Ich habe in der U-Bahn Aufkleber gesehen mit: Jesus lebt! Wie kann ein gestorbener Mensch heute leben? Zu Maria aus Magdala sagt er: Halte mich nicht fest; denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen (Johannes 20,17). Er geht zu seinem Vater, wird am Ende der Zeiten wiederkommen und sendet uns seinen Geist.
Aber er erscheint auch den Jüngern in den 40 Tagen bis er sich endgültig zu Christi Himmelfahrt verabschiedet. Wie kommt er dazu, als Auferstandener, der bei seinem Vater ist, auf der Erde den Jüngerinnen und Jüngern zu erscheinen?
Meines Erachtens ist Gott immer anwesend. Er ist als spezielle Person anwesend. Zu Moses sagt er: Ich bin, der ich da bin. „Ich bin für euch da.“ Diese Person wird als Heiliger Geist verehrt und herbeigerufen. Er ist Gott „für andere da“. Für dich und mich.
Jesus ist immer schon in einer starken Beziehung zu diesem Heiligen Geist. So kann er für andere da sein. Der Geist stiftet Beziehungen und schafft einen Beziehungsraum. Nach dem Tod Jesu stiftet er ein Beziehungsnetz zwischen den Jüngerinnen und Jüngern und dem Auferstandenen. So kann der Auferstandene Jesus, trotz seiner Existenz beim Vater im Himmel auch den Jüngern erscheinen.
Die Jünger verschließen die Tür, aber sie sind in einem Raum versammelt. Diesen Raum übernimmt der Geist Gottes als seinen Beziehungsraum und ermöglicht dem Auferstandenen zu erscheinen. Der Auferstandene Jesus sagt zu den Ängstlichen: „Der Friede sei mit euch.“ Er stiftet damit ein Friedensnetz der Beziehungen, das über Grenzen geht: „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch“. Aber sie sind nicht allein und bleiben schwach: „Er hauchte sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist!“ Das stärkt und heilt die Beziehungen.
Der Geist stiftet einen Neuanfang: „Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten.“ Das ist eine Ermächtigung, wie es in der damaligen Zeit anderen gegeben wird. „Ihr könnt das tun, ihr könnt das aber auch lassen.“ Es werden die Jüngerinnen und Jünger durch den Geist nicht gezwungen, ihnen wird die Freiheit gegeben.
Auch als eine Woche später Thomas dabei ist, sagte er: „Der Friede sei mit euch!“ und tritt in das Beziehungsnetz ein, das der Heilige Geist vorbereitet hat. Er fordert Thomas auf: „Streck deinen Finger hierher aus und sieh meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!“ Der Glaube ist Berührung in der Beziehung. Jetzt, in diesem Beziehungsraum, den der Geist ermöglicht hat, kann Thomas sagen: „Mein Herr und mein Gott!“ Paulus schreibt das an die Korinther: „Und keiner kann sagen: Jesus ist der Herr!, wenn er nicht aus dem Heiligen Geist redet.“ 1Korinther 12,3b.
Durch den Beziehungsraum des Heiligen Geistes kann Thomas schon vor Pfingsten „Mein Herr und mein Gott!“ bekennen. Gott lässt sich nicht leicht aufhalten. Nach Pfingsten sehen Jüngerinnen und Jünger keinen Auferstandenen. Für sie gilt seine Seligpreisung: „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.“ Ja. Selig sind die, die Glaubensbeziehungen innerhalb des Beziehungsraumes des Heiligen Geistes pflegen.