Wie Ochs und Esel an die Krippe kamen

Als Josef und Maria auf dem Weg nach Betlehem waren, rief ein Engel die Tiere heimlich zusammen, um einige auszuwählen, der Heiligen Familie im Stall zu helfen. Als erster meldete sich natürlich der Löwe: „Nur ein König ist würdig, dem Herrn der Welt zu dienen“ brüllte er, „ich werde jeden zerreißen, der dem Kinde zu nahe kommt.“
„Du bist mir zu grimmig“, sagte der Engel.
Darauf schlich sich der Fuchs näher. Mit unschuldiger Miene meinte er: „Ich werde die gut versorgen. Für das Gotteskind besorge ich den süßesten Honig, und für die junge Mutter stehle ich jeden Morgen ein Huhn.“
„Du bist mir zu verschlagen“, sagte der Engel.
Da stelzte der Pfau heran. Rauschend entfaltete er sein Rad und glänzte in seinem Gefieder. „Ich will den armseligen Schafstall köstlicher schmücken als Salomon seinen Tempel!“
„Du bist mir zu eitel“, sagte der Engel.
Da kamen noch viele und priesen ihre Künste an. Vergeblich. Zuletzt blickte der Engel noch einmal suchend um sich und sah Ochs und Esel draußen auf dem Felde dem Bauern dienen. Der Engel rief auch sie heran: „Was habt ihr anzubieten?“
„Nichts“, sagte der Esel und klappte traurig die Ohren herunter, „Wir haben nichts gelernt außer Demut und Geduld. Denn alles andere hat uns immer noch Prügel eingetragen!“ Und der Ochse warf schüchtern ein: „Vielleicht können wir dann und wann mit unseren Schwänzen die Fliegen verscheuchen!“
Da sagte der Engel: “Ihr seid die richtigen!“

(Nach einer Geschichte von Heinrich Waggerl, von Willi Hoffsümmer gekürzt, aus Kurzgeschichten 2)

Eine Antwort zu “Wie Ochs und Esel an die Krippe kamen

  1. eine sehr liebe, sinnvolle Geschichte, die zum Nachdenken anregt!

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