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Palmsonntag: Jesus auf einer Eselin

Der Einzug Jesu in Jerusalem geschieht nicht hoch zu Ross, wie es ein Imperator inszeniert, sondern Jesus sitzt auf einem Lastesel. Heute würde er nicht im BMW oder Mercedes in Jerusalem einfahren, sondern auf einem einfachen Drahtesel, einem Fahrrad. Damals zog Jesus in Jerusalem durch das goldene Tor ein. Es ist das Tor des Messias, des „Gesalbten“. Sein Reiten auf einer Eselin sagte allen: Ich bin der Messias der Armen. Zu euch Armen kommt Gott und schlägt sein Zelt unter euch auf.

Heute noch wollen viele Jüdinnen und Juden sich beim Goldenen Tor begraben lassen. Denn dort kommt der Messias und weckt die Toten auf. Auch die Gräber in und um die Kirchen sind Zeichen, dass zuerst in der Kirche der Messias kommt und die Toten aus ihren Gräbern holt.

Mit dem Einzug in Jerusalem beginnt sichtbar die messianische Zeit, in der vieles aufgehoben wird, auch der Tod. Danach kommen die Gegenmächte und wollen diese messianische Zeit verhindern. Die tragische Auseinandersetzung zwischen Gott und den Gegenmächten lesen wir in der Passion. Das überraschende Ende kommt eine Woche später.

Wie Ochs und Esel an die Krippe kamen

Als Josef und Maria auf dem Weg nach Betlehem waren, rief ein Engel die Tiere heimlich zusammen, um einige auszuwählen, der Heiligen Familie im Stall zu helfen. Als erster meldete sich natürlich der Löwe: „Nur ein König ist würdig, dem Herrn der Welt zu dienen“ brüllte er, „ich werde jeden zerreißen, der dem Kinde zu nahe kommt.“
„Du bist mir zu grimmig“, sagte der Engel.
Darauf schlich sich der Fuchs näher. Mit unschuldiger Miene meinte er: „Ich werde die gut versorgen. Für das Gotteskind besorge ich den süßesten Honig, und für die junge Mutter stehle ich jeden Morgen ein Huhn.“
„Du bist mir zu verschlagen“, sagte der Engel.
Da stelzte der Pfau heran. Rauschend entfaltete er sein Rad und glänzte in seinem Gefieder. „Ich will den armseligen Schafstall köstlicher schmücken als Salomon seinen Tempel!“
„Du bist mir zu eitel“, sagte der Engel.
Da kamen noch viele und priesen ihre Künste an. Vergeblich. Zuletzt blickte der Engel noch einmal suchend um sich und sah Ochs und Esel draußen auf dem Felde dem Bauern dienen. Der Engel rief auch sie heran: „Was habt ihr anzubieten?“
„Nichts“, sagte der Esel und klappte traurig die Ohren herunter, „Wir haben nichts gelernt außer Demut und Geduld. Denn alles andere hat uns immer noch Prügel eingetragen!“ Und der Ochse warf schüchtern ein: „Vielleicht können wir dann und wann mit unseren Schwänzen die Fliegen verscheuchen!“
Da sagte der Engel: “Ihr seid die richtigen!“

(Nach einer Geschichte von Heinrich Waggerl, von Willi Hoffsümmer gekürzt, aus Kurzgeschichten 2)