Archiv der Kategorie: Gott und Mensch

Nächstenliebe ist OK. Aber Feindesliebe?

Willst du glücklich sein im Leben, trage bei zu andrer Glück.
Denn die Freude, die wir geben, kommt ins eig‘ne Herz zurück. So dichtete die Frauenrechtlerin Marie Calm.
Eine Freundin erzählt, dass sie glaubt, dass Gott in uns ist. Wenn Gott in jedem Menschen ist, kann ich diese Person lieben und gleichzeitig Gott, der in dieser Person ist. Was ist aber im Kriegsfall? Wie liebe ich meine Feinde?

Ich war vor Kurzem mit einem Freund bei einem Vortrag von Gisbert Greshake, einem großen Theologen, der von der Hoffnung auf die Auferstehung aller Menschen sprach, auch der Massenmörder wie Hitler und Stalin. Jesus sagt: Betet für die, die euch verfolgen. In einem Krieg wie in der Ukraine hoffe ich, dass meine Feinde Gottes Zuwendung erleben und am Ende die Auferstehung. Diese Hoffnung sehe ich als Akt der Feindesliebe.

Was denken Sie?

Das Leben gewinnen

Ein Freund meinte: „Die Erde kreist um die Sonne, die größer ist und wir Menschen sollten um Gott kreisen, der auch größer ist.“ Er meinte, dass einige um sich selbst kreisen und deshalb einen harten Ungeist entwickeln. Wenn sie hingegen um Gott kreisen, dann löse sich das Harte und Verkrampfte. Ich kenne Menschen, die um eine schlimme Ideologie oder um ein Suchtmittel kreisen. Eine Frau erzählte mir, dass für ihren Mann die Arbeit sehr wichtig war und er jetzt in der Pension dem Alkohol verfallen ist. Seine Gedanken kreisen um diesen seinen Gott und er ist nicht einsichtig, dass er krank und mit dem Alkohol verheiratet ist. Seine Frau kann nur mehr die Scheidung einreichen. Ich denke, ich werde mich öfters fragen müssen, worum ich kreise. Manches kann ich aufgeben. So wie es Jesus lebte, der das eigene Leben hingegeben hat und das große gemeinsame Leben gewann.

Was kommt auf uns zu?

Als wir im Frühjahr 2020 nach Deutschland zu einem Geburtstagsfest reisen wollten, gab es die ersten Corona-Todesfälle und unsere Kinder haben uns inständig gebeten, nicht zu reisen. Mittlerweile hat die Menschheit den schwierigen Kampf gegen das Virus aufgenommen. Jetzt beginnt der Advent und wir sind in der Erwartung, dass wir ein schönes Weihnachten erleben können. Einige feiern das als Familienfest, einige sind allein, einige machen Urlaub, einige gehen zu den Gottesdiensten und allen ist zu wünschen, sich auf Jesu Geburt zu besinnen, denn in ihm ist Gott Mensch geworden, um uns zu helfen. Wir können seine Hilfe oft gut annehmen. Einige lehnen es ab, seine Hilfe anzunehmen. Aber vielleicht gelingt es ihnen, über ihren Schatten zu springen und ihm zu trauen. Gott steigt ja auch herab und wird ein Kind in einer Futterkrippe. Ich bitte ihn, dass er unsere zerstrittenen Gemeinschaften heilt:
Schick uns deinen guten Geist, sodass wir einander verzeihen können, dass wir über Mauern springen und versuchen, einander zu verstehen und neu anzufangen. Wenn nicht alle mitmachen, dann müssen wir mit der Zerrissenheit leben bis – ja, bis die große Erlösung kommt. Auch das verspricht uns Jesus und der Geist begleitet uns. Dieser gestaltet mit uns den Advent.

Hör mich, weil ich Dich rufe – Gott meiner Kindheit

Hör mich, weil ich Dich rufe – Gott meiner Kindheit –
Du wirst mich aus dem Konzentrationslager befreien.
Wie lange wollt ihr, Machthaber, in eurer Verblendung beharren?
Wann hört ihr auf, mit Schlagworten um euch zu werfen
und Propagandaphrasen zu dreschen?
Viele gibt’s, die fragen:
„Wer wird uns von ihren Atomwaffen befreien?“
Ich sage: Lass Du, Herr, Dein Antlitz leuchten
über ihren Bomben.


Du schenktest meinem Herzen größere Freude,
als Wein, den sie auf ihren Festen trinken.
Gehe ich zu Bett, so schlafe ich ruhig ein.
Alpdrücken und Schlaflosigkeit quälen mich nicht,
und ich erschrecke nicht vor den Gespenstern meiner Opfer.
Ich brauche keine Beruhigungsmittel,
weil Du, Herr, mir Sicherheit gibst.

Ernesto Cardenal, Psalm 4

Der Psalm 4, Gottes Schutz in der Nacht: in der Bibel.

