Archiv der Kategorie: Theologie

Angst lähmt. Gute christliche Religion befreit

Reden von Gott. Vom kirchlichen, gesellschaftlichen und universitären Sinn der Theologie.
Oder: Warum wir mehr Theologie wagen sollten!
Festvortrag anlässlich der Patronatsfeier Albertus Magnus am 15.11.2021 von
Prof. Dr. Dr. Holger Zaborowski
Quelle und weiter: https://t.co/GXx2TxG9eQ

Nicaraguanischer Dichter Ernesto Cardenal heimlich beerdigt

Wegen befürchteter Angriffe auf die Trauergemeinde ist der nicaraguanische Dichter und Befreiungstheologe Ernesto Cardenal einen Tag früher beerdigt worden als geplant. Die Beerdigung sollte ursprünglich am Samstag stattfinden.

Quelle: domradio.de, Sa 7.3.2020 Nicaraguanischer Dichter Ernesto Cardenal heimlich beerdigt
Deutsche Welle Mi 4.3.2020 Ausschreitungen bei Trauerfeier für Ernesto Cardenal

Psalm 4:
Hör mich, weil ich Dich rufe – Gott meiner Kindheit –
Du wirst mich aus dem Konzentrationslager befreien.
Wie lange wollt ihr, Machthaber, in eurer Verblendung beharren?
Wann hört ihr auf, mit Schlagworten um euch zu werfen
und Propagandaphrasen zu dreschen?
Viele gibt’s, die fragen:
„Wer wird uns von ihren Atomwaffen befreien?“
Ich sage: Lass Du, Herr, Dein Antlitz leuchten
über ihren Bomben.
Du schenktest meinem Herzen größere Freude,
als Wein, den sie auf ihren Festen trinken.
Gehe ich zu Bett, so schlafe ich ruhig ein.
Alpdrücken und Schlaflosigkeit quälen mich nicht,
und ich erschrecke nicht vor den Gespenstern meiner Opfer.
Ich brauche keine Beruhigungsmittel,
weil Du, Herr, mir Sicherheit gibst.
(Ernesto Cardenal)

Viel Glück und viel Segen!

Kardinal Christoph Schönborn
Kardinal Christoph Schönborn

Zwei Geburtstagskinder haben am Mittwoch, 22. Jänner ihren Ehrentag: Kardinal Schönborn und unser jüngster Sohn. Beides bewegt mich. In der Kirchenzeitung „Der Sonntag“ erzählt der Erzbischof, wie er – ähnlich wie ich –  durch das Theologiestudium verwirrt wurde. In der damaligen Bibelauslegung wurde alles in Frage gestellt, von der Gottessohnschaft Jesu, die jungfräuliche Empfängnis bis zur Auferstehung. Weil ihm erzählt wurde, dass das Gebet nichts bewirke, hatte er aufgehört zu beten. Er wurde ein Revoluzzer. Das Gegengift war die Sozialarbeit. Die Begegnung mit der Armut „war eine Tür, durch die der Herr wieder hereingekommen ist.“ Dann hat er über die Osterfeiern und die französischen Dominikaner den Zugang zu einem fundierteren Glauben gefunden. Das alles berührt mich sehr, weil ich das ähnlich erlebt habe. Ich wünsche Kardinal Schönborn zum 75. Geburtstag alles Gute, viel Gesundheit und Gottes Segen.

Sechs Tage später, am 28. Jänner hat Prälat Karl Rühringer, der mit unserer Gemeinde in der Klosterkirche Sacré Coeur Pressbaum sehr verbunden ist, seinen 80. Geburtstag. Ich freue mich, dass wir an diesem Sonntag mit ihm seinen Geburtstag feiern, und wünsche ihm alles, alles Gute, Gesundheit und Gottes Segen!

Der unsichtbare Gott und seine Ersatzkörper – katholisch.de

Wie Medien den Monotheismus groß machten.

Wie konnte sich der Monotheismus durchsetzen? Birgt diese Form der Religion auch Gefahren? Und welche Vaterunser-Bitte wird tatsächlich fehlinterpretiert? Antworten gibt Eckhard Nordhofen. Ein Interview.

