Archiv des Autors: Daxbacher Hannes

Die drei Falten

Ich liebe die drei Falten Gottes. Sie zeigen mir die Dynamik und die Gemeinschaft Gottes.

Sie sind wie ein Windrad, das uns erfreut und aufbaut.
Gott zeigt sich als ein Gott, der Universen erschafft, der sich dem Moses im Feuer, das nicht verbrennt, gezeigt hat, der sich als „Ich bin der, der da ist“ offenbarte, der Mensch geworden ist und in Feuerzungen auf die Jünger*innen gekommen ist. In allen diesen Ereignissen sehen wir Christ*innen die drei Falten Gottes.

Wir sagen drei Personen, weil das Wort „Person“ durchtönen, „per-sonare“ heißt. Die Töne Gottes tönen durch den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist in unterschiedlichen Arten. Für mich ist der Vater jener, der mich als den Verlorenen aufnimmt. Für mich ist der Sohn mein herausfordernder Bruder, der mir oft fremd ist. Für mich ist der Heilige Geist wie im Hebräischen die Ruach. Sie ist die ganz nahe Anwesende, die die Wissenschaft beflügelt und all das Vereinzelte zusammenbringt.

Ich wünsche dir, dass die drei Falten Gottes dir die volle Freude schenken!

Was mein Herz bewegt

Der Heilige Geist hat mir in letzter Zeit zwei überraschende Erkenntnisse gebracht. Er beflügelt in meinen Augen die Naturwissenschaft. Diese ist in letzter Zeit mit der Klimakrise immer wichtiger geworden. Und der zweite Impuls ist: Der Geist Gottes lenkt mein Herz auf das Leiden der Mitmenschen in Angst und Einsamkeit. Michael Scharf hat am Sonntag Paulus zitiert: „In Demut schätze einer den andern höher ein als sich selbst.“ Paulus schreibt weiter: „Jeder achte nicht nur auf das eigene Wohl, sondern auch auf das der anderen.“ (Philipper 2,3b-4)

Ich sehe den Heiligen Geist in meinem Leben auch als einen, der mir sagt: Nimm es nicht zu schwer. Es gibt das Leid, aber auch die Freude. Den Text von Johann Neumann, den Schubert vertonte, muss ich ein wenig umschreiben: Wohin soll ich mich wenden, wenn Gram und Schmerz mich drücken? Wem künd ich mein Entzücken, wenn freudig pocht mein Herz? Zu dir, zu dir, Geist Gottes, komm ich in Freud und Leiden; du sendest ja die Freuden, du heilest jeden Schmerz.

Ich wünsche allen zum Pfingstfest die Fülle des Heiligen Geistes!

Der Preis der Erlösung

Die Entscheidung für und gegen Gott hat Auswirkungen.

Mir gefällt das Werk „Der Preis der Erlösung“ von Willibald Sandler. Er ist Universitätsprofessor für Systematische Theologie in Innsbruck und fragt sich:
Wie kann Gott einem Sünder, der sich bereits gegen Gott entschieden hat, eine neue Heilsmöglichkeit eröffnen, ohne dessen Freiheit zu missachten?

Er beantwortet diese Frage: Indem sich Gott dem Sünder in einer vertieften Weise offenbart, wird dieser in eine neue Entscheidungssituation (biblisch: „kairos“) versetzt. Aufgrund der vertieften Gotteserfahrung kann er sein Nein zu Gott revidieren und so Gott und sein Heil neu finden.

Er hat damit aber auch die Möglichkeit erhalten, seine Entscheidung gegen Gott zu erneuern und verschärfen. All dies spielt sich nicht nur auf der Ebene der Erkenntnis ab, sondern auch des Handelns in göttlicher und menschlicher Begegnung.

Wenn Gott sich einem bösen Menschen offenbart, dann öffnet er ihm nicht nur eine neue Heilsmöglichkeit, sondern riskiert damit auch verschärfte Verletzungen: für sich, seinen Sohn, und für die Menschen, durch die Gottes sich der Welt erschließt. Das Gleichnis von den bösen Winzern behauptet, dass Gott immer wieder und immer radikaler sich und die Seinen für das Heil der Menschen riskiert. Aufgrund dieses unvorstellbaren Einsatzes Gottes dürfen wir hoffen, dass alle Menschen gerettet werden (vgl. 1 Tim 2,4). Aber dieses Erlösungswerk hat einen ungeheuren Preis. Die Flut der Gewalt in der Johannesapokalypse kann von daher begriffen werden.

