Eine Frau wurde von einem behinderten Mädchen gefragt: „Warum hat mich Gott behindert erschaffen?“ Die Frau antwortete: „Gott ist auch behindert.“ Ich finde diese Aussage sehr passend, obwohl sie Gott in einem anderen Licht erscheinen lässt. Gott ist dem behinderten Mädchen sehr nahe. Er identifiziert sich mit ihm. Ich glaube, er wird mit dem behinderten Kind ein großes Fest feiern, mit ihm tanzen und alles neu erschaffen. Ich stelle mir vor, wie der Heilige Geist, der uns zu Pfingsten erfüllte, nicht nur dieses Mädchen beglückt, sondern alle Menschen. Der Geist tanzt mit Jesus und dem Vater und in diesem Tanz wird alles neu erschaffen. Am Ende werden wir Menschen alle diesen Tanz der Dreifaltigkeit nicht nur sehen, sondern auch mittanzen. Dieser tanzenden Dreifaltigkeit sind Kirchen geweiht: Die Pfarrkirche Pressbaum und die Georgenbergkirche in Wien Liesing. Vielleicht werden auch die Kirchengebäude mittanzen. Übrigens: Das Mädchen hat sich firmen lassen.
Liebe den Nächsten wie dich selbst. Das ist das Gebot, das mit der Liebe zu Gott verknüpft ist. Nun, Gott liebt uns, wir lieben Gott und wir lieben die Nächsten. Schon jetzt findet ein Liebesfest im Jenseits mit den Engeln, den Verstorbenen und allen Heiligen statt. Alle Verstorbenen kommen zu Gott und beim göttlichen Fest wird wohl, damit es ein großes Fest wird, gegessen, musiziert, getanzt und gelacht.
Unsere Liebe ist eine Antwort auf die große Liebe Gottes. Sie gibt uns jetzt einen Vorgeschmack des göttlichen Festes, das Heilige, Verstorbene, Engel, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist feiern. Wir, die wir jetzt auf diesem Planeten leben, werden in der Herrlichkeit mit allen feiern, musizieren, tanzen, essen und lachen.
Damit feiern wir in diesen Tagen Allerheiligen und Allerseelen mit unseren Heiligen und unseren Verstorbenen. Jede Messe kann uns einen Vorgeschmack dieses Festes der Liebe schenken. Auch einige Lieder zeigen im Verliebt sein einen Vorgeschmack dieses Festes der Liebe: Ich tanze mit dir in den Himmel hinein. In den siebenten Himmel der Liebe. Und der Himmel hängt voller Geigen. Und in der Kirche singen wir von den tanzenden Engeln: Gott ließ die ganze Welt sich dreh‘n, ihm Lob und Dank zu zeigen. Und auch im Himmel, sollt ihr sehn, da tanzen die Engel Reigen. Tanzen, ja tanzen wollen wir und springen, tanzen vor dem Herrn, denn uns, seine Kinder hat er gern. (Link zum Lied: Gl 462) (Bild: Mirjam tanzt vor dem Herrn wie es auch David tat. Gemalt von Sieger Köder)
Pfingsten heuer einmal anders: Wiener Stephansdom als Schauplatz einer künstlerischen Begegnung zwischen Rap, Ballett und Orgelmusik. Ein christlicher Rapper, eine Primaballerina, ein Solotänzer und der Domorganist treffen in der Mitte des Stephansdoms aufeinander. In ihren jeweiligen Genres interpretieren sie die Botschaft des Pfingstfests. Durch ihre musikalisch-künstlerische Begegnung zeigen sie, wie vielfältig Kirche ist.
Michael Böhnke, Professor aus dem bewegenden Wuppertal bringt mir eine Sichtweise, die meinem christlichen Leben Geist und Kraft gibt. Seine drei Bücher über den Heiligen Geist haben mich begeistert. Sie holen Vergessenes in die Gegenwart und beantworten Fragen, die im Christentum so noch nie beantwortet wurden. Für meinen Blog hat er einen Vortrag zur Verfügung gestellt, den er 2016 vor der Seelsorgeamtsleiterkonferenz gehalten hat und der seine aktuellen Untersuchungen darstellt. (HD)
Eberhard Busch hat berichtet, dass Karl Barth 1967 in einem Kolloquium über die Offenbarungskonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils den damals in Tübingen lehrenden Professor Ratzinger mit einer Frage verblüfft habe. Er wollte wissen, „ob die römisch-katholische Kirche vielleicht Angst vor dem Heiligen Geist habe: ‚Warum spielt die Tradition, auch wenn sie jetzt neu verstanden ist, immer noch eine so tragende Rolle für die katholische Kirche? Kommt das etwa aus einer Angst vor dem Heiligen Geist? Lieber Herr Ratzinger, ich frage nur, und Sie werden sich das wohl auch selbst fragen, ist Ihre Kirche vielleicht aufgebaut auf der Flucht vor dem Heiligen Geist?‘“[3]
Karl Barth
Zum Kontext dieser Anfrage ist zweierlei zu bemerken: Erstens hat Karl Barth erst in seinen letzten Lebensjahren – er ist 1968 verstorben – den Heiligen Geist wirklich entdeckt. Zwar findet sich bei Barth eine Pneumatologie, doch wird man diese als christozentrisch und in gewisser Weise als geistvergessen charakterisieren müssen. Im Rahmen seines Offenbarungsdenkens begegnet der Geist bei Barth als Kraft der Selbstvergegenwärtigung Jesu Christi. Er ist die „‘Selbstbezeugung Jesu‘ Christi“.[4] „Man kann vom Heiligen Geist und seinem Werk grundsätzlich und allgemein tatsächlich nicht mehr als dies sagen, dass er die Macht ist, in der Jesus Christus sich selbst bezeugt“, heißt es in der Kirchlichen Dogmatik.[5]
Erst im 1968 erschienenen Nachwort zur Schleiermacherauswahl formuliert Barth, dass man die gesamte Dogmatik pneumatologisch reformulieren könnte und sollte.
