Archiv der Kategorie: Heilung

Es kommt die Nacht. Was kommt danach?

Wie blind bin ich? Es gibt Wahrheiten, die ich gerne übersehe. Sie passen nicht in mein Bild, das ich von mir und von der Welt habe. Einige sind unangenehme Wahrheiten, einige sind Wahrheiten, die nicht in meine soziale Umgebung passen.

Im Bild gehen alle zur beruhigenden Lüge und vermeiden die unbequeme Wahrheit.

Jesus sagt diesen rätselhaften Satz: „Wir müssen, solange es Tag ist, die Werke dessen vollbringen, der mich gesandt hat; es kommt die Nacht, in der niemand mehr etwas tun kann.“ Was bedeutet das? Kommt eine Zeit, in der wir nichts machen können und bis dorthin können wir aber sehen, hinschauen, handeln, helfen und heilen? Kommt nach der Nacht das herrliche Licht Gottes? Richtet er uns auf?

(Bild: Clay Bennett Cartoon)

Er freute sich

Die Nobelpreisträgerin Nelly Sachs beeindruckt mich. Sie schreibt: „Wenn die Propheten einbrächen. Ohr der Menschheit, du nesselverwachsenes, würdest du hören?“ Ich frage mich: Wenn Gott zu uns kommt: Würden wir ihn hören?

Die Zachäusgeschichte ist eine meiner Lieblingsgeschichten. Dieser Zachäus ist ein zögerlicher und reicher Mann, der auf einen Baum klettert, um Jesus zu sehen. Er hört den Zuruf Jesus. „Zachäus, komm schnell herunter! Ich muss heute in deinem Haus bleiben.“ Die Begegnung mit Gott kann vieles lösen. Hier kommt Gott in der Figur des Jesus zu einem Mann, der mit den unreinen Römern zusammenarbeitet und für die Juden unrein ist. Zachäus muss aber sich und sein Haus nicht reinigen, damit der Sohn Gottes eintritt. Jesus sprengt den Rahmen der Gesetze von Unreinheit und Reinheit und ermöglicht Lösungen und Heilungen. Zachäus freute sich.
Ich denke, die Propheten sind bei Nelly Sachs Figuren der Transzendenz, Figuren für Gott. Wir alle haben relativ fixe Annahmen über die Wirklichkeit. Wenn Gott aber in unser Leben einbricht, dann werden unsere Annahmen über die Welt gesprengt, dann sind Lösungen und Heilungen möglich. Dann kann ich auch ein einfaches Leben führen. Ich erfahre, dass er da ist und uns treu bleibt.
Der Text zu Zachäus Lukas 19.
Nelly Sachs Wenn die Propheten einbrächen

Dankbarkeit erfreut die Seele

Dieser Oktober ist jetzt schon der zweit wärmste in diesem Jahrtausend (gleichauf mit 2006) und könnte die Spitze von 2001 noch erreichen, vielleicht sogar toppen.“ Das schreibt Marcus Wadsak, der Leiter der ORF Wetter Abteilung. Ich freue mich gerade über die Sonne, die mir ins Zimmer scheint. Ein wenig beunruhigt mich aber auch, dass es immer wärmer wird. Wie wir Christinnen und Christen darauf reagieren können, schreibt Papst Franziskus in seinem Brief Laudato Si‘. Er geht davon aus, dass es einerseits eine gemeinschaftliche Aufgabe ist, andererseits es aber auch eine neue Grundeinstellung braucht. Viele in unserer Gemeinde haben diese. Franziskus erinnert vor allem an die Dankbarkeit, die das Herz erfreut.

Ich sitze in der Sonne und denke an einen Bekannten, der jetzt sehr dankbar ist. Er hatte große Schmerzen in seinem Knie, die jeden Tag ärger wurden. Er konnte schon nicht mehr schlafen. Da erinnerte er sich, dass Jesus heilte. Er bat Jesus, ihm die Schmerzen zu nehmen. Da ließen sie wirklich nach und er konnte schlafen. Seitdem hat er keine Schmerzen mehr. Jetzt sagte er mir, dass er dumm war, dass er das nicht schon früher gemacht habe.
Übrigens: Wer die Rede von Michael Rosenberger über Schöpfungsspiritualität noch nicht gehört hat, hier ist seine berührende Rede zur Umkehr der Herzen, zu Laudato Si‘ und zum Klimawandel.

