Archiv der Kategorie: Familie

Ausweg gesucht

Antworten von Kardinal Christoph Schönborn in der Zeitung HEUTE am 26.11.2021.

Lange war unser Land nicht mehr so gespalten wie jetzt. Impfen – ja oder nein? Corona-Maßnahmen – ja oder nein? Ein kleines Virus stellt uns vor eine gesellschaftliche Zerreißrobe. Unversöhnt stehen die Positionen einander gegenüber. Nicht nur in der Öffentlichkeit. Der Riss geht quer durch die Familien, den Freundeskreis. Ich erlebe es selber schmerzlich. Das Gespräch wird schwieriger, die Kommunikation bricht ab. Verbissenes Festhalten an der eigenen Position statt ruhiges, sachliches Argumentieren.

Wir brauchen dringend einen Ausweg, ein neues Miteinander. Ein Patentrezept gibt es wohl nicht. In der Impffrage gibt es nur ein Dafür oder Dagegen. Es liegt aber an uns, wie wir damit umgehen. Ist die Impffrage so wichtig, dass daran Beziehungen, Freundschaften zerbrechen müssen? Wenn wir uns schon nicht vertragen, so ertragen wir uns wenigstens! Etwas mehr Geduld und Respekt täte gut.

Ich habe großen Respekt vor Ärztinnen, Ärzten und Pflegepersonal auf den Covid-Stationen. Sie behandeln alle gleichermaßen, Geimpfte wie Ungeimpfte, und zwar schon lange an ihrer eigenen Belastungsgrenze. Ihre Empfehlung, wie wir aus der Corona-Krise herauskommen, ist eindeutig.

Quelle: Ausweg gesucht

Das Geheimnis von Jesus

Jeder Mensch hat Geheimnisse. Eines ist die seelische Tiefe, die bis zum göttlichen Urgrund reicht. Jesus hatte nicht nur dieses Geheimnis. Die Bewohner von Nazaret waren verärgert. Sie kennen Jesus als Zimmermann. Sie kennen seine Mutter Maria, seine Brüder Jakobus, Joses, Judas und Simon. Sie kennen seine Schwestern. „Warum sehen die anderen Dörfer etwas Besonderes in ihm? Warum kann er dieses Besondere nicht auch bei uns in Nazaret zeigen?“

Als er in ihrer Synagoge sagte, der Geist des Herrn ruht auf ihm, wollten sie ihn umbringen. Wie kann sich einer von ihnen als etwas Besseres vorkommen? Das ärgert. Er aber kann nicht anders.

Eine Mission

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Freude, schöner Götterfunken

Beim Fronleichnamsfest kam die Sonne heraus und wir hatten endlich wieder das Sacré Coeur Kaffee, diesmal im Birkenhof. Die Gespräche flogen dahin und wir freuten uns an der Gemeinschaft. Es war, als ob die Engel „Freude, schöner Götterfunken!“ gesungen hätten. Die Geschwisterlichkeit bekommt eine Leichtigkeit, wenn uns Gott trägt.

Die Parole „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ fußt auf den Losungen der Französischen Revolution 1789 und der europäischen Aufklärung. Obwohl die Kirchen dabei angegriffen wurden, hat die Parole christliche Wurzeln. Die Befreiung aus der ägyptischen Sklaverei, die Gottesebenbildlichkeit der Menschen und die Nächstenliebe sind die Wurzeln von „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“.

Ich finde, dass die Brüderlichkeit oder besser die Geschwisterlichkeit leichter zu leben ist, wenn ich eine Beziehung zu Gott habe. Ich sehe sehr viele Gemeinschaften und Familien eher zerfallen, wenn die moralische Forderung nach Solidarität und Nächstenliebe allein ohne eine Liebe zu Gott gelebt wird. Eric Voegelin sagte dazu: „Wir haben es mit einer Krankheit des Geistes zu tun“, einer „Pneumapathologie“. Als Heilung bietet Jesus die Beziehung zum göttlichen Geist an, der Gottesliebe und Nächstenliebe verbindet. Mit ihm können wir im sonnigen und freien Garten fröhlich feiern.

