Archiv der Kategorie: Brot

Das Ende der Sucht

Verena Winiwarter las bei einem Treffen einen Essay von Kurt Vonnegut vor, der mit dem englischen Begriff für den kalten Drogenentzug „Cold Turkey“ überschrieben ist.

Vonnegut schreibt, nachdem er über seine Erfahrungen mit Drogen, vor allem mit Nikotin berichtet hat:
„Aber ich sage Ihnen eines: Ich hatte einmal ein High, das nicht einmal Crack-Kokain erreichen konnte. Da habe ich meinen ersten Führerschein gemacht! Achtung, Welt, hier kommt Kurt Vonnegut.
Und mein Auto damals, ein Studebaker, wie ich mich erinnere, wurde, wie fast alle Transportmittel und andere Maschinen heute, wie alle elektrischen Kraftwerke und Öfen, von den am meisten missbrauchten und süchtig machenden und zerstörerischen Drogen von allen angetrieben: den fossilen Brennstoffen.
Als Sie hier ankamen, auch als ich hier ankam, war die industrialisierte Welt bereits hoffnungslos abhängig von fossilen Brennstoffen, und sehr bald wird es davon keine mehr geben. Cold Tukey.
Darf ich Ihnen die Wahrheit sagen? Ich meine, das sind keine Fernsehnachrichten, oder?
Hier ist, was ich für die Wahrheit halte: Wir sind alle Süchtige nach fossilen Brennstoffen in einem Zustand der Verleugnung und stehen kurz vor dem kalten Entzug.
Und wie so viele Süchtige, die kurz vor dem kalten Entzug stehen, begehen unsere Führer jetzt Gewaltverbrechen, um das Wenige zu bekommen, das von dem übrig ist, wovon wir abhängig sind.“

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Sinnliche Gottesdienste

Der Adventkranz gibt dem Raum vorweihnachtliche Atmosphäre und regt an, gemeinsam zu singen. In dieser Adventzeit merke ich, dass Gott liebevoll im Hintergrund handelt. Es fügt sich vieles, was vorher nicht möglich war. Er kommt zu uns nicht nur in unsere Herzen, wie es der Romantiker Angelus Silesius weiß, sondern auch über unsere Augen durch das Licht der Kerzen. Da strahlt auch ein fast unbemerkbares Licht vom Kind aus Betlehem zu uns.

Dieses Sinnliche kann ich auch in den Gottesdiensten wahrnehmen. Gott wird mir im Brot und im Wein sinnlich und spannend wahrnehmbar. Es ist für mich ein Privileg, in die Kirche zum Gottesdienst zu gehen und Gott zu begegnen. Dies wirkt sich merkbar im Leben aus.

Es entwickelt sich bei mir eine gewisse Distanz zu den Heiligtümern dieser Welt wie dem Konsum. Ich bekomme Lust, ein Buch zu lesen und Freunde anzurufen. Das Schöne und Gute ist ein wunderbarer Vorgeschmack des Paradieses und umgekehrt wird vieles, was wir in dieser Welt erleben und gestalten ein Teil des göttlichen Himmels. Auch das Gute. Auch das Schöne. Und auch die lieben Menschen.

Vom eigenen Brot leben

Der Teufel sagt zu Jesus: „Mach aus diesen Steinen Brot!“ Jesus lehnt das ab. Den Hungernden zu essen geben ist sehr wichtig. Aber sie dürfen nicht abhängig gemacht werden. Mächtige diktieren und Arme müssen folgen, sonst bekommen sie kein Brot. Das verabscheut Gott. Ich glaube, er möchte freie Menschen, die von ihrem eigenen Brot leben. Die Wandlung in der Messe ist dafür ein Zeichen. Das Brot wird nicht gegessen, weil Menschen im Bauch hungrig sind, sondern weil sie sich mit Gott verbinden. Das Brot wird zum Gottesmedium, zur Tür, durch die Gott in unser Herz kommt. Es passiert etwas mit uns. Wir werden Medien, Gottes Medien. So wie Jesus eine Tür Gottes geworden ist, so werden wir Türen, durch die Gott in die Welt und kommt. Er macht dich frei.

Sinn des Lebens

Viele fragen sich, worin der Sinn dieses Lebens besteht. Ein Freund meinte unlängst: Alles läuft auf die Liebe zu. Dem kann ich zustimmen. Ich möchte aber auch wissen, was hinter der Liebe steckt. Ich nehme an, dass dahinter eine göttliche Dynamik seit dem Urknall wirkt. Menschen entstehen auf der Erde und kommen zum Leben mit Gott. Dazu hat er das Universum erschaffen. Dazu ist aber auch sein Sohn Mensch geworden.