Joseph Ratzinger
Zweitens: Es ist unbedingt zu würdigen, dass sich Joseph Ratzinger um die Neuformulierung des Offenbarungsverständnisses und um die neue Sicht der Tradition, die durch die Dogmatische Konstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils Dei Verbum in der römisch-katholischen Kirche lehramtliche Geltung erlangt haben, verdient gemacht hat. Allerdings hat meinem Eindruck zufolge die Tradition während der Zeit seiner römischen Regentschaft – trotz der von ihm wiederholt betonten Vorordnung der Schrift vor Tradition und Lehramt – unter dem Label der Tradierung des Glaubens die Ausrichtung der Kirche dominiert. Ich nenne nur einige Beispiele: Die hohe Bedeutung, die er der Katechese beigemessen hat und die Wiederauflage der Textgattung Katechismus, die Grundsätze zur Konzilsinterpretation, das Entgegenkommen im Gespräch mit den Piusbrüdern, die liturgischen Reformen, all das ist vom Bemühen um Kontinuität geprägt. Das die Pastoral lange beherrschende Thema der „Weitergabe des Glaubens“ gehört dazu. Es setzt, anders als die für eine lokale Kirchenentwicklung stehende Formel der „Bezeugung des Glaubens“[6] ebenfalls auf Kontinuität als bewahrendes Element.[7]
Papst Franziskus
Nach drei Jahren Franziskus wird langsam deutlich, dass der Aspekt der Kontinuität und damit verbunden die der Tradition geltenden Sorge ein Übergewicht bekommen haben dürfte. So wird Franziskus unter diesem Aspekt bisweilen durch die Glaubenskongregation daran erinnert, dass die bewährte kirchliche Lehre nicht aufgegeben oder aufgeweicht werden dürfte. Das Normative hat sich mit dem Vergangenen verbündet. Das Künftige ist mit Franziskus allenfalls prophetisch erahnbar und durch die Hermeneutik der Barmherzigkeit präsent. Die scharfe Frage von Barth hat sich auch fünfzig Jahre später noch nicht erledigt: „…ist Ihre Kirche vielleicht aufgebaut auf der Flucht vor dem Heiligen Geist?“
Im Gottesdienst haben wir seit Ostern ein Lied, das begeistert gesungen wird. Im Lied „Tanzen, ja tanzen wollen wir“ bewegen sich die Tiere, die Sterne und die Engel vor Gott. Auch wir, die Menschen, tanzen, weil Gott uns gern hat:
Tanzen, ja tanzen wollen wir und springen, tanzen vor dem Herrn. Tanzen, ja tanzen wollen wir und springen, denn uns, seine Kinder hat er gern. (Refrain) 1. Sterne wandern ihre Bahn, sie stehen nicht still, sie kreisen. Und schaust du dir die Wolken an, auch sie sind stets auf Reisen. 2. Vögel ziehen durch die Luft, auch Schmetterling und Fliegen, und Bienen suchen nach dem Duft, in dem sich die Blumen wiegen. 3. Fische tummeln sich im See und Schwäne ziehen Kreise ein jedes Tier, ob Hund, ob Reh, das regt sich auf seine Weise. 4. Gott ließ die ganze Welt sich drehn, ihm Lob und Dank zu zeigen. Und auch im Himmel, sollt ihr sehn, da tanzen die Engel Reigen. Tanzen, ja tanzen wollen wir und springen, tanzen vor dem Herrn. Tanzen, ja tanzen wollen wir und springen, denn uns, seine Kinder hat er gern. (Text: Lothar Zenetti; Musik: Norbert Caspers, Gotteslob 462)