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Christinnen und Christen: Der IS hilft ins Himmelreich zu kommen

Coptic CrossDer Ägypter Beshir ist der Bruder von zwei Gastarbeitern, die in Libyen von Mitgliedern des ISIS ermordet wurden. Auf „SAT 7 Arabic“ wurde er interviewt. SAT7: Sagen Sie mir, wie Sie sich fühlen, Beshir. Erzählen Sie von Ihrem Bruder, von Ihrem Glauben, was Sie von Gott erwarten. Beshir: Es war nicht nur ein Bruder, ich hatte zwei! SAT7: Ja, oh. Erzählen Sie! Beshir: Zwei Brüder, Märtyrer Bishoy Estafanos Kámel und Märtyrer Samuel Estafanos Kámel. Ich bin stolz auf sie! SAT7: Ja. Bishoy und Samuel Beshir: Bishoy ist 25 und Samuel 23 Jahre alt. SAT7: Ja. Beshir: Sie sind ein Stolz der Christenheit und sie sind auch mein Stolz. Sie bewirkten, dass ich aufrecht mit stolzem Kopf gehe. SAT7: Ja, groß ist Ihr Glaube! Erzählen Sie von Ihrem Stolz und Ihrem Glauben! Wir wollen von Ihnen lernen! Beshir: Der ISIS gab uns mehr als wir wollten, weil sie aus dem Video nicht das herausschnitten, wo die Christen ihren Glauben bekannten und Jesus anriefen. SAT7: Ja. Beshir: Der ISIS half uns, unseren Glauben zu bezeugen. SAT7: Wow! Beshir: Ja, glauben Sie mir! SAT7: Groß ist Ihr Glaube! Beshir: Ich danke dem ISIS, weil sie kürzten den Ton nicht, als die Männer schreiend ihren Glauben bekannten. SAT7: Groß! Was macht Ihre Familie? Beshir: Glauben Sie mir, wenn ich sage, dass die Leute hier glücklich sind und sie gratulieren sich gegenseitig. Sie trauern nicht sondern gratulieren sich, weil so viele von unserem Wohnviertel als Zeugen starben. Wir sind so stolz auf sie! SAT7: Ich möchte wissen, was Sie fühlten, als Sie von den Luftangriffen hörten und die Leichen der toten ISIS-Mitglieder sahen. Beshir: Ich will es Ihnen offen sagen. SAT7: Ja, sagen Sie es. Beshir: Seit der Römerzeit waren wir Christen Ziel von Verfolgung und wurden Märtyrer. Das half uns durchzuhalten in Zeiten der Krise. Die Bibel sagt uns, dass wir unsere Feinde lieben und die segnen sollen, die uns verfluchen. Wie auch immer, die Luftschläge waren eine gute Antwort der Regierung nach einem so langen Warten, nachdem unsere Brüder verschwanden. Wir wussten nicht, wo sie waren. Aber angenommen, sie wären umgebracht worden, sobald sie gefangen genommen wurden, hätten wir uns nicht um Vergeltung bemüht. Aber nur die Länge der Zeit, als wir nicht wussten, wo sie sind, rechtfertigten für uns die Luftschläge. SAT7: Ihr Glaube ist sehr groß, Beshir! Ich möchte Ihnen eine Frage zu Ihrem Glauben stellen. Beshir: Stellen Sie sie. SAT7: Würden Sie sich ärgern oder jemand aus Ihrer Familie, wenn wir Sie nach Vergebung für jene fragen, welche Ihre Brüder umbrachten? Beshir: Vergebung für wen? SAT7: Für jene, die umbrachten und töteten. Beshir: Heute hatte ich ein Gespräch mit meiner Mutter. Ich fragte sie, was sie tun würde, wenn sie ein Mitglied des ISIS auf der Straße sieht. Sie sagte folgendes und ich gebe es ehrlich wieder, nicht weil ich jetzt öffentlich spreche. Sie sagte, sie würde ihn zu sich einladen, denn er half uns in das Königreich des Himmels zu kommen. SAT7: Oh! Beshir: Glauben Sie mir, das waren die Worte meiner Mutter. SAT7: Ich glaube Ihnen. Oh, ich glaube Ihnen. Beshir: Und sie ist eine einfache Frau über 60 Jahre alt. Ich fragte sie, was sie tun würde, wenn sie solche ISIS-Mitglieder auf der Straße sieht und ich sage ihr, das ist der Mann, der deinen Sohn erschlagen hat. Sie sagte, sie wolle Gott bitten, dass er ihm die Augen öffne und sie würde ihn in unser Haus bitten, denn er half uns, in das Königreich des Himmels zu kommen. SAT7: Oh, mit diesem guten Geist, ich bitte Sie, für sie zu beten. Die Mitglieder des ISIS. Nun, da Sie in der Öffentlichkeit sind. Beshir: Lieber Gott, bitte öffne ihre Augen, damit sie gerettet sind und ihren Unverstand aufgeben und auch die falsche Lehre, die ihnen gelehrt wurde. SAT7: Amen, mein Lieber, Amen. Bitte überbringen Sie unser Beileid Ihrer Mutter, Ihren Brüdern, Ihrer Familie, Ihren Nachbarn, welche trauern wie wir. Danke, Beshir, Danke, mein Lieber! Beshir: Ich danke Ihnen. https://www.youtube.com/watch?v=-yCmnyzYeW8 SAT7 vom 17.2.2015

Hier leiden die Heiden: Paradies Glaube

Jesus bespuckt gegeißelt, ausgestoßen

Jesus, Gottes Sohn wird bespuckt, gegeißelt und ausgestoßen (Bild aus „Passion Christi“).

