Archiv der Kategorie: Ehe

Paare: Eigentlich wollten wir glücklich sein

„Eigentlich wollten wir einfach glücklich sein, aber wir konnten nicht miteinander reden.“ Dieser Satz eines Paares, das sich trennte, war für den Paartherapeuten Michael Lukas Moeller „der typische Abgesang der heute allseits belasteten Beziehungen“ [1]. Er empfiehlt Zwiegespräche einmal in der Woche, in denen die Partner über sich selbst reden, nicht über den anderen, nicht über die Verwaltung des Alltags. Paare machten die Erfahrung, dass sie durch Zwiegespräche glücklicher werden können.
Ein Zwiegespräch beginnt Jesus mit seinem Vater. Er führt es vor Zuhörern und er beginnt mit der Beschreibung von dem, was er gern macht, für Menschen zu bitten: „Ich bitte nicht nur für diese hier, sondern auch für alle, die durch ihr Wort an mich glauben.“ Er wünscht sich, dass sie sich nicht bekämpfen, sondern eins sind. Jesus spürt, dass die Beziehung zwischen ihm und dem Vater einzigartig ist. Er sagt: „Du, Vater, bist in mir und ich bin in dir.“ Er fügt dieser guten Empfindung hinzu, dass auch die Menschen, die an ihn glauben, in dieser Beziehung von Vater und Sohn sein sollen. Er möchte, dass wir Menschen ganz von Gott durchdrungen werden.
Das kann – so die Erfahrung – gelingen, wenn er uns seinen Heiligen Geist schenkt. Dann können wir in den Beziehungen gut über uns selbst reden, bitten, seufzen und uns freuen. Geteiltes Leid wird halbes Leid und geteilte Freude wird doppelte Freude.


[1] Michael Lukas Moeller, Die Wahrheit beginnt zu zweit. Das Paar im Gespräch
Das Zwiegespräch wird im katholischen Gottesdienst am nächsten Sonntag aus dem Johannesevangelium vorgelesen. Johannes 17,20-26

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Synodaler Weg fordert Segen für liebende Paare

Segne uns!

Der Handlungstext „Segensfeiern für Paare, die sich lieben“ des Synodalen Weges der katholischen Kirche Deutschlands ist mit sehr großer Mehrheit angenommen worden: 165 Stimmen und 89,19 % Ja, 20 Stimmen und 10,81 % Nein, 10 Enthaltungen, Gesamt 195 Stimmen.
Paare, die in Liebe verbunden sind, sich gegenseitig in vollem Respekt und in Würde begegnen und ihre Sexualität in Achtsamkeit für sich selbst, füreinander und in sozialer Verantwortung auf Dauer zu leben bereit sind, gebührt Anerkennung, Bestärkung und Begleitung.
Es gibt Paare, die sich binden wollen und die für ihre Partnerschaft um den Segen bitten. Dieser Bitte liegt der Dank für erfahrene Liebe und die Bitte für eine begleitete Zukunft zugrunde. Sie ist Ausdruck einer Gottesbeziehung entweder des einen Partners/der einen Partnerin oder aber beider Partner/innen.
Antrag:
Die Synodalversammlung fordert die Bischöfe auf, in ihren Bistümern Segensfeiern von Paaren, die sich lieben und binden wollen, denen aber die sakramentale Ehe nicht zugänglich ist oder die sie nicht eingehen wollen, offiziell zu ermöglichen. Dies gilt auch für gleichgeschlechtliche Paare auf der Basis einer Neubewertung von Homosexualität als Normvariante menschlicher Sexualität.

Quellen und weiterlesen:
– Handlungstext: https://www.synodalerweg.de/fileadmin/Synodalerweg/Dokumente_Reden_Beitraege/SV-III-Synodalforum-IV-Handlungstext.SegensfeiernFuerPaareDieSichLieben-Lesung1.pdf
– Andere Texte: https://www.synodalerweg.de/dokumente-reden-und-beitraege
– Synodaler Weg in Deutschland: https://www.synodalerweg.de/

Ich danke dir, Heiliger Geist, dass du den Segen nicht einschränkst, sondern in voller Fülle über die liebenden Paaren ergießt!

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Der Handlungstext zur Aufhebung des Berufszölibats ist angenommen.