(Quelle zu Eric Voegelin: https://christenwind.at/?cat=130)

Warum gibt es familiäre Gewalt? Einige kulturelle Überlegungen

Ich kenne viele Menschen in meiner Umgebung, die Entscheidungen treffen, die sie mit dem Bauchgefühl begründen. „Ich verlasse meine Frau, weil ich nichts mehr für sie empfinde.“ „Ich hasse die Maske und werde den Beruf aufgeben.“ „Ich bin in der Therapie dem Hass auf meine Mutter nachgegangen und werde ihr das bald sagen.“ Handlungen werden begründet, weil man etwas spürt und man ein spezielles Bauchgefühl hat. Die Handlungsautorität ist das blinde Gefühl.

Gefühle sind wahrzunehmen. Sie sind aber selbst blind. Gefühle sind wichtig für die Handlungsorientierung und ich brauche sie im Sinne von E-Motion, um handeln zu können. Sie muss ich nur richtig einsetzen.

Männer, die im familiären Umfeld Frauen schlagen oder umbringen, haben die Bauchgefühle Zorn, Ärger, Hass und sehen sie als Handlungsautorität. „Weil in mir Ärger hochkommt, muss ich meine Frau schlagen.“ Ich finde, dass diese Werthaltung katastrophale Folgen hat. Viele der Frauenmorde und andere Verbrechen (z.B. sexuelle Gewalt gegen Kinder) werden so legitimiert.

Der andere Aspekt ist die patriarchale Männerrolle, die Vorbildcharakter hat und in einem Familiensystem solange stabil gelebt wird, bis die Frau den Mann verlassen möchte. Da kommt es zu einer Abwertung dieses Männerbildes, zu einer Kränkung und zu einer schlechten Verarbeitung dieser Kränkung durch den Mann. Es werden keine Handlungsalternativen bedacht, sondern Gewalt als schnelles Handeln erscheint hilfreich, um die Kränkung auszulöschen. Oft begeht der Mann dann Selbstmord.

Der dritte Aspekt sind traditionelle Familiensysteme, die durch das Handeln einer Person in eine Krise geraten. Das Familiengericht spricht ein Urteil, das von einem meist männlichen Mitglied vollzogen werden muss. Handlungsautorität ist nicht das Gefühl, sondern die Familientradition und die Wichtigkeiten, die weitergegeben werden.

Ich habe den Eindruck, dass in der Diskussion über Frauenmorde, Femizide, die Einstellung der Männer übersehen wird und auch der Anteil, den eine Gefühlsideologie in unserer Gesellschaft dabei hat.

Wenn Männer die Handlungsautorität in ihrem Bauchgefühl sehen und nicht im Herzen, nicht im Gewissen (mit Unterstützung des Verstandes, des Geistes), dann sind die Auswirkungen fatal. Wenn Männer lebensfördernde Handlungsalternativen mit ihrer Vernunft erkennen und sich dafür im guten Geist entscheiden, dann ist ein friedliches Zusammenleben möglich.

Das Netz der helfenden Hände

Das Ehepaar Tutić leben in Bosnien von Aushilfsarbeiten. Die Eltern von 4 minderjährigen Kindern haben ihr Haus durch Überschwemmungen verloren. Die Familie wohnt in einem verlassenen Haus. Das Ehepaar Tutić hilft bei humanitären Aktionen und kümmert sich um ältere Menschen und Flüchtlingsfamilien.

