Hitzerekorde in Frankreich und Japan, Sturzfluten in Australien und Brasilien, Dürre in den USA und China: Die Klimakrise schlägt immer größere Wellen, und ihre Auswirkungen waren 2022 weltweit zu spüren. Die verursachten Schäden sind immens. Das wohl am härtesten getroffene Land war Pakistan.
Daniel Schrott von der ORF-Wetterredaktion notiert die extremsten Wetterereignisse des Jahres 2022. Dies zeigt, dass es seit Jahren mit dem Klima immer katastrophaler wird. Ein Hauptgrund sind die 40,4 Milliarden Tonnen CO2, die die Menschheit 2022 ausgestoßen hat.
Wenn ich mir die Zahlen der Erderwärmung ansehe, dann frage ich mich, ob die Menschheit die Erde unbewohnbar macht. Wo ist Hoffnung? Das Christentum ist eine Religion der Hoffnung und der Kreativität. Ich hoffe auf die Hilfe Gottes und auf das Handeln von uns Menschen. Im Advent warten wir auf das göttliche Kind, in dem Gott uns Hilfe zusagt und etwas kreativ Neues bringt. Dabei spielt der Heilige Geist eine entscheidende Rolle. Schon bevor Maria schwanger wird, gibt der Engel Gabriel dem alten Zacharias zu verstehen, dass sein Sohn Johannes vom Mutterleib an vom Heiligen Geist erfüllt ist. Auch über Maria kommt der Heilige Geist, sodass der kleine Jesus schon im Mutterleib voll des Heiligen Geistes ist. Als dann Maria ihre Verwandte Elisabet trifft, wurde diese vom Heiligen Geist erfüllt und ihr Kind hüpfte vor Freude in ihrem Leib. Ich hoffe, dass der Heilige Geist in unser Herz kommt und uns hilft, kreativ auf die Krisen zu reagieren.
Jörg Alt kann schroff sein im Umgang. Bei der ersten Begegnung will er Fragen zu seiner Biographie abwürgen, um schneller zu seinem Anliegen zu kommen: der Rettung der Menschheit. Angesichts der Geschwindigkeit, mit der die Erde – auch nach Ansicht der besonnensten Wissenschaftler – der Klimakatastrophe entgegenrast, sind keine Umwege mehr zu dulden, auch Freundlichkeiten führen nicht weiter. So sieht das Alt, so sehen es viele Aktivisten der „Letzten Generation“, mit der Alt gemeinsame Sache macht. Aber was führt dann weiter?
Viele Menschen wähnen sich in einer Welt, die längst nicht mehr existiert. Einer stabilen Welt, mit Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Berechenbar, planbar. Darunter sind leider weite Teile der politischen Elite.
Der Einmarsch des russischen Heeres am 24. Februar 2022 in die Ukraine veränderte alles. Der Friede ist vorbei. Der Krieg begann aber schon 2014 mit dem Überfall auf die Krim und die Städte Lugansk und Donezk. Jetzt erkennen wir, dass diese Verletzung des Völkerrechts viel stärker geahndet hätte werden müssen. Die schwachen Sanktionen reizten Putin, einen größeren Krieg zu beginnen. Lange haben wir uns über den Frieden unterhalten, aber das Phänomen Krieg nicht beachtet. Das geschah auch aus Angst, dass der Krieg beginnt. Diese Angst müssen wir überwinden und uns fragen: Was ist das Phänomen Krieg? Ein Versuch der Annäherung.
Der Krieg ist eine Gewaltausübung des Menschen, bei dem Territorien erobert werden. René Girard sieht beim Lesen des Buches von Clausewitz[1], dass der Verteidiger den „Krieg beginnt und zugleich beendet.[2]“. Er sieht, dass der Angreifer etwas begehrt, was der andere besitzt. Diese Gier entsteht aus der Nachahmung des Gegners, der sein Land liebt. Diese Liebe wird nachgeahmt. Der Angreifer begehrt das Land, fällt in das Land ein und muss mit Widerstand rechnen. Ein Angriff auf ein Land, das sich nicht verteidigt, ist kein Krieg, sondern ein Raubzug. Wobei bei einem Raubzug auch Gräuel vorkommen. Krieg ist also Angriff und Verteidigung.