Sprache, Bilder, Schrift: Seit jeher ist die Geschichte der Religionen immer auch eine Geschichte von Medien gewesen. Die wechselnden Medien wurden zu Körpern der eigentlich körperlosen Götter, genauer zu „Ersatzkörpern“ – lateinisch: „Corpora“. Diesen Titel trägt auch das neue Buch von Eckhard Nordhofen, in dem der Philosoph und Publizist die Geschichte der „Gottesmedien“ rekonstruiert. Im katholisch.de-Interview spricht Nordhofen über die Entstehung des Monotheismus, das Gefahrenpotenzial des Ein-Gott-Glaubens, den entscheidendsten Medienwechsel der Menschheitsgeschichte und die Fehlinterpretation einer Vaterunser-Bitte.

Quelle: Der unsichtbare Gott und seine Ersatzkörper – katholisch.de

Gute Beziehungen zwischen Judentum und katholischer Kirche!

JudentumIn Wien gab es am österreichischen Nationalfeiertag ein Treffen zwischen Oberrabbiner Arie Folger, Kardinal Christoph Schönborn und Oskar Deutsch, dem Präsidenten der Israelischen Kultusgemeinde (IKG).  Dabei überreichte Arie Folger das Dokument „Zwischen Jerusalem und Rom“, hinter dem Vertreter der europäischen Rabbinerkonferenz, des Oberrabbinats in Israel und der orthodoxen Rabbiner in den USA stehen.
Den Vorsitz der Autorenkommission hatte der Wiener Oberrabbiner Arie Folger inne. Das Dokument, das Anfang September in Rom Papst Franziskus überreicht wurde, gilt als erste offizielle Antwort von rabbinischen Organisationen zum Konzilsdokument „Nostra aetate“.
In dem Schreiben würdigen die Vertreter des Judentums dieses Konzilsdokument „Nostra aetate“ über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen und erklären zu den Beziehungen mit der katholischen Kirche: Die Rabbiner wollten partnerschaftlich und solidarisch gemeinsam mit den Christen für Toleranz, für eine positive Einstellung zu anderen Religionen, gegen Hass und für den Frieden eintreten – trotz theologischer Differenzen.
In dem Dokument wird nicht nur auf die Initiative von Papst Johannes Paul II hingewiesen, der 1994 schrieb: „Zu Recht nimmt sich die Kirche, während sich das zweite christliche Jahrtausend seinem Ende zuneigt, mit stärkerer Bewusstheit der Schuld ihrer Söhne und Töchter an“.  Es werden auch zwei Männer hervorgehoben, die Helden der Geschichte genannt werden:
Abt Bernard von Clairvaux während der Kreuzzüge und Jules-Géraud Kardinal Saliège von Toulouse während des Zweiten Weltkriegs.
Als während der Kreuzzüge ein Zisterziensermönch begann, die Deutschen zu mahnen, Juden zu vernichten, bevor sie den Krieg gegen die Muslime führten, schritt Abt Bernard von Clairvaux persönlich ein, um dies zu beenden. Wie Rabbiner Efraim von Bonn schrieb: „Ein ehrbarer Priester namens Bernhard, eine große Gestalt und ein Meister aller Priester, die ihre Religion kannten und verstanden, sagte zu ihnen: ‚Mein Schüler, der predigte, dass die Juden vernichtet werden sollten, sprach unzulässig, denn es steht für sie im Buch der Psalmen geschrieben: ‚Tötet sie nicht, damit mein Volk nicht vergisst.‘ Alle Leute betrachteten diesen Priester als einen ihrer Heiligen, und unsere Nachforschung ergab nicht, dass er Bestechungsgelder annahm, um gut von Israel zu sprechen. Als sie dies hörten, beendeten viele von ihnen ihr Tun, das über uns den Tod brachte“ (Sefer Zekhirah, hg. von A.M. Haberman, S. 18).

Jules-Géraud Saliège (24. Februar 1870 – 5. November 1956) war von 1928 bis zu seinem Tod der katholische Erzbischof von Toulouse und eine bedeutende Persönlichkeit des katholischen Widerstandes gegen das Pro-Nazi-Regime in Frankreich. Er wurde 1946 von Papst Pius XII. zum Kardinal ernannt. Jad WaSchem ehrte ihn als Gerechten unter den Völkern für seine Verdienste, Juden während der Schoa geschützt zu haben.