(aus: Zerschneide den Stacheldraht, Lateinamerikanische Psalmen, Jugenddienstverlag, 3. Auflage 1973, Übersetzung Stefan Baciu, Bild: Photo by Andrea Piacquadio on Pexels.com)

Der Hunger nach mehr

Neben den Beziehungskillern wie Gewalttätigkeit oder Wahnideen gibt es alltägliche Missverständnisse, die uns ärgern. Hilfreich ist für mich das Vier Ohren Modell von Friedemann Schulz von Thun mit Appellohr, Beziehungsohr, Selbstoffenbarungsohr und Sachohr. Aber die Missverständnisse lassen sich nur klären, wenn ich nachfrage: Wie hast du das gemeint? Wie siehst du das? – Ich glaube, ich muss da einiges noch tun.

Übrigens: Geschenke erhalten die Freundschaft. Ich muss mir immer sagen: Pflege deine Freundschaften und deine Beziehungen.

Auch die Beziehung zu Gott. Sie ist für mich wichtig geworden. Vorsichtig formuliert: Zu Gott Vater sehe ich mich als einen seiner Söhne. Zu Jesus bin ich ein Freund. Zum Heiligen Geist erfahre ich mich als Medium, aber auch als Beschenkter und unruhiger Geist. Die Unruhe liebe ich und verstehe Augustinus, wenn er zu Gott sagt: „Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir.“

Weiterlesen

Freude, schöner Götterfunken

Beim Fronleichnamsfest kam die Sonne heraus und wir hatten endlich wieder das Sacré Coeur Kaffee, diesmal im Birkenhof. Die Gespräche flogen dahin und wir freuten uns an der Gemeinschaft. Es war, als ob die Engel „Freude, schöner Götterfunken!“ gesungen hätten. Die Geschwisterlichkeit bekommt eine Leichtigkeit, wenn uns Gott trägt.

Die Parole „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ fußt auf den Losungen der Französischen Revolution 1789 und der europäischen Aufklärung. Obwohl die Kirchen dabei angegriffen wurden, hat die Parole christliche Wurzeln. Die Befreiung aus der ägyptischen Sklaverei, die Gottesebenbildlichkeit der Menschen und die Nächstenliebe sind die Wurzeln von „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“.

Ich finde, dass die Brüderlichkeit oder besser die Geschwisterlichkeit leichter zu leben ist, wenn ich eine Beziehung zu Gott habe. Ich sehe sehr viele Gemeinschaften und Familien eher zerfallen, wenn die moralische Forderung nach Solidarität und Nächstenliebe allein ohne eine Liebe zu Gott gelebt wird. Eric Voegelin sagte dazu: „Wir haben es mit einer Krankheit des Geistes zu tun“, einer „Pneumapathologie“. Als Heilung bietet Jesus die Beziehung zum göttlichen Geist an, der Gottesliebe und Nächstenliebe verbindet. Mit ihm können wir im sonnigen und freien Garten fröhlich feiern.

(Quelle zu Eric Voegelin: https://christenwind.at/?cat=130)

Mit Gott werde ich frei

Viele machen sich das Leben selbst schwer, indem sie undankbar sind, einander nicht vergeben oder sich nicht versöhnen wollen, sich rivalisieren, andere Menschen abwerten und bekämpfen. Da bekommen viele Depressionen, Herzinfarkte, werden unglücklich und begehen Suizid. Sie können nicht loslassen und verstricken sich immer mehr in ihre Gedanken.

Es hängt stark mit der fehlenden Gottesbeziehung zusammen. Klar ist, es gibt viele Ursachen für Depressionen, Herzinfarkte und Suizid. Aber klar ist auch, je intensiver ich mich auf Gott einlasse, umso freier werde ich. Der Grund ist die Treue Gottes zu uns Menschen. Viele, auch Atheisten, müssen aber ihr Gottesbild fallen lassen. Dieses fixe Bild eines Gottes, der ein Automat ist oder der uns nach dem Tod in die Hölle schickt, muss man hinter sich lassen. Er ist größer, liebevoller und freier als wir denken können.

Ich habe erfahren, dass er mich und andere mit seinem Geist fördert und herausfordert. So wie er frei ist, werden wir mit ihm frei. Sein Heiliger Geist macht uns mutig und einsatzfreudig. Er unterstützt uns, anderen zu helfen und uns für das Wohl der Gemeinschaft einzusetzen. Und: Die Gewissheit, dass er mich im Tod auffängt, macht mich locker und froh.

Wann ist das endlich vorbei?