Im Leseraum kann man den Text lesen: https://www.uibk.ac.at/theol/leseraum/texte/820.html#_ftnref2

Das Feuer des Heiligen Geistes

Ich möchte jetzt vor Pfingsten an den Heiligen Geist erinnern, der die Voraussetzung ist, dass wir eine Gemeinschaft sind, dass wir gemeinsam essen, Messe, Abendmahl und Eucharistie feiern.

Das wird deutlich in der ökumenischen Liturgie von Lima deutlich: https://christenwind.at/?p=534.

Die zwei Herabrufungen des Heiligen Geistes (Epiklese):
Herr, unser Gott, Schöpfer der Welt,
Du bist heilig und Dein Ruhm ist ohne Grenzen.
Sende herab auf unsere Eucharistie den lebenspendenden Geist,
der durch Mose und die Propheten gesprochen hat,
der die Jungfrau Maria mit Gnade überschattete,
der auf Jesus am Jordan herabkam
und auf die Apostel am Pfingsttag.
Lass das Ausgießen dieses feurigen Geistes
unser Mahl der Danksagung so verwandeln,
dass dieses Brot und dieser Wein
für uns zum Leib und Blut Christi werden.

Blicke, Herr, auf diese Eucharistie,
die Du selbst der Kirche geschenkt hast,
nimm sie gnädig an,
wie Du das Opfer Deines Sohnes annimmst,
durch das wir wieder aufgenommen sind in Deinen Bund.
Erfülle uns mit dem Heiligen Geist,
wenn wir Christi Leib und Blut empfangen,
dass wir ein Leib
und ein Geist werden in Christus,
ein lebendiges Opfer zum Lobe Deiner Herrlichkeit.
Komm, Schöpfer Geist! (Veni Creator Spiritus.)

https://www.oikoumene.org/de/resources/documents/the-eucharistic-liturgy-of-lima

Gott ist demokratisch

Der emeritierte politische Philosoph Otfried Höffe aus Tübingen findet zwei Impulse aus dem Christentum für die Demokratie wichtig: 1. Der Mensch ist ein Ebenbild Gottes. Das begründet seine Menschenwürde. 2. Gott blieb nicht in der göttlichen Sphäre, sondern wurde ein Mensch. Das begründet die Bedeutsamkeit der ganzen menschlichen Existenz mit Körper, Seele und Geist.

Ich möchte noch zwei Impulse hinzufügen. 3. Gott ist in sich durch seine Dreifaltigkeit vollkommene Gemeinschaft. 4. Jesus versammelt die Menschen in der Eucharistie gleichberechtigt um seinen Tisch.

Diese Impulse haben die Menschenrechte, die christliche (katholische) Soziallehre (mit Personalität, Subsidiarität, Gemeinwohl, Solidarität und neu: Nachhaltigkeit), und die demokratischen Werte mitgeprägt.

Gott, so könnte man provokativ feststellen, ist demokratisch. Wie demokratisch er ist, sieht man zu Pfingsten, wenn er auf die versammelten Menschen als Heiliger Geist herabkommt.

Christi Himmelfahrt. Abschied.

Meine Partnerin hat mich verlassen. Das erzählte mir ein Freund und fügte hinzu: Nach einer Woche hatte ich einen Zusammenbruch. Ich weinte und konnte zwei Tage nicht schlafen.
Verlassen werden ist für viele eine Katastrophe. Für die ersten Christinnen und Christen war der Abschied von Jesus eine Hochschaubahn. Zuerst sein grauenhafter Tod, danach die wunderbaren Erscheinungen und dann der Gang zu seinem Vater ins Jenseits.

Wie kann es sein, dass wir beim Fest Christi Himmelfahrt hören, dass Jesus zum Vater geht und dann behaupten viele wiederum, dass er da ist? Ich finde, da sehen wir oft eine Geistvergessenheit. Denn da hat Gottes Geist eine sehr wichtige Aufgabe. Er stellt die Verbindung zu Jesus her. Er führt aber auch uns zusammen. Er ist ein Allrounder. Er stiftet Freundschaften und erlöst aus der Verlassenheit.

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Meditieren und Spüren

Im Meditieren werde ich ruhig und schaue, was kommt. Ich habe aber auch gemerkt, dass es ein problematisches Meditieren gibt. Wenn ich etwas erreichen will, es als Leistung sehe, kann Meditieren sich schlecht auswirken und krankmachen. In der Meditation bin ich ein Medium, bei dem ich mich öffne. Ich bin dann offen für etwas, was kommt. Dieses, was kommt, kann ich nicht beeinflussen. Es kommt oder kommt nicht. Ich kann warten, ob es kommt.