Das Wiener Pfarrnetzwerk hilft ihnen. Es werden Nahrungsmittel organisiert und Wohnungen gesucht. Hier ist der Geist Jesu spürbar. Die Pfarren lesen nächsten Sonntag das Evangelium der Fischer vor. Sie sind bei ihren Netzen und Jesus ruft sie. Die Fischer sehen ihn, sind von seiner Ausstrahlung fasziniert und folgen ihm. Später erkennen sie, dass er erfüllt ist vom Heiligen Geist. Dieser Geist Gottes ist ein Netzwerker. Er hilft ein Netz helfender Hände zu knüpfen.

Statt dem Fischernetz ein Netz der Hilfe

Sie verlassen ihre Netze und bilden ein neues Netz, ein Netz der helfenden Hände. Dieses Netz wird immer größer. Über Jahrhunderte hinweg bis heute. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Pfarrnetzes reicht das Netz bis Bosnien. Da sieht man, was Nachfolge Jesu und Geist Gottes bewirkt.

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Über den eigenen Schatten springen


Das Bild aus dem Benediktiner-Stift Melk stellt die Flucht nach Ägypten dar (1502). Der Maler ist Jörg Breu der Ältere (*1475, †1534).

Wenn die Familie zu Weihnachten zusammenkommt, wird deutlich, welche Aufgaben die einzelnen übernehmen und wie wir einander in Achtung und Wohlwollen begegnen können. Da müssen kleine Fehler entweder übersehen oder in eine liebevolle Erzählung umgewandelt werden.
Bei Kränkungen dem anderen zu vergeben ist schwierig, da man muss dann oft über den eigenen Schatten springen.
Die junge Christenheit erinnert an Josef, der umsichtig mit dem Gottessohn und dessen Mutter flieht. Er hört auf die Stimme Gottes.
Das hilft der Familie.



Wahrnehmen und Achtsamkeit

Florian und Gerda sind seit sieben Jahren verheiratet. Sie haben zwei kleine Buben mit 5 und 2 Jahren. Florian reitet sehr gern auf den Fehlern anderer herum. Wenn Gerda ihn aber auf einen Fehler aufmerksam macht, sieht er das zwar ein, meint aber, dass Gerda auch einen Fehler gemacht hat. Gerda ist dann verärgert, und findet es nicht richtig, dass Florian ihr etwas vorhält, das schon lange zurückliegt. Sie hofft, dass er einfach nur sagt: „Ja, tut mir leid, das war mein Fehler.“ Mehr nicht. Auch in der Beziehung mit Gott spiegelt sich das wider, denn er gibt Gott gerne die Schuld.

Gerda freut sich über ihre Leistungen. Sie war immer eine der besten Schülerinnen, bekam auch im Studium viel Bestätigung und der Beruf machte ihr Freude. Dann kam sie durch die zwei kleinen Kinder in die Krise. Die muss sich jetzt zurücknehmen und für ihre Kinder da sein. Das fällt ihr sehr schwer. Als Mutter bekommt sie nicht diese Bestätigung, die sie im Beruf bekommt. Sie arbeitet jetzt weniger und sehnt sich nach mehr Bestätigung im Beruf. Sie vergleicht sich mit anderen Frauen und mit ihrem Partner und weiß nicht, wie sie Mutter sein und trotz allem ihre Selbstwirksamkeit ausbauen kann.

Der Umschwung kommt, als sie bemerkt, dass sie mit ihrer Lebensgeschichte einzigartig ist und sie nicht neidisch sein muss. So kann sie immer besser und in Ruhe die Entwicklung ihrer Kinder verfolgen. Dieses Wahrnehmen ihrer Einzigartigkeit hilft ihr sehr. Auch die Beziehung zu Gott bekommt eine neue Qualität. Sie merkt: Er akzeptiert sie, fördert ihre Kreativität und vertieft ihre Achtsamkeit.

Family Matters im Dommuseum Wien

Located in the heart of Vienna, facing St. Stephen’s Cathedral, Dom Museum Wien presents the historic treasures of the cathedral, as well as highlights of modern and contemporary art.

