Archiv der Kategorie: Geschwisterlichkeit

Schwester und Bruder. Dreikönig

Bruder Caspar, Bruder Melchior und Bruder Balthasar

Ich freue mich immer, wenn ich nette Menschen treffe. Einmal wurde ich ein wenig überschwänglich und sagte zu einer Bekannten „Schwester in Christus“. Sie war überrascht, freute sich sehr. Sie gab mir zurück: „Bruder in Christus“. Es ist eine gute Tradition in unserer Kirche, dass wir uns als Schwestern und Brüder sehen. Wir sind ja Beschenkte. Joseph Ratzinger und Karl Rahner arbeiteten heraus, dass Gott uns nicht nur einzelne Gaben gibt, sondern dass Gott sich selbst uns schenkt. So können wir davon ausgehen, dass Gott sich in unser Herz begibt. Wenn meine Mitchristinnen und Mitchristen alle Gott in ihrem Herzen tragen, dann sind sie meine Brüder und meine Schwestern. Aber Achtung. Wir besitzen Gott nicht. Gott ist vielmehr unser Partner, der durch uns in die Welt wirkt. Von Augustinus wird erzählt, dass er eine Stimme hörte: „Augustinus! Nicht für dich wirst du verwandelt. Ich verwandle dich, damit du ein liebendes Herz für andere wirst.“ Ich denke, die drei Sterndeuter aus dem Osten wurden verwandelt und sind unsere Brüder geworden. Bruder Caspar, Bruder Melchior und Bruder Balthasar.

Bescheidenes Leben und alles geschenkt

Franz von Assisi gab alles auf und gewann alles neu.

Ich bin fasziniert von Franz von Assisi. Es gab damals Aussätzige, die obdachlos und in fürchterlicher Armut lebten. Gerade diese Verachteten interessierten Franz, der immer die neuesten und schönsten Modekleider trug. Er sah einen stinkenden Aussätzigen, ging auf ihn zu und umarmte ihn. Zu seiner Überraschung spürte er kein Ekel, sondern eine „Süße“, wie er es nannte. Er kam so zu einer ganz neuen Einstellung zu Gott, zu den Menschen und zur Natur.

Er gab alles auf und gewann alles neu. Er gab alles seinem Vater Bernadone zurück und bekam alles von seinem himmlischen Vater: Sonne, Mond und Sterne, duftende Blumen, heilende Kräuter und zwitschernde Vögel. Er schreibt in seinem Lied: „Gelobt seist du, mein Herr, für unsere Schwester Mutter Erde, die uns erhält und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt, mit bunten Blumen und Kräutern.“ Franz sah wie Jesus, dass man ein bescheidenes Leben führen kann und dabei alles geschenkt bekommt.

Rettung aus der Finsternis

Jesus bringt uns ein großes Versprechen. Wir leben zwar oft in einer unangenehmen Finsternis, aber wir können darauf vertrauen, dass Jesus in Herrlichkeit kommt, uns befreit und dass jene, die die Liebe leben, eingeladen werden, ein himmlisches Fest voll des Glücks zu feiern. Diese Abfolge von göttlichen Ereignissen geschieht im Leben jedes Menschen und man kann es individuell erfahren.

Mir ist es so ergangen. Ich betete und erlebte die gottlose Finsternis. Wo bist du, Gott? Ich rief zu seinem helfenden Geist. Komm, lass mich ein neues Pfingsten erleben. Bring mir Jesus als Licht in meine Finsternis!

In dieser Erfahrung zeigte er mir, dass ich auf Menschen zugehen kann, dass ich in einer Gemeinschaft bin, die zwar brüchig ist, aber in der der Geist Gottes da ist.

So erwarte ich es auch, wenn ich sterbe. Meine Welt stürzt ein, ich bin in der Finsternis, aber nach dem Tod kommt mir Jesus mit seinem Licht entgegen und ich sehe alle, die die Liebe leben, sodass wir im himmlischen Jerusalem Wohnung finden und ein grandioses Fest feiern.

Freude, schöner Götterfunken

Beim Fronleichnamsfest kam die Sonne heraus und wir hatten endlich wieder das Sacré Coeur Kaffee, diesmal im Birkenhof. Die Gespräche flogen dahin und wir freuten uns an der Gemeinschaft. Es war, als ob die Engel „Freude, schöner Götterfunken!“ gesungen hätten. Die Geschwisterlichkeit bekommt eine Leichtigkeit, wenn uns Gott trägt.

Die Parole „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ fußt auf den Losungen der Französischen Revolution 1789 und der europäischen Aufklärung. Obwohl die Kirchen dabei angegriffen wurden, hat die Parole christliche Wurzeln. Die Befreiung aus der ägyptischen Sklaverei, die Gottesebenbildlichkeit der Menschen und die Nächstenliebe sind die Wurzeln von „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“.

Ich finde, dass die Brüderlichkeit oder besser die Geschwisterlichkeit leichter zu leben ist, wenn ich eine Beziehung zu Gott habe. Ich sehe sehr viele Gemeinschaften und Familien eher zerfallen, wenn die moralische Forderung nach Solidarität und Nächstenliebe allein ohne eine Liebe zu Gott gelebt wird. Eric Voegelin sagte dazu: „Wir haben es mit einer Krankheit des Geistes zu tun“, einer „Pneumapathologie“. Als Heilung bietet Jesus die Beziehung zum göttlichen Geist an, der Gottesliebe und Nächstenliebe verbindet. Mit ihm können wir im sonnigen und freien Garten fröhlich feiern.

(Quelle zu Eric Voegelin: https://christenwind.at/?cat=130)