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Der Neid verursacht Konflikte

„Mein größter Fehler ist der Neid“ sagte mir ein Freund. Der Neid ist die Ursache der meisten Konflikte. Ich sehe das bei Simson, der eine Philisterin heiratete. Als er nach längerer Zeit zurückkam, war sie mit seinem Freund verheiratet. Daraufhin verbrannte er die Felder der Philister.
Der Konflikt begann schon, als sein Freund bemerkte, dass Simson die Philisterin begehrte. Dieses Begehren ahmte er nach. Auch sein Freund begehrte jetzt die Frau. Dadurch wurde aber für Simson die Philisterin noch begehrenswerter. Beide Freunde wurden jetzt Rivalen. Der Streit wurde immer brutaler und die Begehrte wurde immer unwichtiger. Wichtiger war der Kampf und die Rache. Es kam sogar soweit, dass die Philister die Frau und ihren Vater ermordeten. (Richter 14,1ff)
Den Konflikt kann ich nicht vermeiden, wohl aber die Art, wie der Konflikt ausgetragen wird. Jene haben es leichter, die eine gute Beziehung zu Gott haben, der schenkt und der begehrt wird. Ich kann mein Begehren auf Gott lenken. Die Frau bleibt begehrenswert, aber auch Gott. – Das sagt sich so leicht. Es hängt alles von der Beziehung zu Gott ab. Wenn Simson sieht, dass sein Freund seine Frau geheiratet hat, dann wäre es gut, er lässt die beiden in Ruhe. Er kann leichter loslassen, wenn er etwas Größeres begehren kann, nämlich Gott, der ihm alles schenkt. Gott ist kein knappes Gut, sodass niemand neidisch sein muss. Gott ist nicht knapp, trotzdem ist er dir und mir liebend, schenkend, heilend nahe.

Jesus, Vollkorn und Omega 3

Ich liebe gesundes Essen. Aber ich habe mich bis jetzt nicht für die biologischen Hintergründe interessiert. Begonnen hat dieses Interesse, als meine Schwester von einem Buch schwärmte, das die aktuellen wissenschaftlichen Untersuchungen zum Thema Ernährung auswertet. Als der Wissenschaftsjournalist Bas Kast gerade 40-jährig mit Schmerzen in der Brust zusammenbrach, stellte sich ihm die existentielle Frage: Hatte er mit Junkfood seine Gesundheit ruiniert? Ich wurde ein Fan seiner Auswertung der vielen Mega-Studien und kaufte gleich am Brunnenmarkt Linsen, Kichererbsen, Vollkornbulgur und Hummus. Meine Frau machte köstliche Gerichte daraus, sagte aber, dass sie nicht nur diese Sachen verarbeiten möchte.
Im Evangelium vom Sonntag gibt es die Geschichte, wo Jesus mit fünf Broten und zwei Fischen tausende Menschen satt machte. Das war eine großartige Sache. Er zeigte, dass wir Hungrige speisen und auf Gott schauen sollen, der der Spender von allem Guten ist und aus unserem Wenigen viel macht.
Menschen machten schon immer die Erfahrung, dass die Schöpfung uns nicht nur manche Medizin schenkt, sondern auch gesunde Nahrung. Die Brote waren zurzeit Jesu nicht aus Auszugsmehl, sondern aus Vollkornmehl gebacken. Sie machten satt. Die Fische brachten gesunde Omega 3 Fette den Menschen, die vor tödlichen Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützten. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Gott für uns gerne sorgt und uns im Brot der Hostie begegnen möchte. Er schenkt uns gesunde Nahrung, Liebe und Inspiration.

Wie bitte? Wunder?

