Archiv der Kategorie: Gottesliebe

Nächstenliebe ist OK. Aber Feindesliebe?

Willst du glücklich sein im Leben, trage bei zu andrer Glück.
Denn die Freude, die wir geben, kommt ins eig‘ne Herz zurück. So dichtete die Frauenrechtlerin Marie Calm.
Eine Freundin erzählt, dass sie glaubt, dass Gott in uns ist. Wenn Gott in jedem Menschen ist, kann ich diese Person lieben und gleichzeitig Gott, der in dieser Person ist. Was ist aber im Kriegsfall? Wie liebe ich meine Feinde?

Ich war vor Kurzem mit einem Freund bei einem Vortrag von Gisbert Greshake, einem großen Theologen, der von der Hoffnung auf die Auferstehung aller Menschen sprach, auch der Massenmörder wie Hitler und Stalin. Jesus sagt: Betet für die, die euch verfolgen. In einem Krieg wie in der Ukraine hoffe ich, dass meine Feinde Gottes Zuwendung erleben und am Ende die Auferstehung. Diese Hoffnung sehe ich als Akt der Feindesliebe.

Was denken Sie?

Die große Liebe

Ich habe in meinem Leben erfahren, dass Jesus eine große Freiheit brachte. Augustinus bringt es für mich auf den Punkt, wenn er sagt: Wenn du liebst, kannst du alles tun. Die Liebe ist die Voraussetzung für das freie Leben. Wenn ich die Geschichte und die Kulturen erforsche, dann merke ich, dass die Liebe zu Gott und zu den Mitmenschen eine der Voraussetzungen ist, die uns in Europa die Freiheit, den Wohlstand und den Fortschritt gebracht hat.

Leider erlebe ich, dass viele die Hoffnung verlieren. Sie erleben sich ohnmächtig, ausgelaugt, leer und depressiv. Eine Frau erzählte von ihrem Exmann, der sich stark sozial engagierte, die Hoffnung aber verlor und depressiv wurde. Ihm half unter anderem die Änderung seiner Situation und kurz vor seinem Tod konnte er sich noch einen Jugendtraum erfüllen. Ich hoffe für ihn, dass er jetzt bei Gott ist und auf seine Exfrau und seine Kinder warten kann.

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Das Leben gewinnen

Ein Freund meinte: „Die Erde kreist um die Sonne, die größer ist und wir Menschen sollten um Gott kreisen, der auch größer ist.“ Er meinte, dass einige um sich selbst kreisen und deshalb einen harten Ungeist entwickeln. Wenn sie hingegen um Gott kreisen, dann löse sich das Harte und Verkrampfte. Ich kenne Menschen, die um eine schlimme Ideologie oder um ein Suchtmittel kreisen. Eine Frau erzählte mir, dass für ihren Mann die Arbeit sehr wichtig war und er jetzt in der Pension dem Alkohol verfallen ist. Seine Gedanken kreisen um diesen seinen Gott und er ist nicht einsichtig, dass er krank und mit dem Alkohol verheiratet ist. Seine Frau kann nur mehr die Scheidung einreichen. Ich denke, ich werde mich öfters fragen müssen, worum ich kreise. Manches kann ich aufgeben. So wie es Jesus lebte, der das eigene Leben hingegeben hat und das große gemeinsame Leben gewann.

Der Heilige Geist rührt uns an

Ich merke, wie schwer es mir fällt, gute Gespräche zu führen. Da brauche ich die Hilfe des pfingstlichen Geistes. Pfingsten ist das Fest der Gemeinschaft, ja der ganzen Menschheitsfamilie. Die Verbindung mit anderen wird durch den Heiligen Geist tiefer, schöner und liebevoller. Der Geist schenkt uns die große Hoffnung, dass nach dem Tod ein Leben mit Gott und allen Verstorbenen wartet. Diese große Hoffnung auf Vollendung verändert unser konkretes Leben auf der Erde. Wir brauchen keine Angst vor dem Tod haben und können locker mit anderen arbeiten, spielen, sporteln, musizieren und feiern. Wir müssen nicht gestresst von einem Termin zum anderen hetzen. Wir haben unendlich viel Zeit. Der Heilige Geist verbindet uns mit unseren Toten, die auf uns bei Gott warten. Wenn eine Mutter stirbt und voll Sorgen um ihr Kind ist, kann sie nicht vollendet glücklich sein. Nur dann, wenn alle bei Gott sind, sind wir erfüllt, glücklich und vollendet.

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Gib mir Liebe ins Herz

Eine junge Frau erlebt, dass ihre Mutter sie nur heruntermacht und alles bei ihr bekrittelt. Sie zeige überhaupt keine Liebe, die sie so nötig hat. Sie besucht ihre Mutter nicht oft. Das Herabwürdigen hält sie nicht aus.
Eine Frau um die dreißig ist traurig, dass ihr Mann immer mehr Alkohol trinkt, die Abmachungen nicht einhält, sie auch anlügt. Sie muss sich von ihm trennen, um nicht in den Teufelskreis der Co-Abhängigkeit zu kommen.
Wie können wir mit anderen umgehen, nicht in Hass verfallen und vielleicht sogar andere Menschen lieben? Ich denke, die Liebe beginnt mit dem Satz: „Ich möchte, dass es dir gut geht.“ Das wird nicht nur gesagt, sondern die Liebe wird zu einem Tätigkeitswort. Das Handeln geschieht dann im gegenseitigen Austausch. Mit einem Freund sprach ich über die Situation in den christlichen Gemeinden und wir bemerkten, dass wir mehr „Austauschgruppen“ brauchen, in denen wir uns im Glauben und im Vertrauen bestärken. In solchen Gruppen können wir uns in liebevoller Atmosphäre austauschen und einen Raum für das Handeln Gottes öffnen. Das kann wunderschön werden
Lied „Gib mit Liebe ins Herz, lass mich leuchten“ (Link)

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Ich liebe dein Geheimnis

Einige sehen sich vom Schicksal stiefmütterlich behandelt. Sie sehen, dass andere es in ihrem Leben besser haben, ihnen viel mehr zufällt. Sie vergleichen sich mit anderen, ärgern sich, empfinden Neid und Eifersucht, entwickeln einen Hass auf andere und auch auf sich selbst. „Warum passiert das gerade mir?“ Nun, was kann man dagegen tun? Es gibt viele Selbsthilfemethoden, die gut sind, aber nur Ratschläge und Tipps beinhalten wie „Nehme den Neid nur wahr.“ „Verurteile dich nicht.“ Im Christentum gibt es das auch, aber es gibt eine Lösung, die intensiver ist.

Sie geht davon aus, dass wir grundsätzlich auf andere, auf ein „Du“ schauen. Wenn wir aber auf Menschen schauen, die mehr haben oder mehr wollen, werden wir neidisch. Wenn wir hingegen auf Christus schauen, der auf dem Weg zu seinem Vater ist, dann haben wir ein „Du“ vor uns, bei dem wir nicht neidisch oder eifersüchtig werden müssen. Er nimmt uns mit in die göttliche Sphäre.

Auch sehen wir in seinem Licht in jedem Nächsten eine geheimnisvolle Anwesenheit Gottes, sodass wir den Nächsten lieben können ohne auf ihn neidisch zu werden. Der litauisch-französische Philosoph Emmanuel Levinas (1906-1995) schreibt: „Einem Menschen begegnen heißt, von einem Rätsel wachgehalten zu werden.“ Für mich ist dieses Rätsel Gott: Gott im Anderen.