Marc Chagall, Krieg, 1966
Diese Auseinandersetzung wurde versucht durch Gesetze zu regeln. Im Kriegsrecht[3] dürfen Gegner, „Kombattanten“ angegriffen werden, aber nicht Zivilisten. Wer unbewaffnete Zivilisten verletzt oder tötet, begeht ein Kriegsverbrechen. Soldaten müssen mit Abzeichen wie Armschleifen erkennbar sein.
Clausewitz und Girard sehen im Krieg eine Dynamik der Zerstörung „bis zum Äußersten“. Wenn der Hass, die Leidenschaften groß und größer werden, werden ganze Städte dem Erdboden gleichgemacht, Menschen gefoltert und vergewaltigt. Im Krieg herrscht weniger Vernunft, sondern viel mehr Gewalt und Leidenschaft.
Die Zeit des Advent beginnt wenig besinnlich, ruhig und adventlich. Der 1. Adventsonntag steht in der Folge der letzten Sonntagsevangelien, die uns an das Ende der Welt erinnert haben. Auch heute spricht Jesus vom jüngsten Tag, von dem Tag, an dem die Sonne sich verfinstert, der Mond nicht mehr scheint, die Sterne vom Himmel fallen und die Kräfte des Himmels erschüttert werden. Es ist der Tag, an dem Christus mit großer Macht und Herrlichkeit auf den Wolken kommen wird und die Seinen aus allen Windrichtungen zusammenholen wird. Dieser letzte Tag wird kommen. Deshalb lädt uns Jesus ein, aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum zu lernen. Die Menschen damals konnten anhand des Feigenbaums die Jahreszeit ablesen, erkennen, wann bzw. dass der Sommer nahe ist. Genau so sollen wir erkennen, dass der jüngste Tag kommen wird, und bereit sein. Den Tag und die Stunde kennt nur der Vater. Wir wissen nicht, wann dieser Tag kommen wird, wir wissen nur dass er kommen wird. Umso wichtiger ist es, stets so zu leben, als könnte er heute oder morgen kommen, stets bereit zu sein, um Christus zu begegnen. Wir sollen wachsam sein. Lebe ich derzeit so, dass Jesus Christus jederzeit wiederkommen könnte? Müsste ich in meinem Leben etwas ändern, um für Christus bereit zu sein? Michael
Licht in der Finsternis
Ein Blick zurück ist ein Blick in die Zukunft
Im Markusevangelium lesen wir die Rede vom guten Ende. Die Menschen fragten sich: Gibt es in einer Welt, in der alles aus den Fugen gerät, Hoffnung? Das ist auch unsere Frage, wenn wir in die Welt schauen. Ja, wir können Hoffnung haben. Es gibt Zeichen der Hoffnung, die die Ankunft von Christus zeigen.
Beim Propheten Jesaja lesen wir, dass das Volk Israel, heimgekehrt aus dem Exil im 5. Jahrhundert vor Christus, den Tempel zerstört vorfindet. Der Schreck des verlorenen Krieges sitzt tief. Dennoch: Ein leiser Hoffnungsfunke ist noch da. Gott ist sein Vater, der sich ihm wieder zuwendet. Im ersten Brief an die Gemeinde in Korinth zeigt Paulus seine Wertschätzung für die Gemeinde und erinnert sie an ihre Berufung. Auch er denkt an den Tag unseres Herrn Jesus Christus und fragt sich, ob wir zu einer Begegnung mit ihm bereit sind.
Der Tag des Christus: jetzt?
Es gibt drei Ereignisse, in denen der gute Tag des Christus nicht am Ende der Welt sich ereignet, sondern schon im Vorhinein wie in einem Vorgeschmack erfahrbar ist: Im Sonntag, dem „Tag des Herrn“. Der Alltag wird unterbrochen. Es ist Zeit für die Familie, für Gott und die Freunde. Im Gottesdienst in der Kirche ereignet sich ein Tag des Christus. Wir sind im Dialog mit Gott und er schenkt uns das gute Wort, das uns aufbaut und das Brot, das uns heilt. Im Gebet in der Woche können wir den Tag des Christus erleben. Es unterbricht die Aufgaben, die Funktionalität und Gott sagt: Ich bin da. Ich bin, der ich für dich da bin. In diesen drei Ereignissen kommt Gott und Jesus Christus einzigartig mit seinem Geist uns entgegen. Es ist vollkommene Liebe.
