Archiv der Kategorie: Frieden

Ein Kind ist uns geboren

In einem Film fragte ein Mann die Kinder, warum sie Weihnachten feiern. Sie sagten: Es ist der Geburtstag von Jesus. Darauf er: Warum bekommt ihr dann die Geschenke?
Die Kinder schauten ihn stumm an.
Ich denke, dass wir diese Frage beantworten können: Im Jesuskind verbirgt sich ein Geschenk. Das Geschenk ist Gott selbst. Er schenkt sich uns. Deswegen beschenken wir uns und lassen uns beschenken.
Ich spreche gerne mit Menschen, die unserer Religion kritisch gegenüberstehen. Eine Kritik zielt auf das Alte Testament, in dem Gott oft Gewalt und Abgrenzung befiehlt. Da ist es gut, wenn wir mit der Jesusbrille auf das Alte Testament sehen. Da heißt es in Jesaja: Jeder Stiefel, der dröhnend daherstampft, jeder Mantel, im Blut gewälzt, wird verbrannt, wird ein Fraß des Feuers. Denn ein Kind wurde uns geboren, ein Sohn wurde uns geschenkt. Die Herrschaft wurde auf seine Schulter gelegt. Die große Herrschaft und der Frieden sind ohne Ende.
Der Weihnachtsbaum ist der Baum des Paradieses. Ein Paradies, das Gott für uns seit Anfang an erschafft. Zu Weihnachten schauen wir an den Anfang des Universums, wie Gott damals schon begonnen hat, das Paradies aus der Schöpfung zu transformieren. Dies zeigt er uns in Betlehem, wo er unser Brüderchen wird und wir seine Kinder.

Gutes kann sich ereignen

Gott ereignet sich, lese ich beim Philosophen Gianni Vattimo. Das ermöglicht mir, einen neuen Blick auf den Alltag zu werfen. Wo ereignet sich Gott? Da höre ich die Stimme, die mir sagt: Im Krieg in der Ukraine kann ich mir nicht vorstellen, dass sich Gott ereignet. Ich schaue einmal genauer hin.

Ich sehe sehr viel Kreativität bei den ukrainischen Soldaten, ich sehe auch sehr viel Kooperation in der Bevölkerung und ich sehe eine Kontinenten übergreifende Solidarität gegenüber dem Aggressor, eine Hilfe zum Aufbau des Landes, eine Gastfreundschaft den Kriegsvertriebenen gegenüber und eine gute Behandlung der Kriegsgefangenen. Ich sehe, wie die innere Macht des Aggressors leicht zusammenbrechen kann und das Ziel, einen gerechten, nicht diktatorischen Frieden erreicht werden kann.

Das zeigt mir, dass der Geist, ich sage der Heilige Geist, sich mit Gerechtigkeit und Liebe ereignet. Es sind Erfahrungen unserer Geschichte, verbunden mit der großen Hoffnung des Christentums, dass das Reich des Geistes trotz aller Schwierigkeiten wächst und sich durchsetzt.

Was bedroht den Frieden und die Zukunft?

Kriege bedrohen unser friedliches Zusammenleben. Gewalt beginnt aber im Kleinen. Jesus gibt mir dazu einen Tipp. Wenn ich jemanden einen Narr oder einen Dummkopf nenne, kränke ich einen Menschen. Aber ich mache auch meine Welt schlimmer. In der Öffentlichkeit und den sozialen Medien werden andere mit noch ärgeren Ausdrücken als Narr oder Dummkopf beschimpft. Da wird die Welt zu einer unwirtlichen. Gottes Sohn ist zu uns gekommen, um dies zu verhindern. Er sieht in allen Menschen den göttlichen Lichtfunken und sagt: „Was ihr dem Geringsten meiner Brüder und Schwestern getan habt, das habt ihr mir getan.“ Gott möchte in jedem Menschen Heimat finden. Wenn ich also über einen Menschen „Dummkopf“ oder „Narr“ sage, dann sage ich es über Jesus Christus und über Gott. Ich liebe diese Intervention des Gottessohnes. Er möchte uns eine friedliche Zukunft auf der Erde und auch nach dem Tod ermöglichen. Da ist Achtsamkeit wichtig.

Kontinentales Treffen auf Europaebene: Eine starke Intervention aus Deutschland!