Der Raum der Liebe

Draußen waren Verfolger. Die Jünger hatten Angst und schlossen die Türen. Sie beteten. Da geschah etwas Unerwartetes. Die Erde bebte. Jesus trat in ihre Mitte, trotz verschlossener Türen. Sie erkannten ihn nicht gleich. Er zeigte ihnen seine Wunden und sagte: Friede sei mit euch! Der Raum wurde hell, erfüllt von Gott.
Menschen werden bedroht, flüchten und schließen sich in Räumen ein. Es sind Keller in den Kriegsgebieten und es sind innere persönliche Räume, in die sich Menschen zurückziehen müssen, um zu überleben. Sie verstummen.
Ich bitte Jesus, dass er sich in diesen Schutzräumen zeigt, dass er in die Mitte kommt und den Frieden Gottes bringt. Dass er den Menschen in diesen verschlossenen Räumen den lebensspendenden Heiligen Geist bringt, der mutig macht und Gemeinschaft stiftet.
Ich bitte Jesus, dass er die traumatisierten verstummten Menschen in ihren innersten Räumen heilt.
Ich schaue auf Jesus. Er nimmt mich am Ende mit zum grenzenlosen Leben. Mit ihm können wir ewig leben.
Die Liebe Gottes soll uns im Tiefsten unseres Herzens mit Freude erfüllen und uns von unseren Verletzungen heilen. Sie soll uns springen und fliegen lassen.

Der Sieg über den Tod

Ich möchte diese heiligen Tage mit Jesus gehen. Er begleitet mich und geht mit mir in meine tiefste Verzweiflung. Mit ihm kann ich seine Verlassenheit in Jerusalem und die Verlassenheit der Menschen um mich herum wahrnehmen. Mit ihm kann ich alles vor unseren Gott-Vater hinlegen: Mein freudig pochendes Herz, mein Leiden und meine Schmerzen. Ich sehne mich mit ihm nach Heilung. Die Welt soll geheilt werden.

Die Beziehungen sollen geheilt werden. Die Ängstlichen sollen Mut fassen. Ich sehne mich danach, dass die Finsternis der Gottferne mit dem Licht des Glaubens erhellt wird. Ich möchte, dass alle Menschen nicht nur nach dem Tod eine Auferstehung erfahren, sondern in der Gegenwart. Die Auferstehung schenkt Gott jetzt. Ich kann mit Jesus auferstehen und ein neues Leben beginnen. Ja, mit ihm werde ich mutig und – froh.

Heruntersteigen, heilen und zusagen

Das Handeln Jesu wird auseinandergerissen. Lukas erzählt, wie Jesus vom Berg heruntersteigt, heilt und den Armen Gott zusagt. Zwischen dem Heruntersteigen vom Berg und der Zusage, den sogenannten Seligpreisungen, wird im Gottesdienst das Heilen ausgelassen. Aber heruntersteigen, heilen und seligpreisen gehören zusammen.

Seligpreisen ist das Zusagen, dass Gott mit dir ist. „Du bist selig“ heißt „Gott ist ganz nahe bei dir“. Ich hoffe, dass durch diese Zusage die Armen aufgerichtet und die Kranken früher gesund werden. Jesus macht drei Schritte. Er steigt vom Berg herunter, heilt Kranke und sagt den Kranken, den Verfolgten und den Armen die Nähe Gottes zu. Auch nach der Verklärung am Berg Tabor steigt er vom Berg herunter und heilt.

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Gebrochene Herzen heilen

Christl hat uns letzten Sonntag durch die Kirche zum Hochaltar geführt. Sie zeigte über uns das Fenster, in der der Heilige Geist in Form einer Taube dargestellt ist, und stimmte ein selbstkomponiertes Lied an: „Heiliger Geist, erfülle uns, komm in unser Denken, unser Herz, unser Tun.“ Ich war sprachlos.

Der Geist Gottes soll zu uns in unser Herz kommen. Das macht ihn zu unserem Freund. Er soll auch in unser Tun und Denken kommen. Da leitet er uns an wie die Menschen der Bibel: Lukas untersucht sorgfältig alles, was sich unter ihnen ereignet und „erfüllt“ hat und hört auf die Augenzeugen.

Jesus bezieht den Bibeltext Jesaja 61,1-2 auf sich, dass der Geist Gottes auf ihm ruht und dass er den Armen nicht nur eine gute Nachricht bringt, sondern dass er heilend wirkt, die Trauernden tröstet, die gebrochenen Herzen heilt, die Zerschlagenen in Freiheit setzt. Nun, das wäre doch ein Abenteuer, wenn der Geist Gottes nicht nur auf Jesus ruht, sondern auch auf uns und wir mit ihm die Trauernden trösten, die Ängstlichen bestärken, die Einsamen besuchen und die gebrochenen Herzen heilen.

Taufe Jesu: Baden für den Frieden?