Meine Eltern haben mich auf den Evangelisten Johannes getauft. Erst in den letzten Jahren lese ich aufmerksamer das Johannesevangelium. Es hat den Sinn auf zwei Sätze zugespitzt: Im Anfang war das Wort und das Wort ist für uns Fleisch geworden. Wie bitte? Fleisch? Ich schau nach. Fleisch wurde damals allen Lebewesen zugesprochen. Aha. Wobei Fleisch damals allen Lebewesen zugesprochen wurde. Es zeigte sich, dass das Wort Gottes ein lebendiger Mensch wurde.

Dieser lebendige Mensch übernimmt das Wort Fleisch und sagt: Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben. Ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tag.

Ich glaube, darin steckt der Sinn des ganzen Universums.

Bonaventura sehnt sich

Bonaventura war einer der wichtigsten Lehrer des 13. Jahrhunderts. Er leitete den Franziskanerorden und schrieb die erste Biographie von Franz von Assisi.

Er schrieb einen Brief an Christus, in dem er seine ganze Sehnsucht nach Erlösung ausdrückt:

Verwandle, süßer Herr Jesus, das Mark und das Fleisch meiner Seele mit der freudigsten und heilsamsten Wunde deiner Liebe, mit wahrer Ruhe und heiliger, apostolischer Nächstenliebe, damit meine Seele zu dir schmachtet und zu dir hinströmt mit ganzer Liebe und Sehnsucht; damit sie dich begehrt, sich dir ausliefert und sich nach dir sehnt erlöst zu werden und ganz bei dir zu sein.

Gewähre, dass meine Seele nach dir hungrig ist. Du bist das Brot der Engel, die Erfrischung der heiligen Seelen, unser tägliches und himmlisches Brot, das alle Süße, alle Empfindungen und jeden köstlichen Geschmack enthält.

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Vollkornbrot und Gottesbrot

Ich liebe das Vollkornbrot, es enthält viele gute Ballaststoffe. Schon meine Eltern haben vom Vollkornbrot ihren Schülerinnen und Schülern in der Landwirtschaftsschule erzählt. Solch ein Brot aßen zurzeit Jesu auch die Menschen in Israel. Nur zu Ostern, zum Pessach, war Brot mit Sauerteig oder Hefe verboten. Da wurden Matzen gegessen. Die Hostien in der Messe haben normalerweise auch keinen Sauerteig. Dafür sind sie Medien für Gott. In ihnen kommt Gott zu mir.

Zum Nachdenken hat mich gebracht, als ich las, dass der Sauerteig ein Symbol für Christus ist, der wie die Hefe das Brot schmackhaft macht. Wenn wir in der katholischen Kirche ungesäuertes Brot ohne Sauerteig oder Hefe für die Hostie verwenden, dann haben wir das Symbol für Christus nicht in der Hostie.

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Fronleichnam: Wandle mich

Keine Religion existiert ohne Ritual. Die Wandlung des Brotes in den Leib des Gottessohnes ist das zentrale Ritual der Christenheit. Beim jüdischen Osterfest, dem Pessach, begründete Jesus diesen Ritus.
Im Fronleichnamsfest wird diese Wandlung gegenwärtig. 10 Tage nach Pfingsten. Der Heilige Geist ist notwendig. Denn bevor die Abendmahlsszene gegenwärtig wird, wird der Heilige Geist herabgerufen, damit er das Brot wandelt. Deswegen knien sich viele Gläubige schon vor der Wandlung nieder.

„Bitte wandle mich.“ Ich brauche den Heiligen Geist. Damit er mich wandelt. Ich bin Brot. Ich werde Leib Christi. Jedenfalls zu einem Teil vom Leib Christi.

Wir, die Mitfeiernden werden zu einem „Körper“. Corpus Christi. Um der Liebe willen. Er begegnet mir. Ein Zwiegespräch. Ein paar Minuten. Endgültig kommst du in Herrlichkeit.

(Die Worte der Herabrufung des Geistes auf Brot und Wein: https://christenwind.at/?p=776)

Jesus ist weggegangen. Was nun?

Christus ist zu seinem Vater gegangen und hat die Jüngerinnen und Jünger mit der Erinnerung an seine Wunder, seine Taten, sein Leiden und seine Worte allein gelassen. Es ist kein endgültiger Abschied, denn er hat uns versprochen, dass er wiederkommt.
Wenn Jesus zu seinem Vater geht, dann sind wir aber allein.

Wir, das Volk, die Versammlung, die Kirche wird ohne Jesus arm. Die Priester, Bischöfe und der Papst in Rom können nicht so tun, als würden sie als Stellvertreter Jesu in seiner Macht handeln. Denn dann müsste er anwesend sein, was er nicht ist. Papst Franziskus hat das angedeutet: Ich will eine arme Kirche. Arm sind wir, wenn Jesus nicht mehr da ist.