Prag, 6.2.2023. Bischof Dr. Georg Bätzing (Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz) und Dr. Irme Stetter-Karp (Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken) sprachen die großen Schwierigkeiten der Katholischen Kirche offen an. Es gibt gemeinsame Erfahrungen, aber noch keine gemeinsamen Antworten im Urteilen und Handeln.
https://videopress.com/v/2gsJqTNd

Bischof Georg Bätzing: „‚Gott hat uns nicht den Geist der Verzagtheit gegeben, den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit‚ schreibt der Apostel Paulus an seinen Schüler Timotheus (2 Tim 1,7). Tatsächlich, diesen Geist braucht unsere Kirche. Wir wollen hier in Prag von unseren Glaubensgeschwistern lernen, wir wollen auch unsere Erfahrungen in den weltweiten Prozess einbringen.

Wir haben 2019 einen synodalen Prozess begonnen, weil uns eine wissenschaftliche Untersuchung zu Missbrauch in unserer Kirche gezeigt hat, es gibt schwere individuelle Schuld, viel zu viele Kleriker haben ihre Macht missbraucht und Verantwortliche, nicht zuletzt Bischöfe, haben die Untaten vertuscht. Es gibt aber auch systemische Ursachen des Machtmissbrauchs. Wir können sie nicht leugnen. Wir sind entschlossen, Konsequenzen zu ziehen, spirituelle und strukturelle.

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Der Atem des Lebens

Ich versetze mich auf den Berg zu Jesus und höre seine Worte. Sie sind der Atem Gottes. Die Trauernden werden getröstet. Die hungern und dürsten nach Gerechtigkeit werden gesättigt. Die Verfolgten werden von Gott überreich beschenkt. In den Worten Jesu spüre ich den Atem Gottes. Er reinigt mein Herz, er stärkt meine Seele.
Ich atme aus und atme ein. Ich suche das Du. Ich werde beschenkt mit dem Atem des Lebens.

In jener Zeit, als Jesus die vielen Menschen sah, die ihm folgten, stieg er auf den Berg.
Er setzte sich und seine Jünger traten zu ihm. Und er öffnete seinen Mund, er lehrte sie und sprach:
Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden.
Selig die Sanftmütigen; denn sie werden das Land erben.
Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden gesättigt werden.
Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden.
Selig, die rein sind im Herzen; denn sie werden Gott schauen.
Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Kinder Gottes genannt werden.
Selig, die verfolgt werden um der Gerechtigkeit willen; denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig seid ihr, wenn man euch schmäht und verfolgt und alles Böse über euch redet um meinetwillen. Freut euch und jubelt: Denn euer Lohn wird groß sein im Himmel.

Der Atem Gottes und die Kraft Gottes haben eines gemeinsam: Es sind Bezeichnungen in der Bibel für den Heiligen Geist. Die Menschen der Seligpreisungen werden, so glaube ich, mit dem Atem Gottes gestärkt.
(Erklärung im Bibelwerk: Matthäus 5,1-12a).
(Bild: Jesus Pantokrator)

Seid Acht!

Predigt zur Weihnacht 2022 in der Kirche der Schulschwestern in Wien.

„Verehrte Schwestern, geschätzte Brüder! Sie haben sich nicht verhört: Seid Acht! Die Michaelskapelle in Fulda, von der Sie eine Fotomontage sehen, wurde bald nach der Missionierung durch den heiligen Bonifazius um 821 von Abt Eigil errichet. Sie ist eine mit den Mitteln der Architektur gehaltene Weihnachtspredigt.“

von Paul M. Zulehner

„Die kleine Kirche im karolingischen Baustil hat zwei Ebenen: Eine Säule in der Krypta. Diese trägt den runden Kirchenraum darüber, der durch durch acht Säulen geschmückt ist und in dessen Mitte der Altar steht.

Die tragende Säule: Christus

Die tragende Säule symbolisiert Jesus, dessen Geburt wir heute feiern und der in der Auferstehung, so schreibt Lukas in der Apostelgeschichte (2,32-36), zum Christus, also zum Messias gemacht wurde. Er ist der von Anfang an Ersehnte. Der von Propheten Angekündigte. Der Immanuel – Gott mit uns. Der von den Engeln in der Nacht als der kommende Friedensfürst Besungene. „Durch ihn und auf ihn hin ist alles erschaffen“, so singt ein alter liturgischer Hymnus (1 Kor 1,15-20), den der Verfasser des Kolosserbriefes in seinen Text aufgenommen hat. In ihn wurde sichtbar, was Gott mit allen Menschen und der ganzen Welt vorhat: Die Einung Gottes mit dem Menschen und damit die Vollendung der Welt. Dazu hatte Gott die Welt geschaffen. Darauf läuft alles hinaus.“

Quelle und weiterlesen: Seid Acht!