Viele Menschen baden gerne. Ich auch. hinein ins Wasser, auch wenn es ein wenig kalt ist. Der Körper gewöhnt sich daran. Jesus tauchte im Jordanwasser unter. Das Wort Taufe bedeutet untertauchen. Das Wasser des Jordans ist etwas Besonderes. Ich habe eine kleine Flasche noch immer aufbewahrt. Auch von Freunden habe ich eine Flasche Jordanwasser bekommen. Viel verwenden es für die Taufe. Durch den Jordan ist das Volk Israel in das gelobte Land eingezogen. Auch wurde der leprakranke Naaman durch Untertauchen im Jordan geheilt. Durch die Taufe bekommen wir den Heiligen Geist, der uns in die Hintergründe Gottes einführt. Da erkennen wir, dass Jesus auch Gott ist. Daher könnte man sagen: Gott lässt sich von Johannes im Jordan taufen. Wobei wir nicht lesen, dass er das für sich tut, sondern für uns. Gott zeigt sich uns im Fluss. Er zeigt sich im Fluss der Geschichte. Gott zeigt sich in der Menschheitsgeschichte. Er taucht in die Menschheitsgeschichte ein. Er taucht auch in unsere persönliche Biographie ein. Wir bilden, wenn wir in seinem Geist leben, seinen Körper. Wir wirken damit in der Friedensgeschichte mit. Wir können ihn in unserer Geschichte erkennen. Einige von uns erkennen ihn im Untergang des Faschismus und des Nationalsozialismus, im Fall der Mauer, im Untergang des Stalinismus, in den Friedenszeiten, in der Aussöhnung in Europa, sogar in der Aussöhnung im Nahen Osten. Das alles geschieht durch das Eintauchen Gottes in die Geschichte.

Den Berg der Sorgen abbauen

Der Geist bringt uns Glück

Eine gute Nachricht: Gott möchte eine Verbindung zu uns bauen. Eine der wichtigsten Prophetenschulen war die von Jesaja. Sie ruft auf, das Kommen Gottes vorzubereiten und möchte, dass wir die Beziehung zu ihm wie eine Straße bauen. Damit Gott kommen kann, sollen wir für diese Gottesstraße störende Schluchten überbrücken und hemmende Berge abtragen. Ich denke da an Schluchten zwischen mir und Gott, aber auch an Schluchten zwischen den Menschen unterschiedlicher Weltanschauungen. Und bei den Bergen denke ich an Berge voller Sorgen und Gebirge voller Schwierigkeiten. Ich sehne mich danach, dass die Schluchten des Misstrauens aufgefüllt werden und die Berge der Kränkung abgetragen werden. Das können wir in einem guten Geist des Vertrauens und des Verzeihens. Der Geist Gottes will uns dabei unterstützen. Wenn wir einverstanden sind, kommt er und erfrischt unser Herz. Er trägt mit uns den Berg der Sorgen ab. Er macht uns die schweren Wege leicht und schenkt uns eine freie Sicht zum weiten Horizont.

Fünf Tipps um die Sorgen abzubauen
1. Schauen Sie genau hin: Was macht mir konkret Sorgen.
2. Sprechen Sie das Konkrete aus oder schreiben Sie es auf.
3. Sprechen Sie mit einem Menschen, der nur zuhört, ihre Sorgen wiederholt und keine Ratschläge gibt.
4. Übergeben Sie ihre Sorgen dem Heiligen Geist. Er kann Ihr Handeln inspirieren.
5. Beginnen Sie mit einem kleinen konkreten Schritt der Veränderung – jetzt.

Der Geist heilt

In der Telefonseelsorge rufen mich Menschen an, die einsam sind, vor einer schwierigen Entscheidung stehen, körperlich oder seelisch krank sind. Einige können eine fixe Idee, unter der sie leiden, nicht loslassen. Ich kann ihnen zuhören, aber heilen kann ich sie nicht. Anders war das bei Jesus, er hörte den Kranken zu und heilte sie.

Das war vor 2000 Jahren. Was ist jetzt? Wir haben jetzt den Heiligen Geist. Ihn hat er als seinen Nachfolger geschickt. Fünf Firmlinge sind letzten Sonntag im Gottesdienst gewesen, die am 14.11. das Siegel des Heiligen Geistes bekommen. Spüren wir diesen Heiligen Geist? Er könnte uns bewegen. Wie nahe ist er uns? Es kann sein, dass er uns die heilende Kraft Gottes bringt. In der Messe bittet der Priester Gott, dass der Heilige Geist auf die Gaben von Brot und Wein herabkommt, damit sie Leib und Blut Jesu werden.

Kann es sein, dass wir den Heiligen Geist auf die Kranken herabflehen können, damit die Kraft Gottes die Kranken heilt? Ich denke an eine Frau, die unter dem Krebs leidet und flehe zum Heiligen Geist, dass er die heilende Kraft Gottes auf sie kommen lässt. Heiliger Geist, komm! Ich denke an einen vereinsamten Mann, der unter dieser Verlorenheit leidet. Heiliger Geist, komm auf ihn herab! Vertreibe seine Angst! Heile ihn mit deiner Kraft!

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