Handlungstext „Versprechen der Ehelosigkeit im Dienst des Priesters“ des Synodalen Weges der katholischen Kirche Deutschlands ist mit großer Mehrheit angenommen worden: 181 Stimmen und 95,26 % Ja, 9 Stimmen und 4,74% Nein, 8 Enthaltungen, Gesamt 198 Stimmen.

Die Frage nach dem priesterlichen Zölibat bewegt viele Gläubige. Wir wollen, dass nicht nur Fach-Theolog*innen unseren Ausführungen folgen können und haben uns deshalb für eine verständliche Sprache und eine klare Gliederung entschieden. Zudem möchten wir unsere Unterscheidung der Geister transparent machen und lassen deshalb alle an unserem Gedankengang teilnehmen.

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Geschiedene gehen zur Kommunion

Wir wissen es. Scheidung ist bei einer katholischen Ehe schwierig. Scheidung gibt es nur beim Privilegium Petrinum oder beim Privilegium Paulinum. Sonst gibt es die Annullierung der Ehe. Bei einer Reform des katholischen Eherechts ist meiner Meinung nach auch zu fragen, wie das zurzeit Jesu war. Geschiedene Frauen hatten zurzeit Jesu keine soziale Absicherung. Ein Mann konnte seiner Frau wegen einer Nichtigkeit wie angebranntes Essen einen Scheidebrief ausstellen. Sie war dann auf sich gestellt, wurde versklavt oder Prostituierte. Jesus wollte nicht, dass Männer ihre Frauen in die Armut stürzen. Das ist der Grund, warum er das mosaische Ehegesetz und die männerdominierte Ehescheidung ablehnte.

Oh, wir Männer!

Auch in meinem Bekanntenkreis verlassen eher die Männer die Frauen. Ein berufstätiger Ehepartner ohne Kinder muss in Ö dem nichtberufstätigen 33% des Nettoeinkommens als Trennungsunterhalt bezahlen. Aktuell werden rund 90% der Scheidungen im Einvernehmen vollzogen, denn die meisten Ehepaare möchten auf Rosenkriege und Zank verzichten. Die Sehnsucht nach einer Zweierbeziehung bleibt groß.

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Was hält Paare zusammen?

Der Arzt und Psychotherapeut Jürg Willi schreibt über die Paarbeziehung: „Ich glaube, auch in Zukunft wird ein großer Teil der Erwachsenen das Leben in einer dauerhaften Paarbeziehung anstreben, weniger aus ethisch-moralischen Erwägungen oder wegen gesellschaftlicher Leitbilder als vielmehr wegen der Beschaffenheit des Menschen selbst. Um das sichtbar zu machen,“ wählt Jürg Willi einen psychologischen Ansatz, „der den Menschen als ökologisches Wesen, als Beziehungswesen begreift, das in der Auseinandersetzung mit Mitmenschen seine Kräfte entfaltet und strukturiert, das in Beziehungen seine Identität findet und seine Persönlichkeit entfaltet. Die tiefste und persönlichste Beziehungserfahrung im Erwachsenenleben ist die Liebesbeziehung.“ (Quelle: Jürg Willi, Was hält Paare zusammen? Der Prozess des Zusammenlebens in psycho-ökologischer Sicht. Hamburg 1991, S. 326. Link zum Buch)

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Papst Franziskus: Ich lebe noch

Mit Blick auf seine schwere Darm-OP Anfang Juli sagte der Papst bei seiner Reise in die Slowakei: „Ich lebe noch. Obwohl mich einige lieber tot sähen. Ich weiß, dass es sogar Treffen unter Prälaten gab, die dachten, dem Papst gehe es schlechter als gesagt werde.“ Die bereiteten schon ein Konklave vor. „Geduld, Gott sei Dank geht es mir gut.“ Er wendete sich an seine Gegner: Paare, die eine zweite Ehe eingehen, sind jedenfalls nicht zur Hölle verdammt. Wichtig ist ihm der Dialog. Statt Verurteilen soll man homosexuelle Paare seelsorglich begleiten. Er glaube fest daran, dass Gott die Gesellschaft auffordere, frei zu sein und vorwärts zu gehen – in Einsicht und im Hören auf Gott.
Quelle: Erzdiözese Wien