Kamelhaar und Heuschrecken

Johannes der Täufer trug ein Gewand aus Kamelhaar. Er wird oft dargestellt mit ausgefranstem Mantel. Aber was ich nicht wusste: Kamelhaar ist zum Unterschied vom Haar der Dromedare sehr weich und leicht. Johannes kühlte sich mit dem Gewand aus Kamelhaar an heißen Tagen und wärmte sich in kalten Nächten. Er ernährte sich von Heuschrecken und wildem Honig. Die Heuschrecken waren immer schon ein Nahrungsmittel in Europa, Asien und Afrika. Was ich nicht wusste: Ihr Proteingehalt ist mit nahezu 50% sehr hoch und vergleichbar mit dem Proteingehalt von Rindfleisch. Sie können geröstet, frittiert, gedünstet oder gegrillt werden. Vor dem Essen hat Johannes sicher die Sprungbeine und die Flügel entfernt. Ich weiß nicht, ob er die Heuschrecken geröstet hat. Rohe werde ich sicher nicht so leicht essen, aber vielleicht koste ich einmal geröstete. Der Aufruf von Johannes ist auch heute sinnvoll: Bringt Früchte hervor! Jeder Mensch bekommt von Gott den dringenden Ruf. Niemand ist davon ausgenommen.
Was mich immer schon gewundert hat: Jesaja schreibt, dass der Löwe im göttlichen Friedensreich Stroh wie das Rind frisst. Verzeihung, da kennt er sich nicht aus. Das Rind frisst Heu, nicht Stroh, aber am besten frisches Gras und Kräuter. Jesaja zeigt mir trotzdem durch das Bild des göttlichen Friedensreiches die Zukunft in Gott.

Quellen: Kamelhaare Utopia.de
Heuschrecken FoodInsects.de
Die zwei Texte zum zweiten Adventsonntag im Bibelwerk, Lesejahr A: Matthäus 3,1-12 und Jes 11,1-10

Das Ziel des Krieges ist der Sieg

Einige wohlmeinende Zeitgenossen sind der Meinung, das Ziel des Krieges ist der Frieden. Demgegenüber stehen die Kriege der letzten Jahrhunderte, die gezeigt haben, dass das Ziel der militärischen Auseinandersetzungen der Sieg über den Gegner war. Napoleon wurde endgültig in Waterloo besiegt. In den USA kapitulierten im Sezessionskrieg die Truppen der Konföderierten 1865. Die österreichische und sächsische Armee wurde von der preußischen Armee in Königgrätz 1866 besiegt. Deutschland besiegte Frankreich 1871. Österreich und Deutschland wurden von den Alliierten 1918 besiegt und das deutsche Reich kapitulierte 1945. Wer einen militärischen Kampf beginnt erringt den Sieg oder wird besiegt. Der Krieg hat seine ganz strenge Dynamik. Er ist ähnlich dem Zweikampf. Es gibt Sportarten wie Tennis, bei denen es nur um den Sieg geht. Auch beim Krieg wird solange gekämpft, bis eine Partei sich zurückzieht oder kapituliert. Kommt es zu Friedensverhandlungen, werden sie von den Siegermächten diktiert. Die Territorien werden von den Siegern unter sich aufgeteilt. So geschehen nach 1866, 1871, 1918 und 1945.

Die Zeit des Kalten Krieges zwischen 1947 bis 1989 zwischen der Sowjetunion und der USA mit der Abschreckung durch Atomwaffen nährte die Illusion, es kommt in Europa zu keinem heißen konventionellen Krieg. Dabei wurde übersehen, dass in Russland das Ende des Kommunismus keine Demokratie brachte, sondern einen autoritären Staat, der Kriege braucht, um die Herrschaft aufrecht zu erhalten. Russland griff in Georgien, Syrien, Libyen ein und überfiel 2014 die Ukraine. Die Eroberung der Krim und Teile des Donbas 2014 wurde lange Zeit von Europa nicht als Beginn eines Krieges gesehen. Am 24. Februar 2022 nahm er erschreckend großflächige Dimensionen an.

