Archiv der Kategorie: Sonntag

Die Welt in Erschütterung

Die Zeit des Advent beginnt wenig besinnlich, ruhig und adventlich. Der 1. Adventsonntag steht in der Folge der letzten Sonntagsevangelien, die uns an das Ende der Welt erinnert haben.
Auch heute spricht Jesus vom jüngsten Tag, von dem Tag, an dem die Sonne sich verfinstert, der Mond nicht mehr scheint, die Sterne vom Himmel fallen und die Kräfte des Himmels erschüttert werden. Es ist der Tag, an dem Christus mit großer Macht und Herrlichkeit auf den Wolken kommen wird und die Seinen aus allen Windrichtungen zusammenholen wird.
Dieser letzte Tag wird kommen.
Deshalb lädt uns Jesus ein, aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum zu lernen. Die Menschen damals konnten anhand des Feigenbaums die Jahreszeit ablesen, erkennen, wann bzw. dass der Sommer nahe ist.
Genau so sollen wir erkennen, dass der jüngste Tag kommen wird, und bereit sein.
Den Tag und die Stunde kennt nur der Vater. Wir wissen nicht, wann dieser Tag kommen wird, wir wissen nur dass er kommen wird.
Umso wichtiger ist es, stets so zu leben, als könnte er heute oder morgen kommen, stets bereit zu sein, um Christus zu begegnen.
Wir sollen wachsam sein.
Lebe ich derzeit so, dass Jesus Christus jederzeit wiederkommen könnte?
Müsste ich in meinem Leben etwas ändern, um für Christus bereit zu sein?
Michael

Licht in der Finsternis

Ein Blick zurück ist ein Blick in die Zukunft

Im Markusevangelium lesen wir die Rede vom guten Ende. Die Menschen fragten sich: Gibt es in einer Welt, in der alles aus den Fugen gerät, Hoffnung? Das ist auch unsere Frage, wenn wir in die Welt schauen. Ja, wir können Hoffnung haben. Es gibt Zeichen der Hoffnung, die die Ankunft von Christus zeigen.

Beim Propheten Jesaja lesen wir, dass das Volk Israel, heimgekehrt aus dem Exil im 5. Jahrhundert vor Christus, den Tempel zerstört vorfindet. Der Schreck des verlorenen Krieges sitzt tief. Dennoch: Ein leiser Hoffnungsfunke ist noch da. Gott ist sein Vater, der sich ihm wieder zuwendet.
Im ersten Brief an die Gemeinde in Korinth zeigt Paulus seine Wertschätzung für die Gemeinde und erinnert sie an ihre Berufung. Auch er denkt an den Tag unseres Herrn Jesus Christus und fragt sich, ob wir zu einer Begegnung mit ihm bereit sind.

Der Tag des Christus: jetzt?

Es gibt drei Ereignisse, in denen der gute Tag des Christus nicht am Ende der Welt sich ereignet, sondern schon im Vorhinein wie in einem Vorgeschmack erfahrbar ist:
Im Sonntag, dem „Tag des Herrn“. Der Alltag wird unterbrochen. Es ist Zeit für die Familie, für Gott und die Freunde.
Im Gottesdienst in der Kirche ereignet sich ein Tag des Christus. Wir sind im Dialog mit Gott und er schenkt uns das gute Wort, das uns aufbaut und das Brot, das uns heilt.
Im Gebet in der Woche können wir den Tag des Christus erleben. Es unterbricht die Aufgaben, die Funktionalität und Gott sagt: Ich bin da. Ich bin, der ich für dich da bin.
In diesen drei Ereignissen kommt Gott und Jesus Christus einzigartig mit seinem Geist uns entgegen. Es ist vollkommene Liebe.

Ja, wir haben Hoffnung, dass diese Welt sich entwickelt und dass sie in den Punkt Omega übergeht, wie es Teilhard de Chardin sagte. Dieser Punkt Omega ist dieser kosmische Christus, auf den alles zuläuft. Es ist die große Kommunion, die große Kommunikation, das große universale Gespräch.
Danke, Gott!
Hannes

Ich bekenne

Ich bekenne, ich möchte nicht der Größte in der christlichen Gemeinschaft sein. Ich möchte einfach nur ein Mensch unter anderen sein. Die zwei Söhne des Zebedäus wollen rechts und links von Jesus sitzen und die Welt regieren. Das will ich auf keinen Fall. Jesus spricht einen Satz gelassen aus, der es in sich hat: „Wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein“ Mit dem zweiten Teil könnte ich mich anfreunden, wenn es nicht eine Überforderung ist. Gebraucht zu werden, nützlich zu sein und anderen behilflich zu sein ist wunderbar.