Die Sündenbockreligion von Ulrich Seidl

Abgesehen von der Milieuschilderung mit volksreligiösen Versatzstücken ist der Film „Paradies Glaube“ von Ulrich Seidl eine Dreiecksgeschichte, bei der der schwächere Teil den Kürzeren zieht. Ein Moslem verlässt seine Frau, die sich in der Zwischenzeit dem halb anwesenden Jesus Christus zuwendet. Inwiefern sie sich in ihn verliebt, bleibt unklar. Als der moslemische Mann einen Unfall erlebt und auf einen Rollstuhl angewiesen ist, kommt er zur Ehefrau zurück und lässt sich pflegen und bedienen.

Da sie nicht mit ihm schlafen möchte, entwickelt der Ehemann eine Eifersucht auf Jesus, den Liebhaber seiner Frau und wirft ihn von der Wand und auf den Boden. Er macht etwas, das die Nazarener mit Jesus schon tun wollten: Die Männer in Nazaret sprangen auf und trieben Jesus aus der Stadt hinaus, bis an den Rand des Berges, auf dem Nazaret liegt. Dort wollten sie ihn hinunterstürzen. Aber Jesus ging mitten durch die Menge hindurch und zog weiter (Lukas 4,29-30).

Die ungläubige Christin ahmt zum Schluss ihren aggressiven moslemischen Mann nach. Auch sie greift ihren ohnmächtigen Exliebhaber frontal an. Sie geißelt ihn und bespuckt ihn. Der Film bricht gerade hier ab, wo die Geschichte interessant wird. Was macht es mit den beiden, wenn sie Jesus umbringen?

Beide machen Jesus  zu ihrem Sündenbock, eine Rolle, die er von außen gesehen in der Passion am Karfreitag einnimmt. Da schreit der Pöbel: Ans Kreuz mit ihm! Und der Hohe Priester Kajaphas sagt bei der Beratung: Ihr bedenkt nicht, dass es besser für euch ist, wenn ein einziger Mensch für das Volk stirbt, als wenn das ganze Volk zugrunde geht (Joh 11,50).

Ulrich Seidl als Hoher Priester Kajaphas

          Regisseur Ulrich Seidl übernimmt die Rolle des Hohen Priesters und lässt Jesus für das Publikum sterben. Bei den Filmvorführungen im Kino lachen am Anfang noch einige. Dann wird es immer unheimlicher im Saal und zum Schluss lächeln einige zufrieden, wenn die ungläubige Christin Jesus geißelt. Jetzt wissen sie, wer vermeintlich schuld an ihrer Misere ist. Recht geschieht ihm. Warum lässt er sich auch zum Sündenbock stempeln.

Was in dem Film gezeigt wird ist die heidnische Hölle. Menschen rivalisieren, konkurrieren und stoßen Schwächere aus. Mit dem Ausstoßen des Dritten beginnt nach René Girard die archaische Religion. Diese Ausstoßung schafft Frieden unter den Rivalen. Das Publikum ist zufrieden.

Dieser Film zeigt die neue heidnische Religion in Europa. Der göttliche Liebhaber als schwächerer Teil wird verstoßen und dem Ganzen wird der Spezialpreis der Jury beim Filmfestival in Venedig verliehen. Die neuen Priester wissen, wen sie ausstoßen müssen: Gott. Sie wissen auch, wen sie dafür instrumentalisieren können: einen querschnittgelähmten Moslem. Die neue heidnische Religion instrumentalisiert den Islam, um Gott zu vertreiben. Was bleibt, ist eine Seidlsche Hölle von Rivalen, die sich bekämpfen. Das Rutschen auf den Knien, das Masturbieren mit dem Kreuz und die Selbstgeißelung bleibt Dekoration. Diese schockierenden Phänomene werden aufgeboten, um zu verdecken, dass es um eine Ausstoßung geht, bei dem das Opfer, der göttliche Liebhaber unschuldig ist.

Diese Art von heidnischer Religion geht am Christentum voll vorbei. Zwar hat auch das Christentum archaische Einsprengsel, die von außen gesehen Ähnlichkeiten mit den Sündenbockreligionen haben. Aber der innere feurige Kern der Christenheit ist eine Offenbarung. Es ist die Offenbarung der Herrlichkeit der Liebe Gottes. Ulrich Seidl als Hoher Priester des Sündenbocks verkennt das Zentrale der christlichen Religion und muss deshalb Archaisches auf die Leinwand werfen.

Auch die römischen Soldaten 30 n. Chr. sehen in Jesus nur das Opfer ihrer kollektiven Gewalt. Christus hingegen übernimmt nicht die Sichtweise seiner Mörder, er betet für seine Peiniger: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. Er sieht sich als Sohn des Vaters, in dessen Herrlichkeit er hineingeht. Wenn die ungläubige Christin im Film an Jesus geglaubt hätte, dann würde sie mit den Armen ein wunderbares Fest feiern. Das wäre die christliche Sicht von „Paradies Glaube“ gewesen. So aber kann man als Christin und Christ nur sagen: Vater, vergib dem Regisseur, den Schauspielern und manchen Zuschauern, sie wissen nicht, was sie tun!