Warten auf ihn

In der christlichen Meditation warte ich auf Gott. Er kommt oder kommt nicht. Es ist seine Entscheidung. Zu Pfingsten ist er als Heiliger Geist zu den Jüngerinnen und Jüngern gekommen. Sie haben ihn gespürt. Wollen wir ihn spüren? Einige meiner Bekannten glauben, er ist immer da. Ich würde ihn aber gerne spüren. Ich stelle mir vor, wir warten zu Pfingsten eine Nacht und rufen ihn. Vielleicht kommt er so, dass wir ihn spüren. Wenn ich ihn nicht spüre, bin ich nicht enttäuscht. Er wird schon wissen, was er tut.

Mit unserer Begrenztheit können wir leben

In welcher Zeit lebe ich? Ich fühle mich vom Klimawandel nicht sonderlich bedroht. Ich möchte nur nicht, dass Menschen und vor allem unsere Kinder an der Trockenheit, der Hitze und an Überschwemmungen leiden und krank werden. Was mache ich? Ich habe mir ein gebrauchtes E-Bike gekauft und kann damit zum Einkaufen fahren. Gerne schreibe ich den Newsletter für die Gottesdienstgemeinde, organisiere mit einer Schülerin ihren Vortrag zur Klimakrise und arbeite ein wenig am Haus und im Garten.

In zwei Wochen fahre ich wieder nach Irdning zu den kontemplativen Exerzitien. Der Glaube, dass meine endgültige Heimat nicht auf der Erde, sondern bei Gott ist, hilft mir. Aber, wie Dorothee Sölle sagt, Gott ereignet sich im Handeln von uns Menschen. Wir können dabei realistisch abschätzen, was zu tun ist und überfordern uns nicht. Mit unseren Grenzen können wir leben. Diese Gelassenheit tut gut.
(Bild: Kapuzinerkloster Irdning)

Die Falten in der Spiritualität

Wir können uns in guter Umgebung vielfältig entfalten. Könnte es sein, dass der göttliche Urgrund sich ständig entfaltet?

Im Museum für Angewandte Kunst gibt es eine Ausstellung zu „Falten“ und das hat mich inspiriert, den Falten im Leben nachzugehen. Schon das Embryo beginnt mit einer Faltung. Es ist zuerst eine „flache Embryonalscheibe, die sich in drei Schichten differenziert: Endoderm, Mesoderm und Ektoderm. Sämtliche Organe des menschlichen Körpers entwickeln sich aus diesen drei Gewebearten. Sie fangen an, sich zu biegen und falten, um einen länglichen Körper zu bilden.“ (aus: http://www.visiblebody.com)
Wir entfalten uns in der Vielfalt der Beziehungen und der Gemeinschaften.
Das Falten ist ein Prinzip des Lebens. Der Ursprung des Universums ist ein in sich selbst gefalteter Gott, ein Gott, der Sich selber denkt. Dabei ist er schon bei der ersten Faltung dreifach: Ich (1) denke (2) mich (3). Er faltet sich in der Selbstreflexion. Auch wir Menschen machen es nach: Ich (1) denke (2) mich (3). Dieser Faltung fehlt aber noch die Außenfaltung, indem ich es sage und andere und ich hören es. Ich (1) sage es (2) dir bzw. mir (3). Bei Gott ist es ähnlich.

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Damit müssen wir rechnen

Temperatur der Nordhalbkugel 1000-2000 n. Chr.

Es könnte sein, dass der Planet Erde unbewohnbar wird. Die Naturwissenschaft gibt uns da wenig Chancen, wenn wir so weitermachen wie bisher. Da wir Menschen unsere Gewohnheiten nicht so leicht ändern, ist die Unbewohnbarkeit der Erde eine reale Wirklichkeit, womit wir rechnen müssen. Haben wir Christinnen und Christen mit unserem Glauben darauf eine Antwort? Ich denke nicht. In unserem Glauben geht es um die Beziehung zu Jesus, zum Vater und zum Heiligen Geist.

Die Zerstörung der Biosphäre durch die Menschheit ist für alle, auch für Gott, sehr traurig. Ich denke aber nicht, dass Gott eingreift und uns von den Treibhausgasen aus fossilen Energieträgern befreit. Ich glaube, Gott bleibt gelassen an unserer Seite, auch wenn die Erde unbewohnbar wird. Jesus sagt: Ich bin die Tür. Wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden. Im Psalm bete ich: Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen. Er lässt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.