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Blind vor Rache

Mahatma Gandhi sagte: „Auge um Auge macht die ganze Welt blind.“ Ein Wort ergibt das andere, ein Schlag ergibt den anderen Schlag. Zum Schluss liegen alle am Boden. Wer beim Teufelskreis der Gewalt nicht mitmachen möchte, kann seinem Feind aus dem Weg gehen. Als Kinder haben wir gelernt: Der Gescheitere gibt nach, der Esel fliegt in den Bach. Aber es gibt Kränkungen, die tiefe Wunden in uns gerissen haben. Wir bemerken plötzlich, dass wir von einer wichtigen Person nicht geliebt werden. Dann ist Verzeihen sehr schwer. Verzeihen ist die schwerste Liebe nach Albert Schweitzer. Im Verzeihen liegt wahre Stärke (Roswitha Bloch). Es bringt Freude ins Herz (Marianne Einfeldt) und reißt mich aus der Vereinsamung heraus (Stefan Fleischer).

Der Prophet Nehemia lobt Gott, der ihm ein Vorbild ist: Du bist ein Gott, der verzeiht! (Nehemia 9,17b). Ich habe die Erfahrung gemacht, dass mir Gott beim Verzeihen hilft.

Rache oder Vergebung in Charleston

Nach dem Attentat auf afroamerikanische Christinnen und Christen in Charleston, USA, bei dem neun Menschen getötet wurden, sorgten die Angehörigen für Erstaunen. Bei einer Anhörung richteten sie sich an den Attentäter, verziehen ihm und forderten ihn auf, seine Tat zu bereuen, damit es ihm besser gehe. Gleichzeitig lehnten sie Rachegedanken ab und baten Gott, ihm zu verzeihen.
Auch US-Präsident Barack Obama war gerührt. Die Antwort der Familien der neun Toten sei „ein Ausdruck von Glauben, der unvorstellbar ist, aber der die Güte des amerikanischen Volkes widerspiegelt.“
Anthony Thompson, ein Angehöriger einer Toten sagte: „Ich vergebe dir, meine Familie vergibt dir“, Die Familien der Opfer würden es gerne sehen, dass der Attentäter Dylann R. Reue zeige. „Tue das und es wird dir besser gehen“.
Felecia Sanders überlebte das Massaker in der Emmanuel African Methodist Episcopal Church. Ihr Sohn hingegen wurde erschossen. „Wir haben dich am Mittwochabend mit offenen Armen in unserer Bibelgruppe willkommen geheißen“, sagte sie zum Attentäter. Er war in die Bibelstunde gekommen und hatte fast eine Stunde lang mit den Gläubigen zusammengesessen, bevor er das Feuer eröffnete. „Du hast einige der wunderbarsten Menschen getötet, die ich kenne“, sagte Sanders zu R. „Jede Faser meines Körpers tut weh.“ Und dann: „Möge Gott dir gnädig sein.“
Bethane Middleton-Brown verlor ihre Schwester DePayne, die als Geistliche in der Gemeinde aktiv war: „Ich bin ‚work in progress‘, ich gebe zu, dass ich sehr zornig bin. Aber DePayne lehrte mich, dass unsere Familie durch Liebe errichtet wurde. Wir haben keinen Platz für Hass, wir müssen vergeben. Ich bete zu Gott für deine Seele.“
Obwohl ihr Großvater Daniel Simmons und die anderen Opfer durch eine Tat des Hasses gestorben seien, sagte Alana Simmons bei der Anhörung bei Gericht, werde der Hass nicht gewinnen.
Richter James Gosnell sagte: „Charleston ist eine sehr starke Gemeinschaft. Wir haben große Herzen. Wir sind eine liebende Gemeinschaft“, Er forderte die Bürger von Charleston auf, auch der Familie des jungen Mannes durch diese schwere Zeit zu helfen.
Pastor Thomas Dixon fasste die Botschaft der Angehörigen zusammen: Liebe statt Hass, Vergebung statt Rache. Das sei die Macht, die dem Täter weggenommen worden sei. „Der Schmerz des Siegs, den er erwartete – der ist nicht mehr da. Weil sie ihm vergeben haben. Er dachte, er würde einen Rassen-Krieg auslösen. Aber er traf Menschen, die ihm vergeben, damit sie weiterleben können.“
Die Toten: Rev. Clementa Pinckney, Cynthia Hurd, Tywanza Sanders, Sharonda Singleton, Rev. DePayne Middleton-Doctor, Rev. Daniel Simmons, Susan Jackson, Ethel Lance, Myra Thompson
Die Bilder
Die Familie von Rev. DePayne Middleton-Doctor: Gott heile unsere gebrochenen Herzen!