Die Autoren des Dokuments „Zwischen Jerusalem und Rom“ sehen tiefgreifende theologische Unterschiede, trotzdem „teilen Katholiken und Juden den Glauben an den göttlichen Ursprung der Tora und an eine endgültige Erlösung und nun auch in der Bekräftigung, dass Religionen moralisches Verhalten und religiöse Erziehung einsetzen – nicht Krieg, Zwang oder sozialen Druck –, um Einfluss auszuüben und Inspiration zu geben.“
Sie schließen mit dem Ziel, zusätzliche Wege zu suchen, „die es uns ermöglichen, gemeinsam die Welt zu verbessern: auf Gottes Wegen zu gehen, die Hungrigen zu ernähren und die Nackten zu bekleiden, den Witwen und Waisen Freude zu bereiten, Zuflucht den Verfolgten und Unterdrückten zu gewähren und so Seinen Segen zu verdienen.
Im Zweiten Vatikanischen Konzil (1963-65) stellte die katholische Kirche fest:
„Die Kirche glaubt, daß Christus, unser Friede, Juden und Heiden durch das Kreuz versöhnt und beide in sich vereinigt hat. Gewiß ist die Kirche das neue Volk Gottes, trotzdem darf man die Juden nicht als von Gott verworfen oder verflucht darstellen, als wäre dies aus der Heiligen Schrift zu folgern. Darum sollen alle dafür Sorge tragen, daß niemand in der Katechese oder bei der Predigt des Gotteswortes etwas lehre, das mit der evangelischen Wahrheit und dem Geiste Christi nicht im Einklang steht.
Im Bewußtsein des Erbes, das sie mit den Juden gemeinsam hat, beklagt die Kirche, die alle VerfoIgungen gegen irgendwelche Menschen verwirft, nicht aus politischen Gründen, sondern auf Antrieb der religiösen Liebe des Evangeliums alle Haßausbrüche, Verfolgungen und Manifestationen des Antisemitismus, die sich zu irgendeiner Zeit und von irgend jemandem gegen die Juden gerichtet haben. Auch hat ja Christus, wie die Kirche immer gelehrt hat und lehrt, in Freiheit, um der Sünden aller Menschen willen, sein Leiden und seinen Tod aus unendlicher Liebe auf sich genommen, damit alle das Heil erlangen. So ist es die Aufgabe der Predigt der Kirche, das Kreuz Christi als Zeichen der universalen Liebe Gottes und als Quelle aller Gnaden zu verkünden.“
Quellen:
Nostra Aetate
Orf Religion
Jewish-Christian Relations
Kathpress
Links: Jüdische Allgemeine
Zenit
Heute
katholisch.de
Radio Vatikan
Domradio.de

So verschieden waren sie nicht: Luther und Loyola

In der Zeitschrift „Stimmen der Zeit“ vergleicht Michael Sievernich SJ die beiden Reformatoren und kommt zu überraschendem Ergebnissen. „Der Monat Mai im Jahr 1521 sollte ihr Schicksalsjahr werden, da beide ihre äußere Bewegungsfreiheit verlieren, der eine durch Reichsacht, konfiniert auf der Wartburg; der andere durch Kriegsverwundung als Rekonvaleszent auf seiner Wohnburg Loyola. Doch beide gewinnen eine neue innere Freiheit, sei es durch Erfahrung der göttlichen Gerechtigkeit (Röm 1,17) oder durch Zuflucht bei Gott allein (solo Dios). Beide legen ihre Kleidung ab, Luther den Mönchshabit, Loyola die adelige Kleidung und das Schwert. Beide machen Übungen: Junker Jörg Übersetzungen der Heiligen Schrift, der Pilger Iñigo spirituelle Übersetzungen beim Dienst am Wort. Innere Anfechtungen und äußere Verfolgungen bleiben ihnen nicht erspart, weil beide unter Häresieverdacht gerieten; bei Luther mit den Folgen der Exkommunikation, bei Loyola verliefen mehrere Inquisitionsprozesse im Sande.“
Auch zitiert er den Frühneuzeithistoriker Heinz Schilling aus seinem Buch „Martin Luther. Rebell in einer Zeit des Umbruchs“ (Seite 156): „Auf lange Sicht sollte sich zeigen, dass der von Jesuiten eingeschlagene Weg der inneren Erneuerung nicht weniger erfolgreich und für die konfessionelle Kultur der europäischen Neuzeit prägend war als der von Luther begründete und von anderen Reformatoren, namentlich Calvin, eigenständig mitgeprägte Protestantismus. So lässt sich Ignatius von Loyola, der Gründervater der Jesuiten, der seinen Orden und mit diesem den römischen Reformprozess wie kein zweiter prägte, angesichts seiner weltgeschichtlichen Wirkung als dritter Reformator Luther und Calvin zur Seite stellen.“