Wenn sich Wladimir Putin mit Peter dem Großen vergleicht, der das Gebiet von Petersburg vor 350 Jahren eroberte, dann kann man davon ausgehen, dass er von seinen Eroberungen nicht ablassen wird. Auch zitiert er immer wieder Ideologen wie Iwan Iljin, Lew Gumiljow und Alexander Dugin, die von einem Großreich und einem russischen Imperium schwärmen. Die Staaten in Europa und ihre Verbündeten müssen bei Putins Eroberungen solange ohnmächtig zusehen, solange die Ukraine seiner Armee nicht viel an starken Waffen entgegensetzen kann. (Links: Iwan Iljin, Lew Gumiljow und Alexander Dugin)

Die Christenheit muss sich mit dem Krieg theologisch, philosophisch und anthropologisch auseinandersetzen. Allein zu sagen, dass man für Frieden ist, nützt nichts. Man kann einem Kranken nicht sagen: „Ich bin für Gesundheit.“ Man muss die ganze breite Dynamik der Krankheit erforschen und Lösungen entwickeln. So ist es auch beim Krieg. Er hat eine fürchterliche Dynamik und braucht konkrete Lösungen, auch damit die richtige Seite siegt.

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Der Raum der Liebe

Draußen waren Verfolger. Die Jünger hatten Angst und schlossen die Türen. Sie beteten. Da geschah etwas Unerwartetes. Die Erde bebte. Jesus trat in ihre Mitte, trotz verschlossener Türen. Sie erkannten ihn nicht gleich. Er zeigte ihnen seine Wunden und sagte: Friede sei mit euch! Der Raum wurde hell, erfüllt von Gott.
Menschen werden bedroht, flüchten und schließen sich in Räumen ein. Es sind Keller in den Kriegsgebieten und es sind innere persönliche Räume, in die sich Menschen zurückziehen müssen, um zu überleben. Sie verstummen.
Ich bitte Jesus, dass er sich in diesen Schutzräumen zeigt, dass er in die Mitte kommt und den Frieden Gottes bringt. Dass er den Menschen in diesen verschlossenen Räumen den lebensspendenden Heiligen Geist bringt, der mutig macht und Gemeinschaft stiftet.
Ich bitte Jesus, dass er die traumatisierten verstummten Menschen in ihren innersten Räumen heilt.
Ich schaue auf Jesus. Er nimmt mich am Ende mit zum grenzenlosen Leben. Mit ihm können wir ewig leben.
Die Liebe Gottes soll uns im Tiefsten unseres Herzens mit Freude erfüllen und uns von unseren Verletzungen heilen. Sie soll uns springen und fliegen lassen.

Himmel! Es ist Krieg

Der Einmarsch des russischen Heeres am 24. Februar 2022 in die Ukraine veränderte alles. Der Friede ist vorbei. Der Krieg begann aber schon 2014 mit dem Überfall auf die Krim und die Städte Lugansk und Donezk. Jetzt erkennen wir, dass diese Verletzung des Völkerrechts viel stärker geahndet hätte werden müssen. Die schwachen Sanktionen reizten Putin, einen größeren Krieg zu beginnen. Lange haben wir uns über den Frieden unterhalten, aber das Phänomen Krieg nicht beachtet. Das geschah auch aus Angst, dass der Krieg beginnt. Diese Angst müssen wir überwinden und uns fragen: Was ist das Phänomen Krieg? Ein Versuch der Annäherung.

Der Krieg ist eine Gewaltausübung des Menschen, bei dem Territorien erobert werden. René Girard sieht beim Lesen des Buches von Clausewitz[1], dass der Verteidiger den „Krieg beginnt und zugleich beendet.[2]“. Er sieht, dass der Angreifer etwas begehrt, was der andere besitzt. Diese Gier entsteht aus der Nachahmung des Gegners, der sein Land liebt. Diese Liebe wird nachgeahmt. Der Angreifer begehrt das Land, fällt in das Land ein und muss mit Widerstand rechnen. Ein Angriff auf ein Land, das sich nicht verteidigt, ist kein Krieg, sondern ein Raubzug. Wobei bei einem Raubzug auch Gräuel vorkommen. Krieg ist also Angriff und Verteidigung.

Marc Chagall, Krieg, 1966

Diese Auseinandersetzung wurde versucht durch Gesetze zu regeln. Im Kriegsrecht[3] dürfen Gegner, „Kombattanten“ angegriffen werden, aber nicht Zivilisten. Wer unbewaffnete Zivilisten verletzt oder tötet, begeht ein Kriegsverbrechen. Soldaten müssen mit Abzeichen wie Armschleifen erkennbar sein.

Clausewitz und Girard sehen im Krieg eine Dynamik der Zerstörung „bis zum Äußersten“. Wenn der Hass, die Leidenschaften groß und größer werden, werden ganze Städte dem Erdboden gleichgemacht, Menschen gefoltert und vergewaltigt. Im Krieg herrscht weniger Vernunft, sondern viel mehr Gewalt und Leidenschaft.

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