Ja, wir haben Hoffnung, dass diese Welt sich entwickelt und dass sie in den Punkt Omega übergeht, wie es Teilhard de Chardin sagte. Dieser Punkt Omega ist dieser kosmische Christus, auf den alles zuläuft. Es ist die große Kommunion, die große Kommunikation, das große universale Gespräch. Danke, Gott! Hannes
Im brasilianischen Salvador staunte ich über die Basilika unseres Herrn zum guten Ende. Hier wird das gute Ende gefeiert. Noch mehr erstaunt war ich, dass die Hauptfigur in der Kirche den gekreuzigten Christus darstellt. An die Auferstehung erinnern die goldenen Engel, die ihn tragen. Ich finde, dass diese Zusammenschau von Kreuzigung und Auferstehung gut zum Fest Christkönig passt. Auch die Kronen am Kreuz zeigen das.
Der Christkönigsonntag ist das Ende des Kirchenjahres. Es ist ein Übergangsfest vom Tod zum Leben. Jesus und mit ihm Gott zeigt sich als wahrer König. In der NS-Zeit war vielen klar, dass er der wahre König war und nicht Hitler.
Wir leben mit Christus in der guten Messiaszeit, die ein gutes Ende hat, aber wann das gute Ende kommt, wissen wir nicht. Der Kampf gegen das Covid-Virus zeigt uns, dass es gewaltige Mächte gibt, die uns in unserer Bewegungsfreiheit stark einschränken. Da tut es gut, dass Gott sich als einer zeigt, der das Verletzte verbindet und das Kranke stärkt. Ezechiel ist ein Medium, durch das sich Gott wie ein guter Hirte vorstellt. Er holt die Verirrten und Zerstreuten und wird sie weiden. Wir sind durch das Virus in unseren Wohnungen und können uns nicht treffen. Aber das wird vorbeigehen und wir werden uns wieder treffen können. Gott hilft uns, dass wir diese Kontaktbeschränkung durchstehen und uns wieder voll sehen können, nicht nur telefonieren oder über Zoom kommunizieren.
Wenn es jetzt im Advent finster wird, beleuchten viele ihre Häuser und Fenster. Ich frage mich, ob wir das auch machen sollen. Schön ist es schon, wenn wir aus dem Fenster schauen und Lichter in der Finsternis sehen. Gott sei Dank scheint die Sonne auf unsere Erde, sodass wir genug Energie haben, um die Finsternis zu erhellen. Ohne sie wäre ein Leben nicht möglich. Sie hat aber ein Ablaufdatum. Wenn in rund fünf Milliarden Jahren in der Sonne der Wasserstoff verbraucht ist, bläht sich unsere Sonne zu einem roten Riesenstern auf und wird dabei unsere Erde schlucken. Sie wird nach einiger Zeit zu einem weißen Zwergstern zusammensinken. Für das Leben auf der Erde ist aber schon viel früher Schluss. Die Intensität der Sonnenstrahlung nimmt etwa um ein Prozent in 120 Millionen Jahren zu. Schon in 500 Millionen Jahren ist die Erde nur noch ein lebensfeindlicher Felsklumpen im All. Für mich ist die Aussicht, dass es einmal keine Menschen auf der Erde gibt, genauso wie mein eigener Tod eine offene Frage. Wozu habe ich gelebt, wenn ich im Nichts verschwinde? Wozu hat es Menschen gegeben? Christus gibt mir da die Antwort: Gott erschafft für uns eine neue Welt. Dem Seher Johannes wurde es auf Patmos gezeigt. Er schreibt mir: „Dann sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen. Gott wird bei uns Menschen wohnen. Er wird alle Tränen von unseren Augen abwischen: Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. Denn was früher war, ist vergangen.“ Ich frage mich, ob Gott jetzt schon an dieser neuen Welt baut und ob diese unsere Welt ein Teil davon wird – und ob wir mitbauen. (Aus: Hamburger Abendblatt Forschung, Bibel, Offenbarung 21)
Der alte Äon mit den falschen Erlöserfiguren (Trump, Orban, Putin, Erdogan, Xi Jinping, Kim Jong-un) wird erschüttert, aber nicht ersetzt, sondern transformiert: um eine neue Mitte.
Die guten Kairoi im Leben ermöglichen tiefe Erfahrungen des guten Endes.