Der Sonntag ist ein Zeichen für Gott

Der Sonntag ist ein Zeichen für Gott, der sich nicht verzwecken lässt.

Aber man muss sich auch Ruhe gönnen. Es gibt einen Tag, an dem nicht gearbeitet wird. Der Sabbat beziehungsweise der Sonntag ist so ein Geschenk. Er lässt sich oft verzwecken. Aber er ist nicht dafür da. Er ist ein Freiraum fürs Nichtstun. Er ist ein Spalt, der unsere Arbeit unterbricht. So wie Gott, der sich nicht verzwecken lässt und sich uns entzieht.

Gott beschenkt, wer den Feiertag heiligt

Todsünden

Andreas Vitasek und Schwester Michaela Gehart, Screenshot von TVthek, kreuz und quer, 30.5.2018, Film aus dem Jahr 2013 Aus: Todsünden – ein Menü in sieben Gängen (eine Woche abrufbar). Inhalt: Religion ORF

Gestern sah ich eine Szene im ORF, als Andreas Vitasek über Völlerei, einer schweren Sünde („Todsünde“), mit anderen plauderte:
Andreas Vitasek: Es ist ja nicht negativ, dass man aus diesem Leben  – wo ich,  so glaube ich, nur eines habe – so viel wie möglich herausholt. Sei es an Erfahrung, an Genuss
Sr. Michaela Gehart: Ich möchte in meinem Leben nicht alles herausholen. Ich genieße auch hin und wieder einiges. Aber es ist nicht alles.
Andreas Vitasek: Sie wissen, sie treffen den Chef (Gott) irgendwann einmal.
Sr. Michaela Gehart: Wir alle treffen den Chef (Gott).
Andreas Vitasek: Ich nicht.

Ich weiß nicht, ob Andreas Vitasek Gott nicht trifft. Ich glaube er trifft ihn. Wir alle treffen Gott. Wir müssen nicht alles aus unserem Leben herausholen. Uns wird die Vollendung geschenkt. Ein Vorgeschmack soll der Feiertag und der Sonntag sein.

Mittelalterliche Kirche: Sorge um die Armen, Gott lieben und den anderen verzeihen

Karl der Große, gemalt von Albrecht Dürer

Karl der Große (747- 814), gemalt von Albrecht Dürer

Die Könige der Franken erließen Regelungen, die weltliche und kirchliche Angelegenheiten betrafen. Die Admonitio generalis war eine dieser Regelungen. Sie wurde unter Karl dem Großen erlassen und betraf im zweiten Teil die Kirchenreform. Sich taufen zu lassen und das Christentum äußerlich anzunehmen genügte nicht. In jedem Kloster und bei jeder Kathedrale sollen Schulen errichtet werden, wo die Jungen Musik, Grammatik, Rechenkunst und die Bibel lesen lernen sollen. Priester sollen den Menschen das Vaterunser erklären, damit sie eine Beziehung zu Gott pflegen können. Am Sonntag sollen die Männer und Frauen keine Alltagsarbeiten verrichten, sie sollen zur Messe gehen und Gott loben. Die Priester sollen predigen, dass Gott einer und drei ist, ein Mensch wurde und am Ende Gericht halten wird. Die Zuhörer sollen Gott und den Nächsten lieben, auf Gott hoffen und vertrauen, sollen sich beherrschen, freundlich und barmherzig sein, für die Armen sorgen, die Sünden bekennen, anderen verzeihen und sich untereinander versöhnen. „Denn wer so lebt, wird das Himmelreich besitzen.“

(Entnommen aus: Geschichte der Kirche im Mittelalter, F. Donald Logan, übersetzt von Karl H. Nicolai, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2005, S.88 u.89)

Kann sich die heutige Welt nicht ein Beispiel an diesen kirchlichen Impulsen aus dem Mittelalter nehmen?