Artikel in der Stimmen der Zeit

http://www.stimmen-der-zeit.de/zeitschrift/ausgabe/details?k_beitrag=4839832&cnid=13&k_produkt=None

 

Umflutet zu sein von Gottes Energie

Ich lese gerade: Der Philosoph Wilhelm Schmid sieht in der Gottesfrage das Eigentliche jedweder Existenz. In der Zeitschrift “Universitas“ erklärte er über „die mögliche Liebe Gottes und die wirkliche Liebe zu Gott“: „Die Entscheidung für oder gegen die Annahme einer Transzendenz ist eine intime Frage des jeweiligen Ich, … intimer noch als andere Fragen: Kann ich mich mit der mir gegebenen Endlichkeit bescheiden, von der ich glaube, dass sie nicht zu überschreiten ist, oder will ich mich in eine mögliche Unendlichkeit eingebettet glauben, in der auch ein anderes Leben möglich ist? Wenn Letzteres, nehme ich dieses Mögliche in mein Innerstes auf, gebe meinem Glauben also einen Platz in meinem Kern, ‚im Herzen‘, nicht nur in der Peripherie meiner selbst.“
Das aber ist die Kernaufgabe von Kirche, auf sokratische Weise den Individuen Hilfestellung zu geben, selber an dieser Frage zu arbeiten, sie stets neu zu bedenken – und sie vielleicht trotz aller Zweifel positiv zu beantworten, diese Antwort zu leben. Letzten Endes geht es dabei um Sehnsucht, Wahrheit, Redlichkeit und Beziehung: um eine Beziehung der Liebe, „die die Kunst des Liebens noch einmal erweitert“. Der Philosoph nennt dafür drei Weisen: eine anfängliche, fast naive Weise, eine kindliche Liebe, „die auch über die Kindheit hinaus bewahrt werden kann und in der sich Göttliches und Kosmisches“ vermengen; eine Liebe des abrupten Ergriffenwerdens von etwas, das unendlich größer ist als ich, wie es Saulus bei seiner Bekehrung zu Paulus erlebte; schließlich eine allmähliche, reflektierte Weise der Liebe „auf Grund von Überlegungen und Gründen, die plausibel erscheinen und in einer Art von nüchterner Mystik für die Existenz von Transzendenz sprechen, etwa weil Endlichkeit ohne Unendlichkeit nicht denkbar ist und weil die vorgestellte und gefühlte Beziehung zur Transzendenz ganz andere Räume fürs Leben eröffnet“.
Aus: Johannes Röser, Wenn Leere Lehre wird. In:  Christ in der Gegenwart 33/1016 Weiterlesen

Kulturelle Evolution durch Christus in Russland?

Der neue Stabschef von Putin Anton Waino kreiert ein Gebilde mit Namen Nooskop. Es erinnert mich an einen Begriff, den Teilhard de Chardin geprägt hat, die Noosphäre, ein kulturelles Zusammenwachsen der Menschheit, die sich immer mehr vernetzt. Teilhard sieht das Ziel dieses Internets im Punkt Omega. Prozessbeschleuniger ist dabei Jesus Christus. Ich vermute nicht, dass Waino das gemeint hat. Trotzdem Danke an Anton Waino, der mich an das Zusammenwachsen der Menschheit in Jesus Christus erinnert.

Putins neuer Stabschef und dein „Nooskop“

Teilhard de Chardin
Gott und die Evolution