Archiv der Kategorie: Autonomie

Das Höchstgericht hilft beim Sterben. Nachbetrachtung zum Suizidhilfe-Erkenntnis des VfGH Österreichs

Jakob Cornides kritisiert den Entscheid des Verfassungsgerichtshofes in Österreich, die Suizidbeihilfe zu legalisieren.

Imago Hominis (2021); 28(2): 090-099

Jakob Cornides resümiert und gibt dem österreichischen Parlament interessante und hilfreiche Anregungen:

Auf der juridisch-politischen Ebene muss man das Erkenntnis (jedoch sehr wohl) respektieren, denn es hat Rechtskraft: mit Ablaufdatum 31. Dezember 2021 wird die vom VfGH verfügte Streichung einiger Worte aus dem Wortlaut des § 78 StGB wirksam; ab diesem Zeitpunkt wird Suizidbeihilfe ohne jede Einschränkung legal sein, wenn der Gesetzgeber nicht korrigierend eingreift.

Immerhin zeigt die Einräumung einer ‚Reparaturfrist‘ bis Ende 2021 in Verbindung mit der relativierenden Aussage, die Suizidbeihilfe dürfe „nicht unter allen Umständen“ verboten werden, dass sogar der VfGH selbst die von ihm leichtfertig herbeigeführte Situation nicht für ideal hält und nunmehr vom Gesetzgeber eine einschränkende Regelung erwartet – oder vielleicht sogar erhofft. Gerade hierin aber zeigt sich aber eine Verantwortungslosigkeit, die fassungslos macht: das Höchstgericht reißt den Schutzwall nieder, der gerade das Leben der schwächsten und hilflosesten Mitglieder der Gesellschaft schützen soll, und hofft, dass jemand anderer ihn schon wiederaufrichten werde.

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Gepriesen sei die Natur. Gepriesen sei die Autonomie!

Neue Religionen entstehen. Freunde erzählten uns, dass ihre Tochter die weibliche und männliche Anrede bei Briefen in neutrale Anreden umwandeln will. So soll es nicht mehr heißen: Liebe Maria, lieber Hans. Sondern: Lieb Maria, lieb Hans. Denn einige wollen weder Frau noch Mann genannt werden.

Dieses Phänomen reiht sich in die Reihe der Abwertung der eigenen biologischen Natur. Einige biologische Frauen wollen Männer sein und einige biologische Männer wollen Frauen sein. Das steigert sich jetzt, indem einige weder Mann noch Frau sein wollen. Sie wollen von der Natur nicht vorgeschrieben haben, wer sie biologisch sind.

Gleichzeitig wird von einigen die Natur religiös-göttlich verehrt. Die Natur und die Erde als Gaia, als große Mutter, die alles Leben hervorbringt. Die Natur, die sich wehrt gegen die Zerstörung der Erde.

Das steht im Gegensatz zu denen, die die eigene biologische Natur ablehnen, indem sie die eigene Autonomie über alles stellen und die biologische Identität ablehnen.

Zur gleichen Zeit entsteht staunenswert in unseren Gesellschaften eine Religion der Naturgläubigkeit und eine der Autonomie-Gläubigkeit. Friede den Gläubigen!

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