Ich werde den Herrn preisen, solange ich lebe

Der Priesterdichter Ernesto Cardenal schreibt in seinem Psalm 104: Lobe den Herrn, meine Seele!
Herr, mein Gott, Du bist groß. Ja, ich werde den Herrn preisen, solange ich lebe, ich werde ihm Psalmen schreiben – mögen meine Lieder ihm Freude machen. Lobe den Herrn, meine Seele, Halleluja!
Diese Freude am Leben merkt man auch bei Papst Franziskus, der eine schwere Operation überstanden hat und ausrief: Ich lebe noch!
Auch Jesus freut sich: „Vater im Himmel. Ich bin froh bei dir. Ich freue mich mit dir!“
(Der ganze Psalm 104 von Ernesto Cardenal)

Ehepartnerin als heiliges Medium

„Das habe ich in der Ehevorbereitung nicht gehört,“ sagte mir eine junge Frau. „Das tut mir gut, wenn ich das höre.“ Beide, Mann und Frau sind Medien, durch die Gott zur Partnerin und zum Partner kommt.

Die christliche Ehe ist nicht nur ein Bund fürs Leben. Sie ist ein heilendes Sakrament, in dem Menschen und Gott befreiend handeln.

Das christliche Handeln hat drei Bereiche. Die Nächstenliebe, das Gebet und die Sakramente. Für alle drei gibt es gute Gründe, die auf Jesus und den Heiligen Geist zurückgehen. Die Perspektive hat sich aber vor allem bei den Sakramenten geändert.

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Ehe als Liebe zu dritt

Ich höre von vielen Beziehungen, die zerrüttet sind. Nicht immer ist der Individualismus der Grund. Es kann die Paarbeziehung auch an der Überforderung zerbrechen. Wenn es hingegen gut geht und Frau und Mann sich im Raum der Liebe bewegen, kommt es zu einem wunderbaren Wesen: Ein Kind erblickt das Licht der Welt. Die Stabilität einer Beziehung hängt nicht nur davon ab, ob man sich füreinander entschieden hat, ob man einander liebt und Kinder auf den Weg bringt. Die Beziehung hält, wenn auch Gott die Herrlichkeit schenkt. Die Paare schauen nicht nur aufeinander, sondern auf den Vermittler der Liebe Gottes, auf Christus. Die Ehe besteht dann trotzdem nicht nur aus süßen Zeiten, aber meine Erfahrung zeigt mir, dass unsere Blicke in den weiten Horizont jenseits dieser Welt gehen müssen. Von dort kommt die Gnade des Gottes, der die dreifaltige Liebe tanzt. Die drei Figuren in Gott zeigen, dass zwei liebende Personen nur mit einer dritten Person eine Gemeinschaft bilden. So besteht auch die Ehe aus drei Personen, aus Frau, Mann und dem anwesenden unsichtbaren Gott. Daraus erwachsen Kinder – und Kreativität.

Er bereitet mit Liebe seine Ankunft vor

Die Eltern von Maria, Anna und Joachim. Die Geschichte stammt aus dem Evangelium von Jakobus, aus der Legenda Aurea des Jacobus de Voragine und vom Hl. Hieronymus

Die Eltern von Maria sind Anna und Joachim. Die Geschichte stammt aus dem Evangelium von Jakobus, aus der Legenda Aurea des Jacobus de Voragine und vom Hl. Hieronymus