Quelle: Dom Museum Wien HOME

Beziehungen zwischen Familienmitgliedern prägen unser Leben, heute wie damals. Ausgehend von dem Wandel, den der Begriff Familie durchlebt, geht die Ausstellung der Frage nach, wie sich die unterschiedlichen Familienkonstellationen, ihre Bedingungen und Auswirkungen auf Individuum und Gesellschaft in der Kunst spiegeln. Von der Ein-Eltern-Familie über Sippenverbände bis zu „gewählten“ Familien zeigt sich durch die Epochen und in unterschiedlichsten Medien – Plastik, Grafik, Malerei, Fotografie und Videokunst – ein vielschichtiges Bild von dem, was Familie sein kann. Dabei steht die innere Dynamik der zwischenmenschlichen Beziehungen im Vordergrund. Nähe und Konflikte können an feinen, innerbildlichen Nuancen abgelesen werden. Auch gesellschaftspolitische oder ökonomische Zusammenhänge erschließen sich durch die Art der Repräsentation der Individuen in der Gruppe, durch ihr Umfeld oder ihre Haltung.

Kunsthistorische Leihgaben aus nationalen und internationalen Museen und Sammlungen, ausgewählte Objekte aus dem Bestand des Museums Avantgarde-Werke aus der Sammlung Otto Mauer, Arbeiten jüngster Otto-Mauer-PreisträgerInnen sowie Neuankäufe, Schenkungen und künstlerische Interventionen treten hier miteinander in Dialog.

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Was Kinderohren brauchen

Was Kinderohen brauchen

Eine Freundschaft für dich

Der Heilige Geist ist das besgehüteste Geheimnis der KircheDie Freundschaft bringt wunderbare Schätze hervor. Die Freundschaft zwischen mir und meiner Frau brachte eine ständig wachsende schöpferische Kreativität, die Freundschaft mit meinen Freunden brachte viele Ideen und Feste hervor, die Freundschaft mit Gott brachte unserer großen Familie, unseren Kindern, unseren Freundinnen und Freunden ein friedliches Leben und viel Freude. Jesu Geschichten handeln von diesen Schätzen der Freundschaft mit Gott – zu hören in der „Guten Nachricht“ am Sonntag:

Hier kommt das Evangelium zum Sonntag: Ich hole die Schätze aus der Freundschaft mit Gott.
Die Matthäusgemeinde erinnert an das Gleichnis vom Schatz im Acker, von der schönen Perle und von den schlechten und den guten Fischen. Auch holen die Schülerin Gottes und der Schüler Gottes aus dem reichen Vorrat Neues und Altes hervor.

In jener Zeit sprach Jesus zu der Menge: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Schatz, der in einem Acker vergraben war. Ein Mann entdeckte ihn, grub ihn aber wieder ein. Und in seiner Freude verkaufte er alles, was er besaß, und kaufte den Acker.
Auch ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Kaufmann, der schöne Perlen suchte. Als er eine besonders wertvolle Perle fand, verkaufte er alles, was er besaß, und kaufte sie. Weiter ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Netz, das man ins Meer warf, um Fische aller Art zu fangen. Als es voll war, zogen es die Fischer ans Ufer; sie setzten sich, lasen die guten Fische aus und legten sie in Körbe, die schlechten aber warfen sie weg.
So wird es auch am Ende der Welt sein: Die Engel werden kommen und die Bösen von den Gerechten trennen und in den Ofen werfen, in dem das Feuer brennt. Dort werden sie heulen und mit den Zähnen knirschen. Habt ihr das alles verstanden? Sie antworteten: Ja.
Da sagte er zu ihnen: Jeder Schriftgelehrte also, der ein Jünger des Himmelreichs geworden ist, gleicht einem Hausherrn, der aus seinem reichen Vorrat Neues und Altes hervorholt. (Evangelium nach Matthäus, Erklärungen im Bibelwerk: Matthäus 13, 44-52)