Zehn Tage nach Christi Himmelfahrt kommt aber jemand zu uns, der unsere Einsamkeit aufhebt. Der Heilige Geist kommt auf uns herab. Es ist Gott, der sich als Geist offenbart. Seit 2000 Jahren leben wir Christinnen und Christen mit diesem Schöpfer Geist.

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Der zweite Begleiter auf dem Weg nach Emmaus

Die Emmausgeschichte erzählt die Erfahrung zweier Jünger, einer hieß Kleopas, nach dem Tod Jesu. Sie gehen enttäuscht nach Hause und erkennen ihn nicht, als er sich zu ihnen gesellt. Er begleitet sie auf ihrem Weg und kann ihnen einiges erklären.

Die Szene ist beeindruckend. Traurige Jünger gehen nach Hause, dann kommt Jesus. Sie erkennen ihn nicht. Er aber setzt ihre Herzen in Flammen. Wie gelingt ihm das als Gestorbener? Ich sage: Er hat seit Beginn einen Begleiter. Es ist der Heilige Geist, der ihn seit seiner Zeugung begleitete, auch bei seinen Heilungen, bei seinen Predigten, bei seinem Leiden, bei seiner Auferstehung und bei seinen Erscheinungen wie hier auf dem Weg nach Emmaus. Der Geist gibt ihm die Ausrichtung zum Vater und die Liebe zu den Menschen, hier die Liebe zu Kleopas und seinem Freund. Zuerst kritisiert er ihr träges Herz. Es sollte aktiv sein, damit es sich entzündet. Sie sollen die Bücher der Propheten lesen. Da kommt ihnen Gott entgegen. Ihre Herzen können sich nur an Gott entzünden, der aus dem brennenden Dornbusch spricht und der zu Pfingsten den Heiligen Geist mit Feuerzungen auf die Jünger herabfallen lässt. Gott ist damit ähnlich einer brennenden Liebesflamme, an der sich ihr Herz entzündet. Die Szene ist vom Geist geprägt, mit dem der Auferstandene begleitet, erklärt und Beziehung aufbaut. In dieser Beziehung kann er ihr Herz entflammen.

Die zweite Szene ist wie bei der Eucharistie, die mit der Herabrufung des Heiligen Geistes auf Brot und Wein beginnt. Nachdem es Abend geworden war, drängten sie ihn und sagten: Bleibe bei uns; denn es wird Abend, der Tag hat sich schon geneigt! Da ging er mit hinein, um bei ihnen zu bleiben. Und es geschah, als er mit ihnen bei Tisch war, nahm er das Brot, sprach den Lobpreis, brach es und gab es ihnen. Da wurden ihre Augen aufgetan und sie erkannten ihn; und er entschwand ihren Blicken. Auch hier hat er mit dem Heiligen Geist seine Liebe zu den beiden Jüngern gezeigt und war einverstanden, in ihr Haus zu gehen. Dass nicht der Hausherr, eventuell Kleopas, den Lobpreis sprach, sondern dass der Auferstandene das Brot nahm, den Lobpreis sprach, es brach und ihnen gab, war ungewöhnlich. Er war plötzlich der Hausherr und das war er, weil ihm dazu der Heilige Geist den Raum gab. Aber kaum hatte er ihnen das Brot gegeben, entschwand er ihren Blicken und mit ihm der Raum des Geistes. Beim Geben des Brotes erkannten sie ihn. Es ist sein Auftrag, für andere da zu sein und Brot für sie zu sein. Den Raum dazu schafft der Heilige Geist.

Er lebte von Heuschrecken und wildem Honig

Johannes der Täufer, (Leonardo da Vinci)

Wenn Johannes der Täufer sich von Heuschrecken und wildem Honig ernährt, passt das einigen Leuten, die neues und ökologisch Sinnvolles ausprobieren wollen.
Eine Bekannte schreibt mir über den Täufer:
hmm lecker heuschrecken (sehr proteinreich würde bas kast sagen) und wilder honig für energie – auch in einer höhle leben – darauf hätt ich im sommer lust🌿

Ich denke bei Johannes dem Täufer immer wieder an die New-Food-Generation, die alternative Nahrungsmittel ausprobiert. Zurück zu einfacherem Essen, das die Natur und das Klima nicht belastet und trotzdem gesund ist. So habe ich mich entschlossen, nach dem Ernährungskompass von Bas Kast zu leben. Weniger Zucker und Auszugsmehle, mehr Hülsenfrüchte, Joghurt und Nüsse. Für den Propheten Johannes war das Essen von Heuschrecken mit wildem Honig das Zeichen der Umkehr, der Abkehr von der Zerstörung des Landes. Nicht zurück nur allein zurück zur Natur, sondern auch zum Schöpfer der Natur.

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