2023 bei der Zukunftswerkstatt stellen.

Neujahr 2023: Zuversicht und Gemeinschaft

Ich bin hin und hergerissen. Einerseits höre ich, dass Jugendliche in einem ukrainischen Dorf Häuser reparieren und eine Gemeinschaft „Repair Together“, „Zusammen reparieren“ gründeten. Das gibt mir große Zuversicht. Andererseits sehe ich auch die Zerstörung von Teilen dieser Welt. Da erinnere ich mich an den Spruch: Viele kleine Leute an vielen kleinen Orten, die viele kleine Schritte tun, können das Gesicht der Welt verändern. Ich glaube, dass Gott diese kleinen Leute inspiriert.

Johannes Kaup hat in seiner Sendung „Hoffnungszeichen im Krieg. Die Kraft der Zuversicht in Krisenzeiten“ Marc Wallert vorgestellt, der in Malaysia mit seinen Eltern entführt wurde. Seine Überlebenszuversicht („Dschungelstrategie“) wurde gestärkt durch die Hilfe für seine Mutter. Er machte die Erfahrung: Wer anderen hilft, hilft sich selbst. Dahinter steht bei ihm die Überzeugung, dass der Glaube helfen kann. Sein Vater hatte das Gefühl, Gott hält seine schützende Hand über ihm. Wallert sagt: „Glaube ist eine große Kraft, die helfen kann, ein Schicksal leichter anzunehmen, aber auch damit umzugehen. Wir haben erfahren, dass Menschen Gebetskreise für uns einberufen haben. Ich glaube, dass Gebete ankommen.“


Am Sonntag wird an die Hirten bei der Geburt Jesu erinnert. Sie waren obdachlos, in Furcht und Stress. Gerade zu ihnen kam der Bote Gottes und sie kamen als Erste zum neugeborenen Kind. Jesus wird später sagen: Die letzten werden die ersten sein. Er holt die Ausgestoßenen und führt sie in die Gemeinschaft der Söhne und Töchter Gottes. Bilden wir doch 2023 diese Gemeinschaft!

Wir brauchen Freunde

Alleine kann ich nicht leben. Ich brauche die anderen Menschen. Der Schriftsteller Lothar Zenetti erzählt eine Geschichte von ein paar Menschen, die an einem kalten Abend um ein Feuer saßen. Die Glut wärmte sie und der Schein der Flammen erhellte ihre Gesichter. Da war aber ein Mann unter ihnen, der wollte nicht länger im Kreis bei den anderen sitzen, sondern für sich allein. So nahm er einen brennenden Holzspan vom gemeinsamen Feuer und setzte sich abseits, fern von den andern. Der glimmende Span leuchtete auch ihm und strahlte Wärme aus. Bald aber ließ die Glut nach, der allein sitzende Mann spürte erneut die Dunkelheit und die Kälte der Nacht. Da besann er sich und nahm das schon erkaltete Stück Holz und trug es zurück in die Glut des großen Feuers, wo es sich erneut entzündete, Feuer fing und zu brennen begann. Der Mann setzte sich wieder in den Kreis der anderen. Er wärmte sich auf, und der Schein der Flammen erhellte sein Gesicht.
Ich denke mir, das Feuer ist Jesus, der uns wärmt und leuchtet. Er will alle, auch die Vereinsamten und Kaputten in den Kreis holen. Er lässt niemand verloren und alleine draußen.

Der Heilige Geist rührt uns an

Ich merke, wie schwer es mir fällt, gute Gespräche zu führen. Da brauche ich die Hilfe des pfingstlichen Geistes. Pfingsten ist das Fest der Gemeinschaft, ja der ganzen Menschheitsfamilie. Die Verbindung mit anderen wird durch den Heiligen Geist tiefer, schöner und liebevoller. Der Geist schenkt uns die große Hoffnung, dass nach dem Tod ein Leben mit Gott und allen Verstorbenen wartet. Diese große Hoffnung auf Vollendung verändert unser konkretes Leben auf der Erde. Wir brauchen keine Angst vor dem Tod haben und können locker mit anderen arbeiten, spielen, sporteln, musizieren und feiern. Wir müssen nicht gestresst von einem Termin zum anderen hetzen. Wir haben unendlich viel Zeit. Der Heilige Geist verbindet uns mit unseren Toten, die auf uns bei Gott warten. Wenn eine Mutter stirbt und voll Sorgen um ihr Kind ist, kann sie nicht vollendet glücklich sein. Nur dann, wenn alle bei Gott sind, sind wir erfüllt, glücklich und vollendet.

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