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Reichensteuer und Christliche Soziallehre – Faymann und Benedikt XVI

Univ. Prof. Johannes Messner

Die christliche Soziallehre hat als Ziel Gerechtigkeit. Dabei ist es oft notwendig, Eigentum der Gemeinschaft zu übergeben. Univ.-Prof. Johannes Messner schreibt in seiner „Kurz gefaßten christlichen Soziallehre„: Das Gemeinwohl kann die Entziehung gemeinwohlwidrigen Eigentumsbesitzes unter angemessener Entschädigung erfordern (S.15).

Wann ist ein Eigentumsbesitz gemeinwohlwidrig?

Papst BenediktIm Mai 2011 hielt Papst Benedikt XVI eine vielbeachtete Rede zum 50. Jahrestag von Mater et Magistra, einer Enzyklika (einem Brief) von Johannes XXIII. Er wies auf die besorgniserregenden Phänomene hin, „die mit der Finanzwelt zusammenhängen. Denn nach dem Höhepunkt der Krise hat sie wieder begonnen, frenetisch Kreditverträge abzuschließen, die häufig eine grenzenlose Spekulation erlauben. Phänomene schädlicher Spekulation gibt es auch in bezug auf Nahrungsmittel, Wasser und Land, was letztendlich jene noch ärmer macht, die bereits in Situationen hoher Prekarität leben. In ähnlicher Weise haben der Preisanstieg für primäre Energieressourcen und die daraus folgende Suche nach alternativen Energien, die manchmal ausschließlich von kurzfristigen ökonomischen Interessen geleitet wird, negative Folgen für die Umwelt wie auch für den Menschen selbst.“

Bundeskanzler Werner FaymannMancher Finanzbesitz ist für das Gemeinwohl schädlich und kann entzogen werden. Ist die Forderung von Werner Faymann einer Reichensteuer mit der Forderung der christlichen Soziallehre nach Gerechtigkeit identisch?

Die Zeitung „Der Sonntag“ bringt ein Interview mit Alois Riedlsperger SJ, dem Leiter der Katholischen Sozialakademie Österreichs über das Steuersystem: „Eine ausgewogene Besteuerung aller Vermögen und Einkommen ist daher „höchste Vernunft” eines Steuersystems, das das Vertrauen aller Bürgerinnen und Bürger hat.“

Das ist sanftmütiger nicht zu denken

Vorbilder sind trotz aller Autonomiewünsche für das Handeln äußerst wichtig. Eines dieser Vorbilder war der Nazarener. Jesus war ein Vorbild in der Sanftmütigkeit und Gewaltlosigkeit. Auch wenn er in einer prophetischen Symbolhandlung Händler und Geldwechsler aus dem Tempel trieb, so rief er nie zu Gewalthandlungen auf und auch als Auferstandener rächte er sich nicht für seinen gewaltsamen Tod. Er brachte den abtrünnigen Jüngern bei seinen Erscheinungen seinen Frieden und bot ihnen seine Versöhnung an.

Christinnen und Christen können ihm nachfolgen und ihn nachahmen. Wie hätte Jesus in dieser Situation gehandelt, ist eine Frage, die sich Christinnen und Christen in der Nachfolge stellen. Die sündhafte Mimetik wird durch eine jesuanische Mimetik aufgehoben.

Sein göttlicher Vater bestätigte ihn und seine sanftmütige Praxis, indem er ihn auferweckte. Der römische Hauptmann, der die Kreuzigung überwachte, nahm diese Bestätigung durch seinen himmlischen Vater vorweg: „Wahrlich, das war Gottes Sohn!“ Zwei andere sehr bekannte Vorwegnahmen der Bestätigung als Sohn und Messias waren die Taufe im Jordan und die Verklärung am Berg Tabor.

Als er sich von Johannes taufen ließ, bestätigte ihn sein göttlicher Vater als „geliebten Sohn“ und bei der Verklärung stand er voll im himmlischen Licht zwischen dem Gesetzbringer Moses und dem Urpropheten Elias. Jesus ging aber nicht als dritte Figur in die Geschichte ein. Eine Stimme hörten seine Jünger: „Dies ist mein geliebter Sohn. Auf ihn sollt ihr hören.“

Jesus wusste sich von seinem Vater gesandt. Er war aber nicht nur der Überbringer einer Botschaft, wie es in der Bergpredigt zu hören war, sondern er zeigte einen so gütigen und so gerechten Gott, dass er größer in seiner Güte und in seiner Gerechtigkeit nicht gedacht werden kann.