Er ist mein Freund

4 Tipps um durchzuhalten:

Ich brauche einen geregelten Tagesablauf, viel Bewegung und Gespräche mit Freunden (übers Telefon). Für meine Seele brauche ich eine Zeit, in der ich in die Stille gehe und es ist sinnvoll, mich mit Gott zu beschäftigen.
Ein Mensch erzählt seinen Traum: „Ich ging am Meer entlang mit meinem Gott. Vor dem dunklen Nachthimmel erstrahlten Bilder aus meinem Leben. Und jedes Mal sah ich zwei Fußspuren im Sand, meine eigene und die meines Gottes. Als das letzte Bild an meinen Augen vorüber gezogen war, blickte ich zurück. Ich erschrak, als ich entdeckte, dass an vielen Stellen meines Lebensweges nur eine Spur zu sehen war. Und das waren gerade die schwersten Zeiten meines Lebens. Besorgt fragte ich: „Gott, als ich anfing, dir nachzufolgen, da hast du mir versprochen, auf allen Wegen bei mir zu sein. Aber jetzt entdecke ich, dass in den schwersten Zeiten meines Lebens nur eine Spur im Sand zu sehen ist. Warum hast du mich allein gelassen, als ich dich am meisten brauchte?“ Da antwortete er: „Mein liebes Kind, ich liebe dich und werde dich nie allein lassen, erst recht nicht in Nöten und Schwierigkeiten. Dort wo du nur eine Spur gesehen hast, da habe ich dich getragen.“ Der Mensch bedankte sich bei Gott. Er sah, in der Not trägt ihn Gott.

Ich weiß, dass die Pandemie vorbeigeht. Ich weiß auch, dass im Lockdown und in der Quarantäne der treue Gott uns trägt. Er gibt mir auch zum Durchhalten seinen belebenden Geist – wenn ich will. Warum soll ich seinen Geist nicht wollen? Er ist wie mein Kaffee am Nachmittag. Ohne ihn bin ich müde und schlaff. Komm, Gottes Geist, starte mit mir durch!

Gott: Opfert keine Schafe

Eine Szene mit Gott und opfernden Priestern

Gott: Opfert keine Schafe und Lämmer. Ich opfere mich selbst. Nicht für mich, sondern für euch. Weil ich euch liebe.

Priester: Das ist schön. Aber die Opfer bleiben.

Gott: Macht den Tempel zu einem reinen Gebetshaus.

Priester: Dann haben wir keine Opfer, keine Einnahmen, keine Aufgaben. Wir verarmen. Willst du das?

Gott: Nein. Ihr habt viele Talente. Ich schlage mein Zelt unter euch auf.

Priester: Zelte kann der Sturm abreißen und mitnehmen. Ein steinerner Tempel ist da besser.

Gott: Aber unbeweglich und er kann leicht zerstört werden, wie es die Babylonier gemacht haben und es die Römer auch machen werden. Nein, mein Heiliger Geist betet dann in euch allen.

Priester: Aber dann gibt es keinen Unterschied mehr zwischen uns und dem Volk.

Gott: Dafür bin ich euch sehr nahe. Wir werden sehen.

Priester: Wir werden sehen.

Weihnachten auf anderen Planeten: Gott wird auch dort Mensch

Vergleich einiger durch das Weltraumteleskop Kepler entdeckten Planeten in der habitablen Zone ihres Sterns (2015)

Wenn immer mehr Planeten im weiten Universum entdeckt werden, stellt sich die Frage, ob die göttliche Evolution auch auf anderen Planeten Menschen hervorbringt und ob dort auch Gott Mensch wird. Karl Rahner und Armin Kreiner haben sich mit dieser Frage beschäftigt. Heinz-Hermann Peitz schreibt eine Rezension von Armin Kreiners Buch „Jesus, UFOs, Aliens : Außerirdische Intelligenz als Herausforderung für den christlichen Glauben“. Ich bringe einen Auszug.

Karl Rahner bringt den Gedanken, dass Gott die Materie „ergreift“ indem er Mensch wird. Der Sohn Gottes ist der „Logos“, wie Johannes in der Einleitung seines Evangeliums schreibt. Die Materie ist dynamisch und „drückt den Logos selbst aus“. Dadurch bringt sie den Logos in die Gegenwart, zu uns. Sie „vergegenwärtigt“ den Sohn Gottes in der Welt.

„Dies versteht er (Rahner) als Höhepunkt der Dynamik, in der eben dieser Logos die Evolution der Welt trägt. So kann man die Schöpfung in Rahners Worten „als ein Teilmoment an jener Weltwerdung Gottes auffassen, in der … Gott sich selbst aussagt in seinem welt- und materiegewordenen Logos“, so dass – und hier stimmt Kreiner fast bis in die Wortwahl hinein überein – „Schöpfung und Menschwerdung … zwei Momente und Phasen eines einen … Vorgangs der Selbstentäußerung und Selbstäußerung Gottes“ sind (Rahner, Christologie innerhalb einer evolutiven Weltanschauung, in: Schriften 5, 1962, 183-221, hier 205).“

Weihnachten feiern also Menschen auf anderen Planeten in ähnlicher Form, als Geburt des Gotteskindes. Das ist die grenzenüberschreitende Liebe Gottes.

Weiterlesen