Was würden Sie Gott raten, wenn er als Mensch und Erlöser auf die Erde kommen möchte? Soll er von einer berühmten Frau geboren werden? Wie würden Sie diese Frau auswählen? Soll sie liebevoll sein, eine gute Mutter sein? Soll sie von ihren Eltern, ihren Lehrern und Lehrerinnen eine gute Bildung bekommen?
So ähnlich hat es auch Gott gemacht. Die Eltern von Maria waren gebildete kinderlose Juden. Joachim und Anna hatten aber schon resigniert, als sie von einem Engel die Hoffnung auf ein Kind erhielten. Sie sollen sich beim goldenen Tor in Jerusalem treffen. Sie hörten auf den Engel und gingen zum Hoffnungstor. Gott erneuerte dort ihre Beziehung und voll Freude und Liebe gingen sie nach Hause. Anna wurde mit einem Mädchen schwanger. Dieses Kind wurde von Gott mit allem beschenkt, was er geben konnte. Dieses Ereignis feiern wir am 8. Dezember.
Wenn wir diese göttliche Geschichte feiern, dann wird diese Geschichte zur göttlichen Gegenwart. Dann zeugt Joachim mit Anna dieses Mädchen Maria jetzt, weil Gott als Befreier gegenwärtig ist. Gott lässt mit diesem Fest von Mariä Empfängnis die Beziehungsfähigkeit und Lebendigkeit auch in unserem Leben wachsen.
Es ist die Bedeutung jedes christlichen Gottesdienstes, dass Gott mit seinen Geschichten so gegenwärtig ist, dass sich alles Vergangene im Jetzt abspielt. Diese Erlösung spielt sich in uns ab. Angelus Silesius sagt zur Geburt Jesu ganz richtig: Und wäre Christus tausendmal in Bethlehem geboren, und nicht in dir: Du bliebest doch in alle Ewigkeit verloren.

Hier kommt das Evangelium zum 2. Adventsonntag: Er wird mich mit dem Heiligen Geist taufen.
Gott bereitet sein Kommen vor indem er Johannes zum Propheten beruft. Er soll den Messias voraussagen, der uns mit dem Heiligen Geist taufen wird.

Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, dem Sohn Gottes: Es begann, wie es bei dem Propheten Jesaja steht: Ich sende meinen Boten vor dir her; er soll den Weg für dich bahnen. Eine Stimme ruft in der Wüste: Bereitet dem Herrn den Weg! Ebnet ihm die Straßen! So trat Johannes der Täufer in der Wüste auf und verkündigte Umkehr und Taufe zur Vergebung der Sünden. Ganz Judäa und alle Einwohner Jerusalems zogen zu ihm hinaus; sie bekannten ihre Sünden und ließen sich im Jordan von ihm taufen. Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Hüften und er lebte von Heuschrecken und wildem Honig. Er verkündete: Nach mir kommt einer, der ist stärker als ich; ich bin es nicht wert, mich zu bücken, um ihm die Schuhe aufzuschnüren. Ich habe euch nur mit Wasser getauft, er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen! (Evangelium nach Markus 1,1-8 Link zum Bibelwerk)

Franziskus: Situation und Glaube wichtiger als Gesetze

Petrus und Paulus

Petrus und Paulus

In seinem Rundschreiben Amoris Laetitia geht es Papst Franziskus wie dem Apostel Paulus um eine neue Sicht auf die Not der Menschen. Weil der Messias Jesus das jüdische Gesetz des Moses erfüllte und damit wie in einem Schatzkästchen aufhob und bewahrte, konnte der Apostel Paulus erkennen, dass das „Gesetz des Moses“ durch das „Gesetz des Glaubens“ von Gott ersetzt wurde. Das Gesetz des Moses half den Menschen nicht immer, es zeigte ihnen ständig ihre Unvollkommenheit. Gott konnte mit dem Messias Jesus das mosaische Gesetz bewahren und den Glauben an den Messias Jesus begründen. Weil mit dem Messias Jesus die messianische Zeit begonnen hat, sind die Menschen in diesem „Kairos“ nicht mehr für die Einhaltung der mosaischen Gesetze verantwortlich, sondern für ihren Glauben. Glauben heißt hier „Geloben“. Es geht um die Beziehung und die Treue zu Christus Jesus. Ähnlich ist es auch mit den Kirchengesetzen. Sie können als Prinzipien, wie es Kardinal Schönborn betonte, bewahrt werden, aber wichtiger ist das „Gesetz des Glaubens“ oder, wie es Franziskus sagt, wichtiger ist die „Barmherzigkeit“. Gott schaut ins Herz und heilt. Paulus würde sagen: wichtiger als die Kirchengebote sind jetzt in der Zeit, die bleibt, die messianische Barmherzigkeit, die Freude und die Liebe.
Paulus im Römerbrief 3, 27
(vergleiche Giorgio Agamben, Die Zeit, die bleibt: Ein Kommentar zum Römerbrief, Frankfurt am Main 2006)

Amoris Laetitia auf deutsch