Wunder: die Ereignisse Gottes

Christoph Böttigheimer

Christoph Böttigheimer

Ich liebe Bücher. Wenn ich in die Buchhandlung gehe, komme ich fast nie ohne ein Buch heraus. Vor Kurzem lachte mich in der Herder-Buchhandlung ein Buch mit dem vielversprechenden Titel „Wie handelt Gott in der Welt?“ an. Da der Untertitel „Reflexionen im Spannungsfeld von Theologie und Naturwissenschaft“ sehr solide klang, schlug ich zu. Ich wurde nicht enttäuscht. Der Autor Christoph Böttigheimer beschreibt die verschiedenen naturwissenschaftlichen Überlegungen zum Handeln Gottes und bringt zwei theologische Ansätze, die das Handeln Gottes „grundsätzlich als ein zweitursächliches Geschehen“ begreifen (Böttigheimer 264). Die zweiten Ursachen sind die Ursachen in dieser Welt zum Unterscheid von der einen Erstursache, der Ursache von allem, die Gott ist. Er ist der großartige Grund von allem, was im Augenblick existiert. Die Schwierigkeit ist ja nicht diese Erstursache zu denken, denn dass alles einen Grund hat, kann man durchaus annehmen. Auch dass dieser Grund sich einigen Menschen wie Abraham oder Moses offenbart, ist durchaus einsehbar. Was hingegen für einige sehr unklar ist, ist das direkte Eingreifen Gottes in den Ablauf der Welt. Der Dominikaner Thomas von Aquin schlug im 13. Jahrhundert vor, dass Gott in außergewöhnlichen Augenblicken zweitursächlich „an der Ordnung der Dinge vorbei“ handeln wird können. Der Jesuit Karl Rahner und andere Theologen im 20. Jahrhundert lehnten dieses Vorbeihandeln Gottes an der Ordnung der Dinge ab und begannen, die innerweltlichen Ursachen als Mittel von Gottes Wirken zu sehen. Der Autor stellt nun Béla Weissmahr vor, ebenfalls ein gelehrter Jesuit, der das Handeln Gottes durch die Vermittlung der Geschöpfe sieht. Er schlägt vor, von „der Eigendynamik, der „Selbstüberbietung“ der Geschöpfe auszugehen“(Böttigheimer 265). Diese „Seinszunahme“ der Dinge und damit auch die Evolution hat in Gott die absolute Ursache. Die Geschöpfe bringen kraft ihrer von Gott ermöglichten Eigendynamik Neues hervor und überbieten sich selbst.

Béla Weissmahr

Béla Weissmahr

Ich muss jetzt unbedingt diese interessante und komprimierte Beschreibung von Wunder bringen, die Christoph Böttigheimer bei Béla Weissmahr gefunden hat:
Ein Wunder wäre demnach „ein außergewöhnliches, unserer Vorverständnis in Bezug auf das innerweltlich Mögliche gleichsam sprengendes Ereignis, durch welches der transzendente Gott mittels der eigenen, zum Hervorbringen auch von Neuem und Unvorhergesehenem fähigen Kräfte des Geschöpfes, d.h. weltimmanent wirkend, auf unerwartete Weise innerweltliche Rettung oder irdisches Heil dem Menschen schenkt und somit seine persönliche, auf unbedingtes Heil ausgerichtete Liebe zeichenhaft in der Materialität der Welt zum Ausdruck bringt.“ (Weissmahr S. 42)

Die Selbstüberbietung eines Geschöpfes kann sehr weit gehen. Der Salzburger Theologe Bernhard Wenisch geht einen Schritt weiter und sieht die Möglichkeit Gottes, „durch einen Schöpfungsakt die Seins- und Wirkmacht eines Geschöpfes über die normalen Wesensgrenzen, die diesem Geschöpf eigen sind“, hinaus zu erweitern.“Gott schafft jene Wirkkraft, die sich im Wunder auswirkt, in das Geschöpf hinein“ und mit „Hilfe dieser neu ihm geschenkten Wirkkraft erwirkt dann das Geschöpf jenen Effekt, den Gott beabsichtigt.“ Wunder ereignen sich dadurch durch ein Zusammenwirken von sich selbst überbietenden Geschöpfen und den heilenden und das Wesen übersteigenden Wirkkräften Gottes.
Übrigens: Das Buch von Bernhard Wenisch habe ich mir übers Internet gleich bestellt. Es war kaum mehr aufzutreiben.

Literatur:
Christoph Böttigheimer, Wie handelt Gott in der Welt? Reflexionen im Spannungsfeld von Theologie und Naturwissenschaft, Freiburg i. Br. 2013, Herder
Béla Weissmahr, Gottes Wirken in der Welt – das Verhältnis von göttlicher und innerweltlicher Ursache, in: R. Isak (Hg.), Glaube im Kontext naturwissenschaftlicher Vernunft, Freiburg i. Br. 1997, 23-42
Bernhard Wenisch, Geschichten oder Geschichte? Theologie des Wunders, Salzburg 1981, Verlag St. Peter
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Willibald Sandler, Gottes Handeln unterscheiden in Theologie und Erfahrung (Auf dem Weg zu einer theologischen Kriteriologie für unterscheidbare Zuordnungen von Gottes Handelns) Innsbruck 2008 Online